Selbst an die theoretische Möglichkeit, durch einen Sieg mit zwei Toren Unterschied gegen Portugal noch durch die Hintertür in die zweite Runde einzuziehen, glaubt kaum noch jemand.
Holland werde keine große Rolle mit dieser Formation mehr spielen, meinte der TV-Analyst Wim van Hanegem, einer der Stars aus der Mannschaft von 1974. "Immer wenn wir ein Finale erreicht hatten, ging es zwei Jahre später bei einem Turnier schief", erinnert van Hanegem an die Historie. Geschichte wiederholt sich. Nach dem zweiten Platz bei der WM in Deutschland 1974 scheiterte unser Nachbar 1976 bei der EM in Jugoslawien, ebenso 1980 bei der EM in Italien zwei Jahre nach der WM-Finalniederlage in Argentinien oder 1990 bei der WM in Italien zwei Jahre nach dem einzigen Titelgewinn - 1988 in Deutschland.
Europameisterschaft - Vorrunde, 2. Spieltag
Europameisterschaft - Tabelle - Gruppe B
Trainersteckbrief van Marwijk
Spielersteckbrief van Bommel
Spielersteckbrief Huntelaar
Niederlande - Die letzten Spiele
Nun droht ein ähnliches Schicksal, zumal die Formation von Bert van Marwijk nicht so kompakt wirkt wie in Südafrika. Sie bricht in zwei Teile auseinander. Die Kluft zwischen Defensive und Offensive ist zu groß. Direkt nach der 1:2-Niederlage gegen Deutschland in Charkow hat Bondscoach van Marwijk angedeutet, dass er für das entscheidende Spiel gegen den Angstgegner Portugal möglicherweise eine andere Strategie wählen wird.
Es ist denkbar, dass er seinen Schwiegersohn Mark van Bommel opfern könnte. Seine Kritiker in der Heimat fordern schon länger, dass mit Rafael van der Vaart ein spielfreudiger Akteur ins defensive Mittelfeld rückt. Eine weitere mögliche Umstellung: Klaas Jan Huntelaar dürfte von Beginn an ins Team rücken, so dass die Holländer wie nach der Pause gegen die Deutschen agieren werden; Robin van Persie hinter Huntelaar, Wesley Sneijder links, die Flügelzange mit Arjen Robben bildend, der nach seiner Auswechslung sehr angegriffen wirkte. Jungstar Ibrahim Afellay wäre dann zunächst auf der Bank.
Hans-Günter Klemm
