Bundesliga

Tuchel zu Hummels' Entscheidung: "Natürlich ist das ein Signal"

Trainer zeigt sich nach Wechselwunsch kämpferisch

Tuchel zu Hummels' Entscheidung: "Natürlich ist das ein Signal"

"Nein, ich kenne keine Niedergeschlagenheit": Thomas Tuchel richtet den Blick nach vorn.

"Nein, ich kenne keine Niedergeschlagenheit": Thomas Tuchel richtet den Blick nach vorn. picture alliance

Angesichts der Entwicklungen der vergangenen Tage war zu erwarten, dass es am Freitagmittag auf der Pressekonferenz von Borussia Dortmund weniger um das anstehende Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg gehen würde (Samstag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de). Vielmehr war der Wechselwunsch von Mats Hummels das Thema des Tages (und der Woche). Nach fünf Fragen zu der Personalie hatte man beim BVB aber offenbar genug, würgte weitere Erkundigungen ab. Das zeugte nicht unbedingt von einem souveränen Umgang mit der für die Westfalen sicher nicht einfachen Thematik.

Bei den Fragen zum "Fall Hummels", die Thomas Tuchel zuvor beantwortet hatte, verhehlte Dortmunds Trainer einerseits nicht seine Enttäuschung. Andererseits aber war er natürlich auch darum bemüht, Zuversicht zu verbreiten, sich kämpferisch zu geben und einer negativen Reaktion von Seiten der Fans vorzubeugen. Schließlich steht Dortmund im Pokalfinale, und um die Bayern zu besiegen, ist man auch (noch) auf Mats Hummels angewiesen.

Trainersteckbrief Tuchel
Tuchel

Tuchel Thomas

Borussia Dortmund - Vereinsdaten
Borussia Dortmund

Gründungsdatum

19.12.1909

Vereinsfarben

Schwarz-Gelb

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Wir müssen akzeptieren, dass es eine Kategorie von Klubs gibt, die über uns steht. Wir müssen akzeptieren, dass der FC Bayern im Moment zu diesen Klubs gehört.

Thomas Tuchel



Thomas Tuchel über:

... die Entscheidung von Mats Hummels, den BVB verlassen zu wollen: "Wir wissen es seit gestern. Seit gestern ist von Mats der Wunsch klar geäußert. bin froh darüber, weil es jetzt eine klare Ausgangslage gibt, mit der wir umgehen können und es kein weiteres Abwarten gibt. Der Wunsch ist klar geäußert. Es ist noch keine Entscheidung gefallen. Der Ball liegt bei den Vereinen und den handelnden Personen und damit auch nicht mehr bei mir. Mit der Entscheidung ist natürlich eine Enttäuschung für uns verbunden. Auf der anderen Seite muss ich Ihnen sagen, es ist nicht die Zeit, um moralisch zu werden. Ich bin jemand, der sehr schnell nach vorne gerichtet ist. Es gilt, mit der Entscheidung umzugehen. Ich bin nach wie vor sein Trainer. Er bekommt nach wie vor jede Unterstützung, die er sportlich braucht. Wir haben noch Ziele zu erreichen. Wir wollen aus diesem artikulierten Willen schnell eine Entscheidung haben, um zu wissen, wie es weitergeht, damit wir uns auch für die neue Saison aufstellen. Wir müssen akzeptieren, dass es eine Kategorie von Klubs gibt, die über uns steht. Wir müssen und können auch akzeptieren, dass der FC Bayern im Moment zu diesen Klubs gehört. Aber wir werden nicht aufhören, diese Klubs und auch den FC Bayern herauszufordern."

Wir werden nicht aufhören, die Bayern herauszufordern. Wir werden nicht aufhören, daran zu arbeiten, nächstes Jahr eine konkurrenzfähige Mannschaft auf dem Platz zu haben.

Thomas Tuchel

... die zu erwartende Reaktion der Fans: "Man muss keine große Phantasie haben, um sich auszumalen, dass es mit Sicherheit Fans geben wird, die sehr enttäuscht sind, wenn der Kapitän ihren Verein verlassen möchte und den Wunsch äußert, zum größten nationalen Konkurrenten wechseln zu wollen. Es wird auf jeden Fall Leute geben, die das nicht gut finden und das eventuell auch artikulieren. Trotzdem: Wir haben Ziele zu erreichen, auch mit Mats. Er ist nach wie vor Kapitän dieser Mannschaft. Der Wechsel ist nicht vollzogen. Es ist momentan ein Wechselwunsch. Ich sehe es aktuell etwas unaufgeregt. Es ist meine Pflicht, unaufgeregt und nach vorne gerichtet zu bleiben. Für morgen und die nächsten Spiele ist Mats klarer Bestandteil der Mannschaft. Wir hoffen, dass der Support für unser Team diejenigen überlagert, die eventuell sauer auf ihn sind."

Erst mal ist das natürlich ein Signal, dass der Kapitän uns verlassen möchte und zum nationalen Konkurrenten Nummer 1 gehen möchte.

Thomas Tuchel

... eine mögliche Signalwirkung durch Hummels' Wechselwunsch auch für andere Personalien: "Nein, das glaube ich nicht. Ich erlebe die Spieler voller Vertrauen. Ich glaube nicht, dass Mats das Vertrauen in den Klub und den weiteren Weg fehlt. Aber das müssten wir ihn selber fragen. Erst mal ist das natürlich ein Signal, dass der Kapitän uns verlassen möchte und zum nationalen Konkurrenten Nummer 1 gehen möchte. Es gilt, dieses Signal umzudeuten und in Energie umzuwandeln. Es gibt genug Spieler, die sich mit Haut und Haaren zu diesem Verein bekennen. Es ist das Beste, sehr unaufgeregt, mit der Situation umzugehen und diesen Spielern alle Energie zukommen zu lassen, damit wir schnellstmöglich unser neues Niveau erreichen, falls Mats uns verlassen wird. Ich bin zuversichtlich, es wird uns gelingen. Noch mal: Wir werden nicht aufhören, die Bayern herauszufordern. Wir werden nicht aufhören, daran zu arbeiten, nächstes Jahr eine konkurrenzfähige Mannschaft auf dem Platz zu haben. Stand jetzt hat Mats noch einen Vertrag, alle anderen auch. Deshalb sind wir in keiner so schlechten Situation, wie es sich vielleicht durch die Schlagzeilen seit gestern anfühlen mag."

Das müssen Sie ihn fragen. Ich möchte, dass er dazu Stellung bezieht. Es wäre nicht gut, wenn ich ihn interpretiere.

Thomas Tuchel zu Hummels' Gründen für den Wechselwunsch

... ob Hummels' wahrscheinlicher Wechsel zu den Bayern, durch den sich der Branchenprimus weiter verstärkt, nicht etwas mutlos mache:"Jemand hat mal gesagt, man müsse sich Sisyphus als glücklichen Menschen vorstellen. Dessen Aufgabe ist das Hochrollen des Steins. Das Aufgehen in der Aufgabe ist das Glück (lacht). Nein, ich kenne keine Niedergeschlagenheit. Wenn ich mir irgendwas angewöhnt habe, dann ist es, solche Dinge nicht persönlich zu nehmen. (...) Es macht den BVB aus, aus solchen Situationen Stärke zu ziehen, neue Energie zu entwickeln. Wer weiß, was passiert. Warten wir jetzt erst einmal ab, ob der Wechsel überhaupt vollzogen wird. Wenn er vollzogen wird, werden wir Antworten haben. Wir werden Energien in der Mannschaft neu erwecken. (...) Wir sind in Kadergesprächen, wir sind in Gesprächen mit potenziellen Neuzugängen. Wir werden nächstes Jahr eine Top-Mannschaft haben."

...zu Hummels' Gründen für den Wechselwunsch: "Das müssen Sie ihn fragen. Ich möchte, dass er dazu Stellung bezieht. Es wäre nicht gut, wenn ich ihn interpretiere."

Jan Reinold