DFB-Pokal

"Man of the match" beim Sieg des SC Freiburg gegen Dynamo Dresden: Julian Schuster und Nils Petersen uneins

Freiburgs Pokalerfolg soll Auftrieb für das Derby in Stuttgart geben

"Man of the match": Schuster und Petersen uneins

Torschützen unter sich: Freiburgs Kapitän Julian Schuster (li.) und Angreifer Nils Petersen.

Torschützen unter sich: Freiburgs Kapitän Julian Schuster (li.) und Angreifer Nils Petersen. imago

Er hatte mit den Fans am Zaun gefeiert, kurz vor dem Gang in die Kabine noch sein Trikot als Souvenir verschenkt, als Julian Schuster Richtung Interview-Zone lief. Dort lauschten die Journalisten noch den Worten Nils Petersens. "Oh, der Man of the match", sagte Schuster gespielt ehrfürchtig und machte ein paar Meter entfernt eine abrupte Stoppbewegung. "An seiner Stelle würde ich die Trophäe an meinen Platz stellen", fügte er mit einem breiten Grinsen hinzu.

Eine Steilvorlage, Petersen, der von 37 Prozent der Fans via DFB-Pokal-App gewählt wurde, mit der Ansicht seines Kapitäns zu konfrontieren. Gebührt eher Schuster, der mit seinem direkt verwandelten Freistoß das 2:1 besorgte, diese Auszeichnung? "Total, wer so ein Freistoßtor macht", sagte Petersen, Schütze des 1:1, zunächst, um sich dann zu korrigieren: "Wenn sein Freistoß gegen Berlin auch reingegangen wäre, hätte ich ihm die Trophäe sofort gegeben, so behalte ich sie lieber. Den Freistoß muss er erst einmal bestätigen."

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Petersen: "Es wurde wirklich Zeit, den Anspruch habe ich an ihn"

Letztmals hatte Schuster im vorigen Jahrzehnt, beim 3:2 gegen den FC Ingolstadt am 19. April 2009 (2. Liga, 28. Spieltag), einen Freistoß direkt verwandelt. Am 09. April 2011 (Bundesliga, 29. Spieltag) gelang ihm gar eine direkt verwandelte Ecke beim 3:2 gegen Hoffenheim. "Es wurde wirklich Zeit, den Anspruch habe ich an ihn", fuhr Petersen, Schuster stand weiterhin in Hörweite, fort: "Die Qualität hat er, zeigt sie im Training, wir wissen alle, dass er einen starken rechten Fuß hat, dann muss er auch mal im Spiel einen machen."

Petersen: "Wir stecken ihn drei Tage in die Eistonne"

Dass der 32 Jahre alte Schuster wieder so regelmäßig in Freiburgs Startelf gefragt ist, wundert den vier Jahre jüngeren Torjäger nicht: Wir wissen, was wir an ihm haben. Er ist ja noch im besten Fußballalter. Wir stecken ihn drei Tage in die Eistonne und dann kann er gegen Stuttgart wieder aufdribbeln", sagte Petersen mit einem Lachen, ehe ihm das Kreuzverhör langsam zu bunt wurde.

Diese Episode spiegelte die ausgelassene Stimmung im SC-Team an diesem Abend bestens wider. Es war nach dem Hinspiel-Sieg in der letztlich erfolglosen Europa-League-Quali gegen Domzale und dem 3:2-Ligaerfolg gegen Hoffenheim erst der dritte Pflichtspielsieg in dieser Saison. "Wir sind sehr seriös ins Spiel gegangen und wollten unbedingt gewinnen", erklärte Streich. Für dieses Vorhaben verzichtete er – anders als vorige Saison beim Zweitrunden-Aus gegen Sandhausen - auf eine größere Rotation.

Einzig Ersatzkeeper Rafal Gikiewicz, der durch seinen Fehler vor dem 0:1 und eine weitere Unsicherheit keine Eigenwerbung betreiben konnte, und Petersen (für den später eingewechselten Schützen des 3:0, Janik Haberer) beorderte der SC-Trainer freiwillig neu in die Startelf. Zur dritten Änderung, Robin Koch für Philipp Lienhart in der Dreierkette, wurde er durch die Verletzung des Österreichers gezwungen. "Die Mannschaft hat gegen Berlin überwiegend gut gespielt und sich sehr geärgert, dass wir nicht gewonnen haben. Ich wollte, dass diese Spieler sich ein Erfolgserlebnis holen können. Diese Jungs sind im Moment vorne dran", erläuterte Streich seine Maßnahme.

Streich appelliert an die Reservisten

Diese ist auch als Botschaft an die Reservisten zu sehen: "Die anderen machen es seriös, müssen aber noch aufmerksamer und noch klarer agieren im Training. Und wenn einer reinkommt für 20 Minuten, muss ein Stück weit der Rasen glühen, weil sie die Kraft noch haben. Sie dürfen ruhig einen Fehler machen, aber nicht unaufmerksam sein oder defensiv nachlässig", erklärte Streich.

Petersen: "Es war wichtig, im Lostopf zu bleiben"

Daher ist davon auszugehen, dass am Sonntag in Stuttgart wieder Stammkeeper Schwolow und Haberer von Beginn an spielen und Petersen wohl wieder in seine Edeljoker-Rolle schlüpft. Davon unabhängig meint der Stürmer: "Es war wichtig, im Lostopf zu bleiben und auch sonst gibt der Sieg Auftrieb. Dann macht die restliche Trainingswoche viel mehr Spaß. Wir müssen das Selbstvertrauen mitnehmen in dieses wichtige Auswärtsspiel. Wir wissen um die Bedeutung des Derbys, welchen Schub uns ein Sieg geben könnte, zumal wir auswärts so lange nicht mehr gewonnen haben. Es wäre ein optimaler Zeitpunkt."

Zumindest in diesem Punkt widerspricht ihm Schuster nicht. "Wir sind heiß auf dieses Spiel und werden alles reinwerfen", sagt der gebürtige Schwabe, der von 2005 bis 2008 für den VfB spielte. Für den kicker war Schuster im Übrigen der "Spieler des Spiels".

Carsten Schröter

Bilder zur Partie SC Freiburg - Dynamo Dresden