DFB-Pokal

Anfang: "Immer aufs nächste Tor"

Kölner Signal im Berliner Olympiastadion

Anfang: "Immer aufs nächste Tor"

Lob an den auffälligsten Kölner in Berlin: FC-Trainer Markus Anfang und Simon Terodde.

Lob an den auffälligsten Kölner in Berlin: FC-Trainer Markus Anfang und Simon Terodde. imago

Das 9:1 gegen den Viertligisten BFC Dynamo im Berliner Olympiastadion bedeutete auf jeden Fall eine klare Ansage des Aufstiegsfavoriten mit dem Inhalt, dass man die Dinge seriös angeht, niemanden unterschätzt und sich selbst nicht überschätzt.

Heraus sprang dabei eine feine Leistung, was ja bekanntlich nicht immer so einfach ist. "Die Jungs haben das gut gemacht gegen eine Mannschaft, die im Pokal gezeigt hat, wie schwer es ist, sie zu bespielen. Es tut uns gut, dass wir Chancen rausgespielt, Tore gemacht und uns ein Erfolgserlebnis erarbeitet haben", resümierte ein sichtlich zufriedener Markus Anfang, der genau dies vor der Partie gefordert hatte und nun diese Forderung erfüllt sah. "Wir sind nicht die Trainer, die verwalten wollen."

Terodde und Koziello zeigen sich

In der Halbzeitpause habe man deutlich besprochen, wie es weitergehen soll: "Kontrolle im Spiel ja, aber immer aufs nächste Tor, denn sonst bestrafst du dich irgendwann selbst." Diese Gefahr bestand in Berlin nicht. Trotz des Rückstands blieben die Kölner ruhig, besannen sich auf ihre offensiven Stärken und vorne bereitete Simon Terodde dem Gegner einen alles andere als angenehmen Nachmittag. Anfang sah sich bestätigt: "Ich habe schon vor dem Spiel gesagt, es gibt hier keine Spieler aus der zweiten Reihe." Terodde belegte dies ebenso wie Vincent Koziello, beide warteten bei ihren Startelfdebüts mit blitzsauberen Aktionen auf.

Der Stürmer vermied Triumphgeschwätz, ordnete das Geschehen realistisch ein: "Wir haben eine sehr hohe Qualität im Kader, gerade auf den Offensivpositionen, da weiß ich, dass ich bedient werde und am Ende bin ich dafür da, sie reinzumachen." Bewusst habe man versucht, immer weiter den Weg zum gegnerischen Tor zu suchen, "vielleicht hätten wir noch zwei oder drei Tore mehr machen müssen, aber wir wollen die Kirche im Dorf lassen."

Zwingend Rückenwind durch den Kantersieg gegen den Viertligisten für die Partie gegen Erzgebirge Aue am kommenden Samstag fühlt der Stürmer nicht: "Es wird ein ganz anderes Spiel. Dem Gegner reicht ein Punkt." Dementsprechend würden die Auer auftreten. Und der FC? "Wir müssen dominant spielen, dann werden wir zwangsläufig zu Chancen kommen. Und die müssen wir dann verwerten." Klingt einfach, war es am Sonntag auch. Doch der Wind in der 2. Liga weht rauer: "Die Qualität ist höher", sagt Terodde, "aber wir müssen unser Spiel durchziehen."

Großes Lob an Simon für das, was er da vorne veranstaltet hat.

Dominick Drexler über Simon Terodde

Wenn auch der Ballbesitzfußball spanischer und deutscher Prägung im Verlaufe der WM in Russland ins Gerede kam, bauen sie in Köln auf dieses Element - aus Gründen. Als Top-Favorit in fast jedem Spiel gehen sie davon aus, zwangsläufig immer deutlich mehr Ballbesitz zu verzeichnen als der Gegner. Über diesen Umstand will man das Spiel dominieren, vor allen Dingen aber wieder und wieder konsequent nach vorne treiben. Dominick Drexler erklärt: "Es geht über den Ballbesitz." Der habe bewirkt, dass der Gegner müde wurde, sich in der Folge mehr Räume boten und diese habe man eben konsequent genutzt: "Das lief sehr gut. Großes Lob an Simon für das, was er da vorne veranstaltet hat."

Der Prozess, diese Spielweise zu optimieren, sei nie zu Ende, führt Drexler an, eben weil jeder Gegner andere Aufgabe stellen wird, die man dann eben lösen müsse. "Das Spiel in Berlin war ein guter Schritt, um Selbstvertrauen in diesem Spielsystem zu tanken", sagt der Mittelfeldspieler, der selbst zwei Tore erzielte. Dieses Selbstvertrauen sei immens wichtig, ebenso die Automatismen, "weil es entscheidend sein kann, ob man einen Meter weiter links oder rechts steht, ob man dem Gegner den Raum öffnet oder nicht." Klingt kompliziert, ist es wohl auch. Weshalb Geduld eine wichtige Grundtugend bleibt. Vor allen Dingen bei der Bewertung der Kölner Leistungen.

Frank Lußem