Die zwei eigentlichen Favoriten der Gruppe D standen nach ihren Auftaktpleiten bereits vor dem Aus. Portugals Trainer Antonio Oliveira opferte nach dem 2:3 gegen die USA Mittelfeldstar Rui Costa, brachte dafür Paulo Bento. In der Abwehrkette kam auf rechts Frechaut für Beto zum Zug. Polens Coach Jerzy Engel stellte nach dem 0:2 gegen Südkorea personell zwar nur einmal um - Frankfurts Torjäger Kryszalowicz rückte für Abwehrspieler J. Bak in die erste Elf -, die Taktik war jedoch eine andere: Statt eines 4-4-2-Systems versuchte es Engel mit der offensiveren 3-4-3-Variante.
Die Tabelle der Gruppe D Stimmen zum Spiel
Polen ging zwar von Beginn an aggressiv zu Werke und versuchte, die Iberer unter Druck zu setzen, Figo & Co. hatten jedoch die ersten Torchancen in dieser Partie. Zwei Fernschüsse von Stürmer Pauleta brachten allerdings nicht die erhoffte Führung (9., 11.). Der dritte Versuch des Girondins-Angreifers fand dann bereits sein Ziel. Nach einer Flanke von Joao Pinto ließ Pauleta den Schalker Hajto wie einen Statisten aussehen. Mit einem trockenen Flachschuss ins kurze Eck gab er auch Dudek das Nachsehen (14.). Der Torschütze war auch weiterhin auffälligster Akteur bei strömendem Regen in Jeonju. Schuss Nummer vier strich nur knapp über den Querbalken (24.). Das Niveau litt danach zusehends an den widrigen äußeren Bedingungen. Polen bemühte sich, das Spiel wieder in den Griff zu kriegen. An der Strafraumgrenze war für den WM-Dritten von 1974 und 1978 jedoch meist Schluss. Die Südeuropäer verlegten sich auf Konter, bis zur Pause ohne Erfolg.
Die Überlegenheit der Polen wurde nach dem Wechsel zunächst immer augenscheinlicher. Eine erste gute Einschussmöglichkeit ergab sich in der 55. Minute für Krzynowek, der aus 14 Metern verzog. Nach einer Stunde köpfte Krysalowicz zwar zum vermeintlichen Ausgleich ein, der Frankfurter hatte zuvor allerdings Torwart Vitor Baia behindert. Das risikoreichere Spiel der Polen brachte der Oliveira-Elf Mitte des zweiten Abschnitts erste Konterchancen und bald auch die Vorentscheidung. Luis Figo kam nach 65 Minuten vom rechten Flügel frei zum Flanken, in der Mitte lauerte erneut Pauleta, der per Abstauber auf 2:0 erhöhte. Der klare Vorsprung gab dem Halbfinalisten der Euro 2000 das nötige Selbstvertrauen für die restlichen Spielminuten. Figo setzte mit einem Schlenzer an den rechten Pfosten ein weiteres Ausrufezeichen (69.). Die Polen agierten ihrerseits angesichts des drohenden Ausscheidens und trotz dreier nomineller Spitzen konstant harmlos und gerieten nach einem weiteren Geniestreich Pauletas (77.) vollends ins Hintertreffen. Selbst der Ehrentreffer wollte nicht mehr gelingen. Krysalowicz (83.) und Marcin Zewlakow (84.) brachten das Leder selbst aus wenigen Metern nicht über die Torlinie. Im Gegenteil: Der eingewechselte Rui Costa setzte mit dem 4:0 nach Flanke von Nuno Capucho den Schlusspunkt (88.).
Gegen erneut harmlose Polen sicherte sich Portugal durch einen deutlichen Erfolg drei wichtige Zähler und hat damit wieder Chancen auf das Erreichen des Achtelfinals. Mann des Abends in Jeonju war Stürmer Pauleta, der die gegnerische Abwehr um die beiden Schalker Waldoch und Hajto mehrfach wie Statisten aussehen ließ.