DFB-Pokal

Nach "Höllenspiel": Klopps Traum lebt

Dortmund zieht ins Finale von Berlin ein

Nach "Höllenspiel": Klopps Traum lebt

Jürgen Klopp (Mitte) beeilte sich, doch der BVB-Coach war nicht der erste Dortmunder, der Torhüter Mitchell Langerak erreichte.

Jürgen Klopp (Mitte) beeilte sich, doch der BVB-Coach war nicht der erste Dortmunder, der Torhüter Mitchell Langerak erreichte. Getty Images

"Das war ein Höllenspiel", fand Jürgen Klopp die wohl passendsten Worte über den Thriller im Halbfinale beim FC Bayern München. Mit dem Auftritt seiner Mannschaft in der ersten Hälfte, als Bayern klar überlegen spielte, war Klopp dabei gar nicht zufrieden gewesen: "Ich hätte sehr gerne gehabt, dass wir in der ersten Halbzeit deutlich mutiger Fußball spielen", sagte der BVB-Coach in der "ARD". In der Pause habe er gesagt, es sei "kein Problem, hier zu verlieren", aber dann bitte "mit fliegenden Fahnen": "Weil das war ja völliger Quatsch."

In der Tat war der FCB lange Zeit drückend überlegen, überwand jedoch nur einmal Torhüter Mitchell Langerak (Lewandowski/29.). Eben dies sollte sich in der Schlussphase rächen, als die Westfalen - beflügelt durch die Einwechslung von Mkhitaryan (Klopp: "Er hat den Unterschied gemacht, auf einmal war Leben drin") - tatsächlich zu drücken begannen und den Ausgleich markierten (Aubameyang/75.). Danach hatte Reus sogar die Chance auf das 2:1, scheiterte aber am glänzend reagierenden Neuer (82.). Glück hatten die Dortmunder dabei in der 56. Minute gehabt, als Schiedsrichter Gagelmann ein Schmelzer-Handspiel im Strafraum nicht ahndete. Klopp: "Das ist ein klarer Handelfmeter, da müssen wir nicht drüber reden. Entschuldigen werde ich mich jetzt aber nicht."

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In der Verlängerung war das alte Bild zunächst wiederhergestellt: Bastian Schweinsteiger hatte für Bayern (nach Gelb-Rot gegen Kampl am Ende in Überzahl) zweimal das 2:1 auf dem Kopf, zudem gab es einen weiteren Aufschrei im München, als Torhüter Langerak Lewandowski im Strafraum von hinten ansprang. Der Pole, der beim hohen Zuspiel von Boateng zuvor wohl leicht im Abseits stand, trug gar eine Gehirnerschütterung davon .

Münchens Rutschpartie nimmt dem BVB den Druck

Der Rest ist bekannt: Borussia Dortmund stellte sich wie Bayer 04 Leverkusen im Viertelfinale auf ein schwieriges Elfmeterschießen ein - vor allem gegen Torhüter Manuel Neuer. Doch die Schwarz-Gelben bekamen mächtig Schützenhilfe vom FCB: Kapitän Philipp Lahm und Xabi Alonso rutschten wie einst Englands Nationalspieler David Beckham bei der EM 2004 im Viertelfinale gegen Portugal oder Chelsea-Kapitän John Terry im Champions-League-Finale 2008 gegen Manchester United aus und verzogen den Ball deutlich. Zudem scheiterten Ex-Borusse Mario Götze an Langerak und Manuel Neuer mit einem Schuss an die Latte. So konnte sich bei Treffern von Ilkay Gündogan und Sebastian Kehl auch Kapitän Mats Hummels einen Fehlschuss leisten.

Borussia Dortmund

T-Shirts an: Die Dortmunder Spieler feiern mit den mitgereisten Fans. Getty Images

Sicherlich wird dieses Elfmeterschießen in Erinnerung bleiben - vor allem im Lager des BVB, der damit erneut das DFB-Pokalfinale erreichte. Zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren. Außerdem gewannen die Westfalen alle ihrer letzten fünf Halbfinals im DFB-Pokal.

Noch ein Sieg, dann bebt der Borsigplatz

Die Stimmung war nach Spielschluss natürlich großartig: Spieler und Offizielle lagen sich feiernd in den Armen. "Wir wussten, dass wir immer eine Chance haben in München. Es war hier immer knapp und spannend. Die stärkste Mannschaft Deutschlands haben wir heute ausgeschaltet", empfand BVB-Kapitän Hummels. "Das Endspiel wird auf jeden Fall geil." Torhüter Langerak, der damit auch das vierte Duell gegen Bayern gewann, ergänzte: "Es ist unglaublich, ich kann nicht die richtigen Worte finden. Heute war unser Tag." Reus lobte derweil die Einstellung: "Wir sind heute über uns hinausgewachsen."

Spielbericht

Hans-Joachim Watzke meldete sich ebenfalls zu Wort, doch warnte er schon ein klein wenig, dass mit dem Sieg gegen den FCB eben noch kein Titel errungen wurde. Der BVB-Geschäftsführer äußerte sich mit Hinblick aufs Finale am 30. Mai im Berliner Olympiastadion: "Einen LKW gibt es nur, wenn wir den Titel auch gewinnen". Ein LKW, auf dem Klopp wie angekündigt gerne zum Abschluss seiner Dortmunder Zeit mit den Fans am Dortmunder Borsigplatz noch einmal feiern möchte. Es wäre nach den Meisterschaften 2011 und 2012 sowie dem Pokalsieg 2012 der vierte Titel in der siebenjährigen schwarz-gelben Trainerlaufbahn.

mag/ski