Dank einer technischen Raffinesse mit dem Außenrist bediente Tomas Rosicky mustergültig den vier Minuten zuvor eingewechselten Milan Skoda, der sich wuchtig in den Ball warf und ihn aus elf Metern punktgenau im rechten Kreuzeck unterbrachte (76.). Urplötzlich war Tschechien zurück in einer Partie, die wenig Mut gemacht hatten.
Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Vrba-Schützlinge kaum einen Fuß auf den Rasen bekommen, wirkten passiv und defensiv anfällig. Gegen spielstarke Kroaten fand Tschechien im Mittelfeld keinen Zugriff, die Abwehr um den Ex-Berliner Roman Hubnik präsentierte sich fehleranfällig. Bestes Beispiel: Der erfahrene Innenverteidiger selbst legte die Kugel nach einem schnellen Abstoß von Cech Gegenspieler Brozovic vor die Füße, der Rakitic das 2:0 locker servierte. Zuvor hatte bereits Perisic getroffen - ebenfalls nach einem Ballverlust.
Spielbericht
Auf die Joker ist Verlass
Offensiv wehte dagegen ein laues Lüftchen. Auch mit Oldie Lafata, der im Auftaktmatch noch auf der Bank gesessen hatte. Von dort kam letztlich aber das Duo, das Tschechien wieder auf ein Weiterkommen hoffen lässt. Neben dem Torschützen zum 1:2, Skoda, konnte sich das Team von Pavel Vrba bei Tomas Necid bedanken, der nach der kurzzeitigen Unterbrechung wegen Feuerwerkskörpern auf dem Spielfeld einen Handelfmeter in der dritten Minute der Nachspielzeit versenkte.
Damit liegt Tschechien gleich doppelt im Trend dieser EM: Mit Necids Ausgleich fielen bereits zwölf Treffer nach der 85. Minute, die beiden Jokertore waren bereits Treffer Nummer zehn und elf durch Einwechselspieler.
Jubel-Trio: Milan Skoda, Ladislav Krejci und Tomas Necid (von links). Getty Images
Rosicky fällt aus
"Wir sollten vorsichtig sein, das Wort Wunder zu benutzen", mahnte Trainer Vrba und stellte fest: "Wir haben einen Punkt gewonnen und haben jetzt alles in der eigenen Hand. Alle Spieler haben alles in der zweiten Halbzeit gegeben, die Einwechselspieler haben uns einen Schub gegeben."
Im wichtigen dritten Gruppenspiel gegen die Türkei, in dem Tschechien wohl ein Sieg zum Einzug in das Achtelfinale genügen würde, muss Vrba einen schmerzhafter Ausfall verkraften. Mittelfeldstratege Rosicky erlitt gegen Kroatien eine Verletzung im rechten hinteren Oberschenkel, Teamkollege Michal Kadlec wagte eine Diagnose: "Das sieht nicht gut aus. Es ist ohne Fremdeinwirkung passiert. Was er so sagt, lässt einen Muskelfaserriss vermuten."
Untersuchungen am Samstag sollen Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben. Rosicky selbst sagte: "Gegen die Türkei kann ich auf keinen Fall spielen."