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Unmissverständliches Signal: Engländer pfeifen Rooney aus

Kapitän der "Three Lions" steht weiter schwer in der Kritik

Unmissverständliches Signal: Engländer pfeifen Rooney aus

Das darf doch nicht wahr sein: Englands Kapitän Wayne Rooney erlebte am Samstag einen rabenschwarzen Abend.

Das darf doch nicht wahr sein: Englands Kapitän Wayne Rooney erlebte am Samstag einen rabenschwarzen Abend. picture alliance

Die Geschichte des wenig begeisternden Auftritts der Engländer ist schnell erzählt: Der haushohe Favorit hatte von Beginn an die Kontrolle über das Geschehen, tat sich im Vorwärtsgang allerdings schwer. In der 29. Minute wurden die Fans erlöst, weil Daniel Sturridge nach Flanke von Jordan Henderson zur Führung einköpfte. Hoffnungsträger Dele Alli legte noch vor der Pause einen zweiten Treffer nach (38.). Mehr kam von den "Three Lions" dann aber auch nicht mehr, im zweiten Abschnitt lieferte das Team von der Insel bei Southgates Debüt auf der Trainerbank einen trägen wie glanzlosen Vortrag. So blieb es beim 2:0-Erfolg gegen den krassen Außenseiter.

177 Kontakte: Kein Ball in den Strafraum

Weil die Gastgeber gar so wenig anboten, konnten sich die Fans auf ihr "Lieblingsziel" konzentrieren: Kapitän Rooney. Der englische Anführer sollte im Mittelfeld die offensive Dreierreihe um Torschütze Sturridge, Theo Walcott und Debütant Jesse Lingard mit Pässen füttern, was ihm doch recht mäßig gelang. 177-mal war Rooney am Ball, kein (!) einziger Pass von ihm landete im gegnerischen Strafraum. Ein Armutszeugnis, was die englischen Fans mit Pfiffen und Buhrufen quittierten. Gegen den eigenen Kapitän.

Spielersteckbrief Rooney
Rooney

Rooney Wayne

Spielersteckbrief Alli
Alli

Alli Dele

Spielersteckbrief Sturridge
Sturridge

Sturridge Daniel

Spielersteckbrief J. Henderson
J. Henderson

Henderson Jordan

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Andere Spieler haben sich einer solchen Situation nicht einfach so gestellt, sind in schweren Zeiten lieber zurückgetreten.

Gareth Southgate über Wayne Rooney

"Es ist faszinierend, in den letzten zehn Tagen einen Einblick in seine Welt zu erhalten. Jede einzelne Debatte scheint sich um ihn zu drehen", so Southgate: "Die Last auf ihm ist enorm, die Kritik zuweilen schlicht unfair." Der Interimscoach, der mit dem 2:0 einen glanzlosen aber immerhin ungefährdeten Einstandssieg feierte, erinnerte die Fans daran, was Rooney bereits für sein Land geleistet hat. Er stellte ihn auf eine Stufe mit John Terry, Frank Lampard und Ashley Cole: "Sie alle haben stets ihren Mann gestanden. Andere Spieler haben sich einer solchen Situation nicht einfach so gestellt, sind in schweren Zeiten lieber zurückgetreten." Das gibt es für die Rooneys und Lampards dieser Welt nicht, so Southgate. "Diese Jungs wollen immer und immer wieder für England spielen und halten dafür auch ihren Kopf hin. Wayne fällt in diese Kategorie."

Henderson hält das Zepter, Alli gestaltet

Mann des Abends gegen Malta: Englands allgegenwärtiger Jordan Henderson.

Mann des Abends gegen Malta: Englands allgegenwärtiger Jordan Henderson. picture alliance

Gut möglich also, dass Southgate auch im Quali-Spiel in Slowenien am Dienstag (20.45 Uhr) an Rooney festhält. Der langjährige ManUnited-Star hat unbestritten seine Führungsqualitäten, leistungstechnisch spricht aber vieles für die jüngere Generation. Tottenhams Eric Dier (22) hat Rooneys derzeitige Rolle bei der EM in Frankreich wesentlich besser ausgefüllt, Youngster Alli (20) ist der klassische Spielmacher. Die vielen wirkungslosen Ballberührungen von Rooney verblassten auch, weil Henderson (187 Kontakte) das Spiel an sich riss und dabei beide Tore mustergültig vorlegte.

Kurz vor Schluss probierte es Rooney selbst, verzog deutlich. Die Reaktion: höhnischer Applaus und Gelächter bei den Fans. "Ich verstehe das überhaupt nicht. Ich habe dabei auch keine Ahnung, wie ihm das in irgendeiner Weise helfen soll", schüttelte Southgate den Kopf. Rooney steht in Slowenien vor seinem 118. Einsatz - Rekord für einen Feldspieler (Ex-Keeper Peter Shilton ist mit 125 Partien Rekordhalter).

Gareth ist ein fantastischer Trainer. Er weiß genau, wie ich denke und fühle.

Dele Alli über den englischen Interimscoach

Von solchen Zahlen ist Southgate noch weit entfernt, groß Eigenwerbung hat er gegen Malta auch (noch) nicht betrieben. Zumindest wurde ein weiteres peinliches Kapitel der englischen Geschichte verhindert. Noch drei Spiele hat er wohl Zeit, um sich für eine Festanstellung zu bewerben. Slowenien ist die erste Hürde, dann geht's gegen Schottland und Spanien. Bei den Spielern scheint er gut anzukommen: "Gareth ist ein fantastischer Trainer. Er weiß genau, wie ich denke und fühle", lobte Torschütze Alli. Anfang September hatte Southgate noch die These aufgestellt, der Trainerjob bei der A-Nationalmannschaft käme für ihn zu früh. In einigen Wochen wird der ehemalige U-21-Coach hoffen, dass er nicht Recht behält.

msc