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Konoplyanka: "Wir werden an dieser Erfahrung wachsen"

Ukraine: Stimmung nach Auftaktniederlage getrübt

Konoplyanka: "Wir werden an dieser Erfahrung wachsen"

Bleibt positiv: Der Ukrainer Yevhen Konoplyanka (li.).

Bleibt positiv: Der Ukrainer Yevhen Konoplyanka (li.). Getty Images

Aus Lille berichtet Jörg Wolfrum

Wie er da saß, wollte man es nicht glauben. Aber Mykhaylo Fomenko sagte doch glatt: "Wir werden im nächsten Spiel psychologisch gut drauf sein." Dabei wirkte der Coach der Ukraine jedoch nicht wie ein Trainer, dessen Team eben gegen einen der Turnierfavoriten verloren hat, auch wenn der den Beweis dafür dessen in diversen Phasen des Spiels schuldig geblieben war. Der 67-Jährige machte eher den Eindruck, dass seine eigene Mannschaft mit der Auftaktniederlage gegen den Weltmeister auch gleich die Heimreise zum Ende der Gruppenphase gebucht hatte.

Ukraine - Vereinsdaten
Ukraine

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13.12.1991

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Europameisterschaft - Vorrunde, 1. Spieltag
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Trainersteckbrief Fomenko
Fomenko

Fomenko Mykhaylo

"Es gelang uns nicht, die deutsche Tormaschine abzustellen", analysierte der ehemalige Verteidiger aus der Glanzzeit von Dynamo Kiew und wirkte dabei wie das Leiden in Person. Das jedoch passte gar nicht zu seiner Flügelzange auf dem Platz, Andriy Yarmolenko und Yevhen Konoplyanka, die Deutschland da im Stade Pierre Mauroy am Sonntagabend phasenweise so unter Druck gesetzt hatte. "Das war eine gute Lektion für uns", betonte Konoplyanka, und er sagte mit erhobenem Haupt. Das Ergebnis wirke schlechter, "als wir uns präsentiert haben". Denn: "Wir waren bereit. Wir waren gut drauf", so der linke Flügelspieler der Ukrainer, dem eines ganz besonders wichtig war: "Wir haben ein Tor aus einer Standardsituation gefangen und eines in der Nachspielzeit bei einem Konter."

So ähnlich sah das Keeper Andriy Pyatov: "Zwei Tore in 90 Minuten, aber richtige Strafraumsituationen hat Deutschland nicht gehabt." Dennoch musste der Torhüter von Schachtar Donezk mehrfach großartig parieren, etwa gegen den von Toni Kroos geschickten Sami Khedira.

"Neuer war an diesem Abend mal wieder auf Top-Niveau"

Alles halb so wild also? Mitnichten: "Wir werden unsere Fehler analysieren und besser werden", kündigte Konoplyanka für den zweiten Auftritt am Donnerstag in Lyon gegen Nordirland an. Die deutsche Führung durch den Kopfball von Shkodran Mustafi nach Freistoß von Kroos in der 19. Minute und die in den folgenden Minuten eigenen, nicht verwerteten Chancen durch Yevhe Khacheridi und ihn selbst seinen "psychologisch schwer zu verarbeiten" gewesen, so der Offensivspieler vom Europa-League-Sieger FC Sevilla. Der 26-Jährige hatte ja bereits ganz zu Beginn des Spiels die Möglichkeit zur Führung, scheiterte aber mit seinem Hammer von der Strafraumgrenze an Manuel Neuer. "So ist Fußball", meinte der am Sonntagabend vor der Pause beste Ukrainer, überlegte, und weil es eben doch nicht so einfach ist, unterstrich er: "Neuer war an diesem Abend mal wieder auf Top-Niveau."

Yarmolenko fordert Beibehalten der Motivation

Was auf seine eigene Leistung und die seiner Mannschaft vor allem nach der Pause nicht mehr zutraf. "Da hat Deutschland das Spiel kontrolliert, wir mussten viel laufen und haben Kraft verloren", so die Eigenkritik des Mannes mit der Nummer 10. Auch sein "Zangenkollege" Yarmolenko gab zu: "Deutschland hat verdient gewonnen. Nach der Pause war es schwer, zurückzukommen."

Sie haben es dann ja auch nicht geschafft, ihren Elan quasi in der Kabine gelassen. Doch man möge bitte auch nicht vergessen: "Wir haben gut gespielt gegen den Weltmeister, das ist hier die Europameisterschaft und nicht mehr Qualifikation, also höchstes Niveau", meinte Ukraines "7". Darüber lässt sich ob diverser Patzer auf beiden Seiten trefflich diskutieren, doch Yarmolenko will vor allem das Positive mitnehmen: "Wir hatten unsere Chancen. Wir müssen weiter motiviert bleiben."

So sieht das auch Trainer Fomenko, selbst wenn der meist so aussieht, als sei schon alles verloren. "Das Wichtigste", so der Coach, sei "nun der Sieg im Spiel gegen Nordirland", den anderen Verlierer vom Sonntag. Konoplyanka hat da keine Zweifel: "Unsere Mannschaft wird an dieser Erfahrung gegen Deutschland wachsen." Und Kollege Yarmolenko erklärt mit breiter Brust: "Wir wissen, dass wir es können."