EM

Bale vs. Ronaldo: Galaktische aus zwei Welten

Wales gegen Portugal: Nur ein Duell der "Superstars"?

Bale vs. Ronaldo: Galaktische aus zwei Welten

Geht's weiter nach oben und Verstecken verboten: Cristiano Ronaldo und Gareth Bale.

Geht's weiter nach oben und Verstecken verboten: Cristiano Ronaldo und Gareth Bale. Getty Images

Die Königlichen aus der spanischen Hauptstadt haben auch dank Bale und Ronaldo in den vergangenen drei Jahren zweimal die Champions League gewonnen. Beide Male bezwang Real Atletico Madrid, beide Male spielte das Offensivduo eher mittelprächtig und doch waren sie am Triumph beteiligt - 2014 brachte Bale die Madrilenen in der Verlängerung mit dem 2:1 auf die Siegerstraße, Ronaldo setzte den medial vielbeachteten Schlusspunkt per Elfmeter zum 4:1. 2016 behielten beide im Elfmeterschießen die Nerven, Bale verwandelte zum 3:2, Ronaldo blieb es vorbehalten, den entscheidenden Schuss zum 5:3 zu vollstrecken. Ronaldo der Held, der Matchwinner, gespielt hatte er zuvor 120 Minuten eher bescheiden (kicker-Note 4,5).

Dennoch sind solche Momente genau die, für die der portugiesische Superstar zu leben scheint: Seine Jubelposen, der Selfie-Hype (für den er nichts kann), das räumliche Absondern von den zitternden Kollegen beim Elfmeterschießen gegen die Polen im Viertelfinale. "Er will immer die Hauptperson sein", sagt sein Ex-Kollege Owen Hargreaves im CNN-Interview. "Er ist nur ein Matchwinner-Typ", legt United-Legende Ryan Giggs kritisch gemeint nach.

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Bale opfert sich auf für das Team. Das ist etwas, was Ronaldo niemals tun würde.

Ryan Giggs

Für Hargreaves, der mit dem FC Bayern und ManUnited die Königsklasse gewann, ist Bale hingegen "einer von den Jungs". Der ehemalige Weltklassespieler Giggs würde momentan "lieber Bale in seiner Mannschaft sehen als Ronaldo, auch wenn das für Ronaldo ziemlich hart klingen mag". Giggs Begründung: "Bale opfert sich auf für das Team. Das ist etwas, was Ronaldo niemals tun würde", so der einstige Weggefährte Ronaldos.

Letztlich bleibt es eine Geschmacksfrage, welchen Spielertypus man präferiert, der herausragende Wert für ihre Teams lässt sich bei dieser EM statistisch belegen.

Teamplayer versus Matchwinner: Das sagt die Statistik

Beide absolvierten in Frankreich bisher fünf Spiele - für Ronaldo bedeutet dies 510 Minuten, weil Portugal zweimal in die Verlängerung musste. Dabei stand CR7 jede Minute auf dem Platz, Bale fehlen acht Minuten, nachdem er im Gruppenspiel gegen Russland beim Spielstand von 3:0 ausgewechselt wurde.

Gareth Bale steht für Teamspirit, Cristiano Ronaldo für (One-Man-)Show.

Gareth Bale steht für Teamspirit, Cristiano Ronaldo für (One-Man-)Show. Getty Images

Angesichts der Torschüsse und Großchancen hätte Ronaldo in der Torjägerliste längst uneinholbar führen müssen, doch der sonst so eiskalte Offensivmann zeigte ungewohnte Abschlussschwächen. Von fünf Großchancen verwertete er nur eine, seine 36 Torschüsse insgesamt (einsamer Rekord bei dieser EM bisher) landete nur zwei im Netz. Bale nutzte seine eine Großchance und brauchte "nur" 21 Torschüsse (Platz zwei, zusammen mit De Bruyne), um Wales dreimal jubeln zu lassen. Bei den Assists hat dagegen der Portugiese die Nase vorne – er legte insgesamt achtmal auf, Bale servierte erst fünfmal.

Dass Giggs mit der größeren Mannschaftsdienlichkeit seines Landsmanns Bale recht hat, belegen die Ballkontakte und die Zweikampfquote: Der walisische Frontmann kommt bisher durchschnittlich auf 59 Ballkontakte pro 90 Minuten (Ronaldo 46). Zudem gewinnt Bale 53,9% seiner Zweikämpfe (Ronaldo 40,3%). Überhaupt ist der Anführer der Drachen mit bisher 102 geführten Zweikämpfen derjenige Spieler der EM, der die meisten Mann-gegen-Mann-Duelle führt.

Was dann letztlich am Mittwochabend in Lyon (ab 21 Uhr, LIVE! bei kicker.de) den Ausschlag für den Finaleinzug geben wird, ist ebenso offen wie spannend: Ronaldos Matchwinner-Fähigkeiten oder Bales Qualitäten als Anführer der leidenschaftlichen "Dragonhearts". Denkbar ist beides. Dass es jedoch nur eine Partie wird, in dem es "nicht um zwei Spieler geht, sondern um zwei Nationen, elf Mann gegen elf Mann", wie Bale, der teuerste Spieler der Welt das Duell mit dem zweitteuersten beschreibt, mag man dem 26-jährigen Waliser nicht wirklich abnehmen.

bst