EM

Lewandowski: Anführer der Torfabrik

Polen schielt auf die K.-o.-Runde - die Fans auf mehr

Lewandowski: Anführer der Torfabrik

Der Trainer und sein Schlüsselspieler: Adam Nawalka und Robert Lewandowski (li.).

Der Trainer und sein Schlüsselspieler: Adam Nawalka und Robert Lewandowski (li.). Getty Images

An Europameisterschaften denkt der polnische Fußballfan überhaupt nicht gerne zurück. Die ersten zwölf Endrunden-Turniere verpassten die Bialo-Czerwoni ("Weiß-Roten") allesamt, selbst die starke Generation der 70er und 80er mit Topstars wie Kazimierz Deyna, Grzegorz Lato, Wlodzimierz Smolarek oder Zbigniew Boniek scheiterte daran. Bei der Premiere 2008 war für Polen schon nach der Gruppenphase Endstation, selbst bei der Heim-EM 2012 schaffte die polnische Auswahl nicht den Sprung in die K.o.-Runde.

An die bislang erfolgreichste Ära, als die Polen bei der Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland und 1982 in Spanien jeweils Dritter wurden, konnte das Team nie mehr anknüpfen. In den vergangenen Jahren hat sich der deutsche Nachbar allerdings nach und nach zu einer ernstzunehmenden Adresse im internationalen Fußball gemausert: "Die heutige Mannschaft ist nicht schlechter als die legendäre von 1982", behauptete Verbandspräsident Boniek im September 2014.

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Die Qualifikation:

Ihre Klasse stellten die Polen in der Qualifikation unter Beweis. Mit 33 Treffern stellte Nawalkas Truppe die gefährlichste Offensive aller Mannschaften, 19 Tore gingen auf das Konto des brandgefährlichen Sturmduos Lewandowski (13) und Arkadiusz Milik (6). Die beiden waren hauptverantwortlich dafür, dass Polen die Qualifikationsgruppe D knapp hinter Weltmeister Deutschland und vor Irland auf einem starken zweiten Platz beendete.

Der Trainer:

Als Nawalka im November 2013 nach fast vier Jahren beim polnischen Rekordmeister Gornik Zabrze das Traineramt übernahm, betrat er kein absolutes Neuland. Als Assistent von Leo Beenhakker hatte der 58-Jährige bereits 2007/08 Einblicke in Polens Nationalteam erhalten und dabei viel gelernt: "Ich habe damals kapiert, wie wichtig Details sind. Und wie eine Mannschaft funktionieren muss, nämlich als Gruppe", sagt er.

Um das herauszufinden, testete Nawalka mehr als 70 Spieler, bis er letztendlich die richtigen Akteure gefunden hat, die sein Verständnis von erfrischendem Fußball umsetzen. Die Medien scheut Nawalka, er gilt als großer Schweiger, gab nur zu Beginn seiner Amtszeit Interviews und redet seitdem nur bei Pressekonferenzen.

Das Team:

Natürlich fällt im Team der "Weißen Adler" zuallererst der Name Lewandowski. Der amtierende Bundesliga-Torschützenkönig (30 Tore), der vier Mal in Folge zum Sportler des Jahres gewählt wurde, führt die Auswahl als Kapitän an und zählt zu den besten Stürmern der Welt. Doch auch in den übrigen Mannschaftsteilen sind die Weiß-Roten stark besetzt. Im Mittelfeld beispielweise zieht Allrounder Grzegorz Krychowiak die Fäden. Der 26-Jährige reifte beim amtierenden Europa-League-Champion FC Sevilla zu einer festen Größe heran - kein Wunder, dass laut spanischen Medienberichten sogar der FC Barcelona seine Fühler nach dem polyvalenten Mittelfeldmann ausstreckte.

Grzegorz Krychowiak

Unbemerkter Star: Grzegorz Krychowiak. Getty Images

Um den Platz zwischen den Pfosten stritten sich bis zuletzt Lukasz Fabianski (Swansea City) und Wojciech Szczesny (AS Rom), wobei Letzterer das Rennen für sich entschied und als Nummer Eins ins Turnier geht. Der jüngste Härtetest gegen die Niederlande (1:2) bewies, wo es bei Nawalkas Team noch hapert: Abwehrchef Kamil Glik (FC Turin) fehlt ein gewissenhafter Partner. Auf den offensiven Außenbahnen rennt der der Ex-Dortmunder Jakub Blaszczykowski seiner Form hinterher, auf der Gegenseite ist Kamil Grosicki zu inkonstant.

Die Ausgangslage:

Angesichts der starken Auftritte in der Qualifikation und des vielversprechenden Kaders ist die Erwartungshaltung in Polen gestiegen. Die Gegner Ukraine und Nordirland sind in jedem Fall machbar, neben dem ersten Sieg überhaupt bei einer Europameisterschaft gilt das Erreichen des Achtelfinals fast schon als selbstverständlich. Einige träumen von noch mehr.

mam