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Hrubesch: "Es macht wenig Sinn, Spiele zu verlieren"

Interimscoach plant offensive Ausrichtung

Hrubesch: "Es macht wenig Sinn, Spiele zu verlieren"

"Spaß haben und gut Fußball spielen": Horst Hrubeschs Erfolgsrezept für die beiden WM-Qualifikationsspiele.

"Spaß haben und gut Fußball spielen": Horst Hrubeschs Erfolgsrezept für die beiden WM-Qualifikationsspiele. imago

Herr Hrubesch, wie waren denn die ersten Wochen als Frauen-Bundestrainer?

Bisher ist alles positiv gelaufen. Frauenfußball ist ja auch kein Neuland für mich. Der Kontakt ist schon länger vorhanden und der Faden zum Frauenfußball war nie abgerissen. Einige Nationalspielerinnen kenne ich ja noch von Olympia 2016 in Brasilien. Letztes Jahr war ich zudem bei der Europameisterschaft in den Niederlanden und auch sonst oft bei Länderspielen auf der Tribüne dabei. Außerdem habe ich mir in den vergangenen zweieinhalb Wochen einige Bundesliga- und Champions-League-Spiele angeschaut. Ich bin also bestens informiert und der Job macht mir viel Spaß. Ohne Vorkenntnisse hätte ich das allerdings nicht gemacht.

Trainersteckbrief Hrubesch
Hrubesch

Hrubesch Horst

Ist der Frauenfußball grundsätzlich anders als der Männerfußball?

Nein. Der Platz ist genauso groß, Abseits gibt es auch und am Ende hast Du gewonnen, wenn Du mehr Tore schießt als der Gegner (lacht).

Und wie ist der Kontakt zu den Spielerinnen?

Wir haben einen sehr guten Kontakt. Viele konnte ich im Rahmen meiner Spielbeobachtungen persönlich sprechen. Sie gehen alle offen auf mich zu. Das ist eine angenehme Atmosphäre, auch mit den Vereinen.

Wie lange bleiben Sie denn Bundestrainer?

Geplant sind nur die beiden Qualifikationsspiele gegen Tschechien und Slowenien.

Könnte es auch für längere Zeit sein?

Ich gehe davon aus, dass wir im Sommer einen neuen Trainer haben.

Horst Hrubesch zu den Planungen auf der Trainer-Position

Ich gehe davon aus, dass wir im Sommer einen neuen Trainer haben. Wir haben viel diskutiert und mehr Zeit, uns neu aufzustellen. Ich bin überzeugt, dass wir am Ende eine gute und langfristige Lösung finden. Wir überstürzen nichts, versuchen jetzt alles so aufzustellen, dass mein Nachfolger gut einsteigen kann, wollen Strukturen ausbauen, professionalisieren und optimieren. Das muss der kommende Trainer ja auch mittragen und voranbringen. Wir dürfen uns keinen Stillstand erlauben. Andere Nationen entwickeln sich und holen auf.

Was wollen Sie denn zuerst verändern?

Es macht ja keinen Sinn, jetzt alles umzuschmeißen. Die Spielerinnen sollen einfach nur Spaß haben und gut Fußball spielen. Das ist zunächst mal unser Ziel. Die nötige Qualität und Geschwindigkeit haben sie ja. Außerdem brauchen wir Eigeninitiative, Kreativität und Engagement. Wenn ich Spaß habe, etwas zu investieren, dann habe ich auch Erfolg.

Mit welchem System wollen Sie spielen lassen?

Das System ist nicht entscheidend. Wir sind offensiv ausgerichtet. Wichtig ist, dass wir hinten konstant sind und vorne konsequent im Abschluss. Wir werden gegen Tschechien und Slowenien genug Chancen bekommen, um die Spiele zu entscheiden. Wir wollen diese beiden Spiele gewinnen, das ist klar. Mit unserer Qualität macht es eigentlich wenig Sinn, Spiele zu verlieren. Das soll aber nicht überheblich klingen.

Wer soll denn die Tore schießen? Eine klassische Torjägerin fehlt nach dem Rücktritt von Celia Sasic vor zweieinhalb Jahren.

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Wir haben gute Spielerinnen, die Tore schießen können. Wichtig ist, dass wir selbstbewusst auftreten und die Spiele frühzeitig entscheiden. Jede Spielerin soll selbstbewusste Individualistin sein, aber die Mannschaft steht trotzdem immer im Vordergrund. Es geht um die Art und Weise, wie wir auftreten. Und ich hoffe, dass wir die Zuschauer am Samstag in Halle begeistern können.

Mannschaftsführerin Dzsenifer Marozsan gehört zu den Spielerinnen, die seit geraumer Zeit stagnieren. Habe Sie das Gefühl, dass die Binde für sie eine Belastung ist?

Ich werde mit allen Spielerinnen reden, um mir ein unmittelbares Bild zu machen. Wenn wir am Samstag unser erstes Spiel absolviert haben, wird es auch für mich leichter zu sehen, wo ich ansetzen kann.

Ihre Mannschaft trifft sich erst am Dienstag in Leipzig, einen Tag später als sonst üblich. Warum?

Viele Spielerinnen waren in den vergangenen Tagen und Wochen hoch belastet. Über Ostern sollten sie mal komplett zu Hause sein und den Kopf frei bekommen.

Interview: Gunnar Meggers