DFB-Pokal

Ohren auf Durchzug - Skripnik schonungslos

Bremen: Strafen für Fritz und Bartels

Ohren auf Durchzug - Skripnik schonungslos

Viktor Skripnik kündigte nach dem Pokalaus eine "große Analyse" an und könnte sich zudem einen weiteren Neuzugang vorstellen.

Viktor Skripnik kündigte nach dem Pokalaus eine "große Analyse" an und könnte sich zudem einen weiteren Neuzugang vorstellen. imago

Nach Kruse-Verletzung: Holt Werder noch einen Stürmer?

Aufgeräumt, (selbst-)kritisch, mit treffender Analyse - Werder-Coach Viktor Skripnik präsentierte sich am Tag danach deutlich überzeugender als seine Profis bei der Pokalblamage in Lotte. Seine Worte vor der Partie, gab der Fußballlehrer schonungslos offen zu, seien bei den Spielerköpfen "auf der einen Seite rein und auf der anderen Seite wieder raus" gegangen.

Speziell Führungskräfte wie Clemens Fritz und Fin Bartels, die sich in der entscheidenden Phase provozieren ließen, stellte Skripnik zu Recht an den Pranger. Mit dem Ausfall von Max Kruse (Außenbandverletzung im linken Knie) muss er zudem einen weiteren personellen Rückschlag verkraften. Und lässt durchblicken: Eine weitere Verstärkung in der Offensive würde er durchaus befürworten.

Zwar stellt Skripnik ausdrücklich keinerlei Forderungen, beantwortet die Frage nach möglichen Transfers allerdings vielsagend: "Wir haben noch neun Tage Zeit." Bedarf ließe sich allemal ableiten. Kruse wird voraussichtlich mehrere Wochen fehlen. Claudio Pizarro, der aktuell an einem Faserriss laboriert, bleibt schon aufgrund altersbedingter Anfälligkeit zwangsläufig ein unsicherer Kandidat. Diese Einschätzung trifft auch auf Aron Johannsson zu, der sich nach zehnmonatiger Verletzungspause erst mal herankämpfen muss – kleinere Rückschläge sind da erfahrungsgemäß programmiert.

Bleiben als Mittelstürmer Lennart Thy, dessen Bundesligatauglichkeit seit dem Auftritt in Lotte mehr denn je in Zweifel steht, sowie Johannes Eggestein. Dass der 18-Jährige bei allem Abschluss-Talent noch Zeit braucht, wurde am Sonntag ebenfalls deutlich. Manager Frank Baumann stellt allerdings klar: "Aus einem Spiel leiten wir keine grundsätzlichen Schlussfolgerungen ab." Seine Tendenz gehe eher dahin, auf Kruses Ausfall nicht auf dem Transfermarkt zu reagieren. Denn: "Wir spielen ja nur mit einem Stürmer. Wenn dann alle fit sind, kann man sich mit zu vielen Spielern auch wieder andere Probleme schaffen." Vorerst, so ließ Skripnik durchblicken, werde er ohne Kruse wahrscheinlich wieder zum 4-1-4-1-System zurückkehren.

"Große Analyse" am Dienstag

Allein nach den Eindrücken von Lotte müsste ohnehin in allen Mannschaftsteilen aufgerüstet werden. "Wie wir uns haben provozieren lassen, ist Wahnsinn", stellt Skripnik fest und nennt dabei ausdrücklich Kapitän Clemens Fritz sowie Fin Bartels, die sich völlig unnötige Karten (Gelb bzw. sogar Rot) einhandelten. Beide werden intern bestraft, bei Bartels handelt es sich um eine Geldstrafe: "Wir haben einen Regelkatalog, der in solchen Fällen bestimmte Summen festlegt." Zugleich wählte Skripnik - auch vor der Mannschaft - dieselbe Formulierung wie Boss Baumann am Tag zuvor: "Wir waren schlechte Verlierer. Das hat mich besonders geärgert." Für Dienstag hat der Ukrainer nun statt des vorgesehenen freien Tages eine "große Analyse" angesetzt. Mindestens eine Stunde lang soll das Desaster von Lotte aufgearbeitet werden. Skripnik lakonisch: "Zur Strafe könnten wir auch nochmal die vollen 90 Minuten zeigen." Was er nun von den Spielern erwartet: "Worte reichen uns nicht mehr, wir wollen jetzt auch Taten auf dem Platz sehen."

Skripnik fordert von seinem Team in München "eine Reaktion"

Allerdings: Eine völlig neue Mannschaft wird Skripnik am Freitag in München nicht auf den Platz schicken (können), schon aufgrund der Personalsituation. "Ich muss den Spielern auch Vertrauen geben", formuliert der Fußballlehrer. Spannend wird vor allem die Frage nach der Besetzung der Innenverteidigung. Niklas Moisander bestätigte am Montag selbst, dass er "noch nicht topfit und im idealen Rhythmus" sei: "Das einzig Gute an Lotte war, dass ich mal 90 Minuten gespielt habe. Aber ich habe noch viel Arbeit." Umso fragwürdiger, warum nicht Luca Caldirola an Stelle des Finnen begann. "Gegen Ingolstadt haben Sané und Moisander gut gespielt, es gab für uns keinen Grund, etwas zu ändern", antwortet Skripnik. "Hinterher – oder für die Zukunft – kann man darüber natürlich immer diskutieren."

In welcher Besetzung auch immer: "In München müssen wir eine Reaktion zeigen", fordert der Trainer, "da sind wir in der Rolle von Lotte und haben nichts zu verlieren." Davon, dass es seine Spieler auch umsetzen, bleibt Skripnik auf Gedeih und Verderb abhängig.

Thiemo Müller