EM

Ungelöste Fragen und echte Fakten

16. Juni: Befindet sich der deutsche Fußball im freien Fall?

Ungelöste Fragen und echte Fakten

Basierten die meist überzeugenden Leistungen in der Löw-Ära nur auf einer Schwäche der Gegner? Haben wir enttäuschende Auftritte in den letzten Monaten wie beim Qualifikations-Rückspiel gegen die Tschechen oder in den Tests gegen Weißrussland und Serbien unterschätzt? Sollten wir heute an den Österreichern scheitern und damit das dritte Debakel in Serie bei einer EM erleben: Waren dann die positiven Ergebnisse bei beiden Weltmeisterschaften 2002 und 2006 lediglich einem glücklichen Verlauf und formschwachen Gegnern zu verdanken oder befindet sich der deutsche Fußball wahrhaftig in einem bodenlosen Fall?

Fragen über Fragen, die erst aufgelöst werden können, wenn die EM für die DFB-Auswahl beendet ist - im Guten wie im Schlechten.

Einige Fakten liegen jedoch bereits heute auf der Hand:

1. Nur bei absoluter Konzentration und emotionaler Hingabe können deutsche Fußballer mit den Größen dieser Welt mithalten. Die besseren spielerischen Qualitäten zeichnen Profis wie Cristiano Ronaldo, Ribery, Sneijder oder Villa aus. Als Team ist Deutschland immer dann spitzenklasse, wenn jeder einzelne sein Können hunderprozentig für die Mannschaft einbringt.

2. Man muss nicht ein begnadeter Techniker sein, um aus Standardsituationen torreife Chancen zu erarbeiten. Dennoch scheint nicht mal ein Geheimtraining nach dem anderen ausreichend Zeit zu bieten, um durch Ecken oder Freistoß-Flanken ein gewisses Maß an Torgefahr zu verströmen. Es ist ärgerlich, seit Jahr und Tag erleben zu müssen, dass anscheinend nur die Spezialisten anderer Nationen Standards präzise schlagen können; ganz zu schweigen von überraschenden Varianten.

3. Man gönnt jedem Spieler ein Höchstmaß an Wohlfühl-Atmosphäre. Die Verantwortungsträger sollten jedoch hinterfragen, ob gerade die beim DFB praktizierten Auswüchse an Überversorgung, diese ständigen Hinweise auf totale Abschirmung der Spieler zwecks angeblich besserer Konzentration auf das Wesentliche, diese immerwährenden Bekenntnisse einer überragenden Kameradschaft dazu beitragen, die eigene Leistungsfähigkeit zu überschätzen (wie gegen Kroatien offensichtlich). Wer tagaus, tagein vor allen Problemen dieser Welt abgeschirmt wird, muss sich doch schwer tun, von einer Sekunde zur anderen den Hebel umzulegen und unter den Augen der Weltöffentlichkeit 90 Minuten lang ein Höchstmaß an Verantwortung zu übernehmen.

Aber vielleicht werden wir heute Abend, und danach bis zum Ende dieser herrlichen EM eines besseren belehrt mit tollen Toren und noch schöneren Siegen der DFB-Auswahl.