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Boateng: "Ich bin bereit für Ronaldo"

Zur Eingewöhnung gegen den "komplettesten Spieler"

Boateng: "Ich bin bereit für Ronaldo"

Jerome Boateng könnte als Rechtsverteidiger gleich auf Superstar Ronaldo treffen.

Jerome Boateng könnte als Rechtsverteidiger gleich auf Superstar Ronaldo treffen. Getty Images

Beim letzten Testspiel vor dem kontinentalen Turnier (2:0 gegen Israel) stellte Bundestrainer Joachim Löw den Bayern-Verteidiger auf die rechte Abwehrseite. Mehr als nur ein Fingerzeig, das weiß auch der 23-Jährige: "Ich denke schon, dass ich gute Chancen habe, gegen Portugal auf rechts zu spielen," so Boateng im kicker-Interview.

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Dafür müsste er dann wieder eine Position bekleiden, die er schon lange nicht mehr gespielt hat. Zwar wird Boateng nicht müde zu betonen, dass "er dort spielt, wohin ihn der Bundestrainer stellt", doch wahr ist auch, dass "es schwieriger geworden ist, weil ich beim FC Bayern ein halbes Jahr nur innen gespielt habe." Aber noch hat der baumlange Defensivmann genügend Zeit, die neue, alte Rolle wieder einzuüben. "In den Trainingseinheiten in den nächsten Tagen werde ich das hinkriegen und einen guten Rechtsverteidiger abgeben."

Auch wenn der Gegenspieler dann Ronaldo heißt. Es ist ein bisschen eine gefährliche Situation, denn gegen einen solchen Ausnahmespieler kann man schon mal in seiner Eingewöhnungsphase böse aufs Kreuz gelegt werden. Andererseits ist es auch kein Geheimnis, wie Ronaldo spielt. "Wer ihn nicht kennt, hat den Beruf verfehlt", sagt Boateng trotzig, um den Kapitän der Portugiesen dann in den höchsten Tönen zu loben. "Er ist der kompletteste Spieler, den es gibt: Er ist verdammt schnell, mit rechts wie mit links technisch stark, zudem gut im Kopfball. Und er ist extrem ehrgeizig. Von Sami Khedira und Mesut Özil weiß ich, dass er bei Real immer der Erste im Training ist und der Letzte, der geht."

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"Der kompletteste Spieler, den es gibt: mit rechts wie mit links technisch stark." Getty Images

Und wie stoppt man ihn? "Wenn er sich drehen und ins Dribbling gehen kann, dann wird’s wahnsinnig schwer. Man muss deshalb immer eng bei ihm stehen und ihn schon bei der Ballannahme stören", legt sich Boateng ein Mittel zurecht, dass für jeden Abwehrspieler höchstes Gebot sein muss, aber unter dem Strich weiß er: "Ich bin bereit für Ronaldo."

Ein mögliches Negativerlebnis gegen die Portugiesen könnte für die deutsche Auswahl, die vielen Bayern-Akteure im Kader und vor allem für Boateng eine bittere Fortsetzung von Nackenschlägen sein. Im Finale der Champions League verlor er das entscheidende Kopfball-Duell gegen Chelseas Drogba und gibt unumwunden zu, dass dieses Drama noch lange nicht abgehakt ist. "Der Frust ist noch immer groß, aber nicht mehr so wie am Anfang. Die ersten zwei Tage ging es mir richtig schlecht. Ich wollte nichts essen, nichts trinken, hatte zu nichts mehr Lust. Die entscheidenden Szenen kamen immer wieder hoch." Zum Beispiel die Drogba-Szene zum 1:1, das den sicher geglaubten Sieg raubte. Boateng selbstkritisch: "Ich wurde geblockt, Mario Gomez als freier Mann ging mit einem anderen Gegenspieler mit, und Drogba hat das super gemacht. Es war schwer zu verteidigen, aber trotzdem war es mein Mann, mein Fehler. Da muss ich dran sein."

Platz zwei in der Liga mit dem FC Bayern, Final-Verlierer im DFB-Pokalendspiel und nur Vize-Champions-League-Sieger – kein Wunder, dass Boateng nach dieser Horror-Saison mit dem Verein nun Platz 1 mit der Nationalmannschaft anstrebt. "Wir haben ein größeres Ziel vor Augen. Das weiß jeder. Zweiter bin ich leider schon zu oft geworden in dieser Saison. Da scheide ich lieber eher aus, als noch einmal Vize zu werden."