Jubelndes Offensiv-Duo: Podolski und Gomez. dpa
Für den kicker war es in den Tagen vorm EM-Start die Streitfrage: Mario Gomez oder Lukas Podolski - wer sollte an der Seite von Miroslav Klose stürmen? Für den Stuttgarter sprachen vor dessen erster Turnierteilnahme das grundsätzlich noch größere Potenzial, am Münchner konnte wegen der starken Vorbereitung kein Weg vorbeiführen. Joachim Löw löste das Luxusproblem schließlich elegant: Gomez und Podolski sollten Polen gemeinsam mit Klose einheizen.
"Eine gewisse Frechheit" hatte der Bundestrainer schließlich angekündigt, und mit seinen Personalentscheidungen wurde er allen Argumenten gerecht. Ein gehöriges Risiko ging Löw dennoch ein: Gomez wurde nach schwacher Generalprobe gegen Serbien (kicker-Note 5) mit sehr hoher Erwartungshaltung aber ohne die letzte Sicherheit ins Turnier geschickt. Und Podolskis Einsatz auf dem linken Flügel sorgte für Magengrummeln: Würden der etatmäßige Stürmer und sein offensiv orientierter Bayern-Kollege Marcell Jansen als Hintermann die Seite auch im Rückwärtsgang sichern?
Doch schon nach 20 Minuten war die Skepsis über Löws Experiment verflogen: Podolski stieß über links nach vorne durch und markierte das 1:0 - nach gelungenem Zusammenspiel von Gomez und Klose. Bemerkenswert: Der Torschütze, in Polen geboren, versagte sich nach dem Treffer gegen seinen Freund Artur Boruc im polnischen Kasten jegliche Jubelgesten. Ebenso wie nach seinem Volley-Kracher zum erlösenden 2:0. Zur Pause hatte Co-Trainer Hansi Flick gelobt: "Poldi setzt offensiv genau das um, was wir von ihm verlangt haben. Er geht immer wieder ins eins gegen eins, das wollen wir sehen." Wobei Flick auch mahnte: "Er darf sich defensiv nicht zu weit zurückziehen, muss eher draufgehen."
Trotz des Auftakterfolgs bleibt zweifelhaft, ob Podolski auf links im Turnierverlauf eine Dauerlösung bleiben kann. Zwar überzeugte er auf dieser Position auch schon nach der Pause gegen Serbien (kicker-Note 3) und vor allem im November 2007 gegen Zypern (ein Tor, zwei Assists, Note 1). Doch gegen europäische Spitzenklasse dürfte mehr defensive Stabilität auf Außen gefragt sein. Gut möglich also, dass die Frage für Löw dann doch wieder heißt: Podolski oder Gomez? Dieser bewies Qualitäten als Teamspieler, blieb aber im Abschluss glücklos und wurde ausgewechselt. So dass am Ende doch wieder der WM-Sturm Klose/Podolski vereint war.
