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Dzemaili heißt Petkovics Lösung

Schweiz: "Es hat sich vieles zum Positiven gedreht"

Dzemaili heißt Petkovics Lösung

Er spielt bisher eine gute EM: Blerim Dzemaili.

Er spielt bisher eine gute EM: Blerim Dzemaili. imago

Aus Lille berichten Frank Linkesch und Jörg Wolfrum

Plötzlich scheint alles so einfach. Jahrelang gilt die Position im zentralen offensiven Mittelfeld als Problemzone der Schweiz. Ottmar Hitzfeld lässt dort gerne Granit Xhaka spielen, doch der ist als Sechser wertvoller. Xherdan Shaqiri sieht sich auch gerne dort, mehr Wirkung aber entfaltet er auf dem rechten Flügel. Außerdem hat seine Karriere zuletzt nicht gerade einen Kurvenverlauf nach oben genommen: Bayern, Inter Mailand, Stoke City.

Spielersteckbrief Dzemaili
Dzemaili

Dzemaili Blerim

Trainersteckbrief Petkovic
Petkovic

Petkovic Vladimir

Schweiz - Vereinsdaten
Schweiz

Gründungsdatum

01.01.1895

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Trainer Vladimir Petkovics Lösung heißt Blerim Dzemaili – mit fast einem Jahrzehnt Verspätung. 2006 nominiert Hitzfeld das im ehemaligen Jugoslawien geborene Talent für die WM, zweimal führt er in dieser Zeit den FC Zürich zur Meisterschaft. Dzemaili gilt als Versprechen des Schweizer Fußballs, die Bolton Wanderers verpflichten ihn für die Saison 2007/08. Doch dann reißt er sich im April das Kreuzband, für den Premier-League-Klub wird er nie in einem Pflichtspiel auflaufen. Mit dem FC Turin, dem FC Parma und dem SSC Neapel folgen drei Stationen in Italien. Am Fuße des Vesuv steht er wie in der Nati auch meist im Schatten von Gökhan Inler. Vergangene Saison leiht ihn Galatasaray Istanbul an den FC Genua aus. Dzemaili überzeugt, trifft in 27 Partien dreimal. Er ist bei der EM dabei, Inler nicht.

Für seine ersten beiden Auftritte bei dieser EM erhält er in der Heimat gute Kritiken, neben Torwart Yann Sommer sei er bislang bester Schweizer. Noch besser wären sie ausgefallen, hätte er gegen Albanien bei zwei guten Schüssen sein siebtes Länderspieltor erzielt – oder hätte wenigstens Haris Seferovic einen der vielen Pässe mal zu einem Tor veredelt.

"Es hat sich vieles zum Positiven gedreht"

Doch Dzemaili beweist auch ohne Scorerpunkt seine Spielübersicht und den Drang zum Tor, die Schweizer Hoffnungen bei diesem Turnier ruhen nicht ganz zu Unrecht auf dem Taktgeber. "Es hat sich vieles zum Positiven gedreht. Ich bin glücklich, dass ich dem Team helfen kann. Ich arbeite viel, und irgendwann kommt dann etwas zurück. Bei mir erst mit 30 Jahren, aber das ist okay, ich bin dennoch zufrieden", sagt er am Tag vor dem Gruppenfinale gegen Frankreich.

Dzemaili wird in Lille ein Jubiläum feiern, er steht vor seinem 50. Länderspiel, obwohl es auch Jahre gab, in denen er im Aufgebot fehlte. "Als ich mich verletzte, haben andere gespielt, dann ist es schwierig, an ihnen vorbeizukommen. Aber ich habe nie aufgehört, daran zu glauben."

2014 noch nur Einwechselspieler

2014 gehört Dzemaili übrigens auch zum Schweizer Kader, meist als Einwechselspieler. Beim 2:5 gegen Frankreich trifft er zum 1:5 per direktem Freistoß. Ins Gedächtnis hat sich aber mehr die 120. Minute im Achtelfinale gegen Argentinien eingebrannt, als er einen Kopfball an den Pfosten setzt, der Ball von dort an sein Schienbein prallt und dann ins Tor-Aus. Ins Turnier-Aus. Nun soll er dafür sorgen, dass die Reise der Schweiz noch weit geht.