Dortmunds Trainer Lucien Favre entschied sich in diesen Tagen gegen gleich zwei Berliner Gegner im Vergleich zum Bundesliga-2:2 gegen Hertha BSC zur großen Rotation - und zu sieben Wechseln: Im Tor stand zunächst einmal Neuzugang Hitz. Der ehemalige Augsburger kam somit zu seinem ersten Einsatz seit seinem Wechsel und ersetzte somit den auf der Bank sitzenden Landsmann Bürki. Außerdem begannen Toprak, Weigl, Wolf, Kagawa, Pulisic und Philipp für Piszczek (Knieverletzung), Witsel, Sancho, Reus, Guerreiro (allesamt auf der Bank) und den nach zuletzt guten Leistungen kranken Weltmeister Götze (Bronchitis). Paco Alcacer (25), der Torjäger vom Dienst, stand derweil nach überstandener Oberschenkelblessur immerhin wieder im Kader.
Union Berlins Coach Urs Fischer tauschte derweil nach dem 0:0 zu Hause gegen Dynamo Dresden , der zweiten Zweitliga-Nullnummer in Folge, auf vier Positionen aus: Reichel (Bank), Felix Kroos (Knöchel), Gogia (Bank) und Mees (angeschlagen) machten Platz für Lenz, Zulj, Redondo und Hartel.
Union beschäftigt den BVB - vorne und hinten
Interessant: Mit dem Berliner Trainer Fischer traf Favre an diesem Abend auf einen Bekannten. Denn als Favre einst den FC Zürich trainiert hatte (2003 bis 2007), war Fischer dort nacheinander für die Nachwuchsteams von U 14, U 16, U 21 verantwortlich. Ob's daran lag, dass sich Union so gut auf den BVB eingestellt präsentierte? Schwer zu klären. Sicher aber war: Die Hauptstädter boten Schwarz-Gelb über die mehr als nur Paroli, standen defensiv im 4-1-2-2-1 bestens und setzten nach vorne über die gesamte Dauer immer wieder gekonnt gefährliche Nadelstiche.
DFB-Pokal, 2. Runde
Denn wenngleich die Dortmunder erste Chancen verzeichneten (Wolf, 9.; Pulisic, 10.), hatten die Berliner das 1:0 durchaus auf dem Fuß. Doch Zulj (23.), Lenz (24.) und Hübner per Kopf (24.) scheiterten allesamt mit ihren Abschlüssen am starken Torwart Hitz.
Dahoud hat eine Idee - und Pulisic staubt ab
Bitter allerdings aus Sicht der Köpenicker: Der BVB, der sich sichtlich schwer mit der Offensivarbeit tat und zwischenzeitlich auch noch den angeschlagenen Diallo durch Guerreiro ersetzen musste (14.), kam vor der Pause und nach einem knappen Fehlschuss von Pulisic (34.) einmal so richtig auf - und eben zum 1:0. Weigl fand Dahoud links auf dem Flügel, der ehemalige Gladbacher tanzte im Anschluss Hartel aus und flankte herrlich ins Zentrum zu Kagawa. Der Japaner scheiterte mit seinem Kopfball aus kürzester Distanz an Keeper Gikiewicz, doch Pulisic war im Anschluss der Gedankenschnellste und stocherte den Ball über die Linie (40.). Zwei Minuten später beinahe die Antwort: Redondo traf allerdings kraftvoll nur die Latte.
Polter kommt und sticht gekonnt
Nach dem Seitenwechsel nahm sich Dortmund indes vor, den Druck zu erhöhen. Doch zunächst spielten die Gäste nicht mit und stellten sich weiterhin gut an. Die besten Chancen in dieser offenen Phase, wo beide Teams direkte Weg nach vorn suchten, ließen derweil Guerreiro auf BVB-Seite (52.) und Andersson auf Union-Seite (54.) liegen.
Insgesamt musste festgestellt werden, dass die Schwarz-Gelben zu wenig machten und sich deswegen durchaus verdient das 1:1 einfingen - nach einem richtig schönen Angriff der Berliner: Schmiedebach und Hübner gewannen defensiv zunächst immens wichtige Zweikämpfe, ehe Lenz marschierte und Zulj vor dem Strafraum fand. Der Österreicher und Leihspieler von Hoffenheim steckte herrlich durch für den kurz zuvor erst eingewechselten Polter, der eiskalt im Fallen vor Hitz vollstreckte (63.).
Philipp mit Kraft - Polter mit Präzision
Spätestens jetzt dürfte allen klar gewesen sein, dass Union Berlin ein dickes Brett ist. Doch erneut wurde der BVB seiner Favoritenrolle mit Kreativität gerecht: Übers Mittelfeld kombinierten sich Kagawa und Pulisic nach vorn, ehe der Steckpass zum durchlaufenden Philipp folgte. Der Stürmer fackelte rechts am Strafraum aus leicht spitzem Winkel nicht lange und donnerte die Kugel kraftvoll ins rechte Eck - Schlussmann Gikiewicz kam bei diesem Kracher nicht mehr hin (73.). Ein Treffer, der den Willen der Köpenicker brach? Ganz im Gegenteil: Die Gäste schoben gegen den BVB, der nun mit Reus und Witsel agierte, weiterhin an, suchten die Lücke - und fanden sie. Zulj chippte den Ball überragend sowie blind aus der Drehung in die Strafraummitte zum freien Polter, der Joker nickte humorlos rechts ein, schnürte somit einen Doppelpack und sicherte seinem Team die wohlverdiente Verlängerung (88.)!
Meldete Union Berlin zweimal zurück - und musste am Ende ein bitteres 2:3 verkraften: Sebastian Polter (Mitte). imago
Verlängerung: Großchance Union, Pfosten BVB!
In der Extraspielzeit hatte der Gast gar die riesige Möglichkeit aufs 3:2, doch der eingewechselte Hedlund scheiterte aus bester Lage an einer guten Parade von Hitz (96.). Auf der anderen Seite forderten die Schwarz-Gelben indes vergebens Elfmeter nach Handspiel von Schmiedebach, der aus kurzer Distanz vom vierten Einwechselspieler Sancho an den leicht ausgefahrenen rechten Arm angeschossen wurde (100.). Nach dem Seitenwechsel verzeichnete indes der Gastgeber die Großchance aufs 3:2, doch Topraks starker Kopfball landete nur am rechten Pfosten (110.).
Reus tritt an und bleibt cool
Immer mehr deutete sich das Elfmeterschießen an. Doch dann passierte das: Der bereits verwarnte Union-Abwehrmann Friedrich zog im Strafraum kurz an Pulisics Arm, kassierte Gelb-Rot und verursachte mit seinem Vergehen einen Elfmeter (118.). Kapitän Reus schnappt sich die Kugel, wurde von Torwart Gikiewicz abgelenkt, musste die Konzentration lange wahren (Hübner und Witsel legten sich noch kurz miteinander an, jeweils Gelb) - und verwandelte letzten Endes immens sicher ins rechte obere Eck zum 3:2-Endstand (120.+1). Wenig verwunderlich lagen sich in der Folge überglückliche BVB-Profis in den Armen, während die Gäste aus Berlin nach einer starken Leistung ausschieden.
Borussia Dortmund, das mit diesem Erfolg das letzte ungeschlagene Team im deutschen Profi-Fußball bleibt, spielt am Samstag (15.30 Uhr) beim VfL Wolfsburg. Union Berlin gastiert am Sonntag (13.30 Uhr) beim SSV Jahn Regensburg.