DFB-Pokal

DFB-Pokal: Der FC Bayern München zerbricht im Halbfinale des DFB-Pokals an Borussia Dortmunds "Fußballgott" Sven Bender

Dortmund: BVB-Held feiert Riesentat und seinen Geburtstag

Bayern zerbricht an "Fußballgott" Bender

Mit der Fußspitze: Nach dem Schuss von Arjen Robben verhindert Sven Bender akrobatisch das 1:3.

Mit der Fußspitze: Nach dem Schuss von Arjen Robben verhindert Sven Bender akrobatisch das 1:3. imago

Natürlich hätte der schwarz-gelbe Männerchor auf der 30 Kilometer langen Fahrt vom Stadion zum Flughafen auch einfach nur Sven Benders Heldentat in der 63. Minute besingen - oder den 3:2-Pokalcoup beim FC Bayern nachfeiern können. Stattdessen erklang weit nach Mitternacht im Bus ein mehrsprachiges Ständchen für Bender, der am Donnerstag seinen 28. Geburtstag feiert.

Benders Alter, hieß es später launig im Kurznachrichtendienst Twitter, sei egal - seit dem packenden Pokalfight in der Allianz-Arena sei der wegen seiner herausragenden Einstellung ohnehin hoch angesehene Dortmunder Defensivspezialist unsterblich. Der Balleroberer hat sich seinen Platz in den Geschichtsbüchern der Borussia gesichert.

Auf einer Stufe mit Jürgen Kohler

Der einst von Jürgen Klopp als "Mentalitätsmonster" geadelte Bender führt nun einen zweiten Ehrentitel bei der Borussia: den des Fußballgotts. Den bekommt man wie einst Jürgen Kohler nach dem Champions-League-Halbfinale bei Manchester United (1997, 1:0) beim BVB nur für besondere Großtaten verliehen. Schon nach der Landung in Paderborn/Lippstadt konnte Bender der BVB-Internetseite entnehmen, dass er jetzt mit dem 2002 pensionierten Welt- und Europameister auf einer Stufe steht.

Es lief die 63. Minute in München, als der Ball im BVB-Strafraum zu Arjen Robben wanderte. Zwischen dem Holländer und dem dritten, wohl entscheidenden Tor stand nur noch Bender. Der vor einem Jahr vom Mittelfeld-Abräumer zum Innenverteidiger umfunktionierte Kämpfer spreizte und streckte sich wie ein Handballtorwart, und irgendwie gelang es ihm, den Ball mit der linken Fußspitze noch an den Pfosten zu lenken.

"Diese Aktion war überragend", befand Kapitän Marcel Schmelzer, "wenn da das dritte Tor fällt, ist das Spiel gelaufen." Bender personifizierte mit seiner heroischen Rettungstat den an diesem denkwürdigen Abend unbändigen Willen einer Mannschaft, die sich "von der Moral her, vom Kopf her als auch vom Selbstbewusstsein in den vergangenen Wochen extrem weiterentwickelt" habe, wie Marco Reus zurecht feststellt.

Roman Bürki hatte irgendwie keine Lust mehr mitzuhelfen. Da habe ich gedacht: Übernehme ich mal seinen Part.

Sven Bender

Der ohnehin mehr zur sachlichen Bestandaufnahme als zu überschwänglichen Äußerungen neigende Bender ordnete sein persönliches Highlight-Spiel so ein: "An so einem Pokalabend gehört natürlich auch ein bisschen Glück dazu, und in der Szene hatte ich natürlich auch Glück. Ich habe versucht, das Tor so gut wie möglich abzudecken und ein langes Bein gemacht. Danach habe ich etwas den Überblick verloren und gar nicht gesehen, wo der Ball hin ist."

Sein bayerischer Humor blitzte durch, als der in Rosenheim geborene Bender ergänzte: "Roman Bürki hatte irgendwie keine Lust mehr mitzuhelfen. Da habe ich gedacht: Übernehme ich mal seinen Part." An dieser Schlüsselszene wuchs die Borussia. Und die Bayern zerbrachen daran.

BVB-Spieler feiern in München

Den Schrecken in ein grandioses Gemeinschaftsgefühl umgewandelt: Die BVB-Spieler feiern den Sieg in München. imago

Für die Art, wie sie dem Rekordpokalsieger trotzten, empfingen die Dortmunder Profis verdiente Anerkennung von allen Seiten. Bewunderung erfahren sie dafür, wie sie den Schrecken des nur mit viel Glück glimpflich überstandenen Bombenanschlags in ein grandioses Gemeinschaftsgefühl umgewandelt haben. Es hilft gerade dabei, Berge zu versetzen.

Thomas Hennecke

Spieltagsbilder Halbfinale 2016/17