"Natürlich", startete Russ in das Sky-Interview, nachdem er wenige Momente zuvor noch mit seiner Frau und seiner Tochter auf dem Rasen gestanden hatte, "war es ein emotionaler Moment für mich." Schließlich habe er "eine lange, teilweise harte Zeit gehabt".
Rückblick: Knapp neun Monate ist es her, als beim heute 31-Jährigen vor dem Relegationshinspiel gegen den 1. FC Nürnberg Krebs diagnostiziert wurde. Für den zweifachen Familienvater war dies natürlich ein Schock. Doch mit Hilfe der Familie und des gesamten Vereins überstand Russ die schwere Krankheit - und gab nun 285 Tage nach seinem letzten Pflichtspieleinsatz beim 1:0-Erfolg gegen Arminia Bielefeld seine emotionale Rückkehr.
Das Warten geht an der Seitenlinie weiter
Auf seinen knapp zweiminütigen Einsatz hatte Russ auch an diesem Abend lange Warten müssen. Erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit war es soweit. "Man geht im Hotel viele Szenarien durch. Teilweise hat man ein flaues Gefühl im Magen. Als ich vor der Bank stand, war das alles weg. Ich war einfach nur froh, auf dem Platz zu stehen", so Russ.
Eine erste Andeutung, dass er gegen die Arminia im Kader stehen könnte, gab es am Montag. SGE-Coach Kovac schnappte sich Russ vor dem Abschlusstraining und fragte nach, wie dieser sich fühlte. Nachdem Russ zwei Wochen voll mit der Mannschaft trainiert und separat noch viel gemacht habe, war er für die Kadernominierung bereit.
Selbstverständlich ließ die Einwechslung von Russ auch Trainer Kovac nicht komplett kalt: "Mit Marco Russ haben wir die ganzen Monate gehofft und gebangt, und heute sind wir einfach nur glücklich."
Ich musste ihn bringen, weil wir in der Schlussphase kopfballstarke Spieler brauchten.
Niko Kovac über den Hintergedanken bei der Einwechslung von Marco Russ
Dass er seine 1,90 Meter große Defensivallzweckwaffe überhaupt brachte, war auch der Personalsituation geschuldet. Schon vor Anpfiff sagte er bei Sky: "Marco ist unser einziger Innenverteidiger auf der Auswechselbank." Als es in der heißen Schlussphase dann eng wurde, schlug der passende Moment: "Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Ich musste ihn bringen, weil wir in der Schlussphase kopfballstarke Spieler brauchten, denn die Bälle sind nur so in unseren Strafraum hereingeflogen."