EM-Qualifikation

Jeremies Super-Solo brach den Bann!

Deutschland - Finnland 2:0 (2:0)

Jeremies Super-Solo brach den Bann!

Kicker

Eingewechselt: 65. Kirsten 33/42 (49) (Bayer Leverkusen) für Neuville, 72. Nowotny 25/12 (Bayer Leverkusen) für Hamann, 76. Jancker 24/3 (Bayern München) für Bode - 46. Saastamoinen 31/10 (HJK Helsinki) für Paatelainen, 72. Kolkka 24/20 (PSV Eindhoven) für Kautonen, 89. Lehkosuo 29/5 (AC Perugia) für Reini - Reservebank: Lehmann (Bor. Dortmund,Tor), Beinlich (Bayer Leverkusen), Möller (Bor. Dortmund), Ballack (1. FC Kaiserslautern) - Jääskelainen (Bolton Wanderers, Tor), Tihinen (HJK Helsinki), Kottila (SK Brann), Valakari (FC Motherwell)

Tore: 1:0 Jeremies (31., Rechtsschuß, ohne Vorarbeit), 2:0 Neuville (36., Rechtsschuß, Bode) Chancen: 6:1 Ecken: 2:3

Spieler des Spiels

Jens Jeremies Mittelfeld

2
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Spielnote

3
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Tore und Karten

1:0 Jeremies (31')

2:0 Neuville (36')

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Deutschland
Deutschland

Kahn2,5 - Babbel4, Matthäus2, Wörns3,5 - Strunz3,5, Hamann2 , Jeremies2 , Heinrich4 - Neuville2 , Bierhoff4, M. Bode3

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Finnland
Finnland

Niemi3 - Ylönen3,5, Reini4,5 , Hyypiä2, Kinnunen4,5 - Riihilahti4, Kautonen4 , Ilola4, Litmanen4,5 - Johansson5, M. M. Paatelainen5

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Schiedsrichter-Team

Sergej Kusajnow Russland

1
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Spielinfo
Stadion Frankenstadion
Zuschauer 40.758
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SR: Kussajnow (Rußland - Assistenten: Martynow, Enjutin), Note 1, absolut souverän und ohne Probleme, vorbildlich seine Auslegung der Vorteilsregel Zuschauer: 40 758 in Nürnberg Gelbe Karten: Wörns (2., für das nächste Spiel gesperrt) - Reini Spielnote: 3 Spieler des Spiels: Jens Jeremies

Erklärung: Die erste Zahl hinter dem Spielernamen bedeutet das Alter, die zweite Zahl die Anzahl der A-Länderspiele, die Zahl in Klammern die Anzahl der Auswahlspiele für die DDR.


Die Analyse von RAINER HOLZSCHUH

Mit 5:0 Toren und sechs Punkten innerhalb von vier Tagen holte sich die deutsche Nationalmannschaft in den beiden EM-Qualifikationsspielen in Nordirland und gegen Finnland nicht nur die Tabellenführung in der Gruppe 3, sondern verbesserte auch das in den tiefsten Keller gerutschte Image erheblich. Zwar fehlte in beiden Begegnungen über die volle Spielzeit die Konstanz. Aber vor allem der Nürnberger Abend zeigte, daß mit gesteigertem Selbstvertrauen auch lange vermißte spielerische Elemente wieder zum Vorschein kommen. Die deutsche Mannschaft befindet sich auf einem aufsteigenden Weg, und die EM Qualifikation dürfte bei drei weiteren Heimspielen und nur noch der Auswärtspartie in Finnland absolut realistisch sein. Wo die deutsche Nationalmannschaft fußballerisch wirklich steht, kann sich jedoch erst gegen Kontrahenten von größerem Kaliber als Nordirland und Finnland zeigen.

Die gleichen elf Spieler wie beim 3:0-Sieg in Belfast begannen, als würden sie das Glück aus dem Nordirland-Spiel auch nach Nürnberg bringen wollen. Mit furioser Wucht, mit Tempospiel zwangen sie die Skandinavier in der Anfangsphase in die Defensive, und Wörns' (in der Tat irreguläres) Abseitstor nach knapp drei Minuten schien den Auftakt für einen Entfesselungsakt einer deutschen Nationalmannschaft zu bilden, wie man ihn seit Jahren nicht mehr gesehen hat.

Doch dies dauerte nur eine knappe Viertelstunde an. Die Gelbe Karte für Wörns war fast wie ein Signal für kurzfristige Lethargie im deutschen Team. Plötzlich kam Finnland auf, plötzlich beherrschten Litmanen und vor allem der quirlige Ilola den Parcours und zeigten vereinzelte Schwächen im Zweikampfverhalten im deutschen Defensivverbund auf. Es war wieder einmal Lothar Matthäus, der mit einem Distanzschuß in der 19. Minute das Zeichen setzte, doch wieder den Weg nach vorne zu suchen. Die Initialzündung ging von Jens Jeremies aus, der mit fulminantem Antritt über fast das ganze Spielfeld mit Willen, Durchsetzungsvermögen und ein wenig Glück den Ball aus der eigenen Hälfte an Freund und Feind vorbei bis tief in den gegnerischen Strafraum trieb und trocken aus kurzer Distanz zum 1:0 verwandelte. Von da an war das 2:0, eine herrliche Kombination über Matthäus, Hamann und Bode bis zum Abschluß durch Neuville nur eine Frage der Zeit. Dieser Treffer, der von der Mitte über die Flügel bis in den Strafraum hinein getrieben wurde, war symptomatisch für die guten Phasen der deutschen Elf.

Entscheidend für das positive Gesamtbild der ersten Halbzeit aus deutscher Sicht war vor allem das deutsche Dreieck mit Matthäus, Hamann und Jeremies, das sich blendend ergänzte. Dieses Trio war immer anspielbar und sorgte für einen ständigen Wechsel zwischen Kurzpaß, Steilpaß und Flügelspiel. Vor allem Dietmar Hamann wurde immer wieder von seinen Nebenleuten gesucht und trieb bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Ball über Außen, um so Gefahr über die Flügel zu schaffen. Oliver Neuville, dem ebenso wie Jens Jeremies der erste Länderspiel-Treffer gelang, wechselte ständig die Position und war besonders am Boden der größte Unruheherd für den Gegner.

Die Finnen zeigten nur phasenweise, was sie bei ihrem sensationellen 3:1-Erfolg in der Türkei ausgezeichnet hatte: Disziplin und konsequentes Arbeiten nach vorne. Trainer Richard Möller- Nielsen versuchte nach dem Seitenwechsel, die deutsche Dominanz durch eine taktische Verschiebung zu brechen. Er nahm Paatelainen aus dem Spiel, zog an seiner Stelle Regisseur Litmanen ein Stück weiter nach vorne und ließ den eingewechselten Saastamoinen gegen Bode verteidigen. Litmanen ließ sich immer wieder zurückfallen und zog damit den vorher stur in der Abwehr verharrenden Babbel ins Mittelfeld. In die dadurch entstehenden Lücken versuchten die Finnen nach vorne zu stoßen. Erneut zeigte sich, vor allem in der 60. Minute bei einer Rettungsaktion von Wörns auf der Torlinie, daß Erich Ribbeck an der Abwehrarbeit noch feilen muß.

Dadurch schlich sich in das gesamte deutsche Spiel ein Riß, und die Konzentration in der Vorwärtsbewegung und das Wechselspiel von der Mitte über die Flügel ließen nach.

Mit den Einwechselungen Kirsten für den leicht angeschlagenen Neuville, Nowotny für Hamann und Jancker für Bode versuchte Ribbeck nochmals mehr Schwung zu bringen. Doch die Finnen setzten gegen Ende des Spiels die deutsche Elf nochmals unter Druck und bewiesen erstaunliche Moral. Es reichte für die deutsche Mannschaft lediglich noch zu einigen Kontern, die stets dann gefährlich waren, wenn sie über die Flügel angelegt wurden. Doch durch dem erneut weit von einer starken Form entfernten Bierhoff fehlte der entscheidende Druck im Abschluß, um am Ende einen bleibenden positiven Eindruck vermitteln zu können. Dennnoch blieb unter dem Strich ein durchaus erfreulicher Nürnberger Abend mit manch guten Ansätzen.

Die Gruppe drei im Überblick: Ergebnisse, Analysen, Tabelle ...