Fünf Ligen trennen beide Teams
Alemannia Waldalgesheim hatte die erste DFB-Pokal-Hauptrunde der Vereinsgeschichte durch den überraschenden Gewinn des Bitburger Verbandspokals Südwest erreicht, als sie unter anderem die Regionalligisten Worms und Zweibrücken ausgeschaltet hatten. In der Liga ging der Pokalerfolg allerdings nach hinten los, es folgte der Abstieg von der Oberliga in die Verbandsliga (6. Liga). Dort erlebte die Elf von André Weingärtner einen Start nach Maß und führt die Südweststaffel nach zwei Spielen mit sechs Punkten an.
Auf Seiten von Bayer Leverkusen ging der Verein zum vierten Mal in Serie mit einer neuen Trainerkonstellation in eine Saison. Diesmal folgte Roger Schmidt auf Sascha Lewandowski, der Ex-Salzburg-Coach soll endlich für Kontinuität sorgen. Bei seiner Pflichtspielpremiere an der Seitenlinie schickte Schmidt drei Sommerneuzugänge ins Rennen: Der Brasilianer Wendell verteidigte hinten links (6,5 Millionen Ablöse), die Rom-Leihgabe Jedvaj auf der gegenüberliegenden Seite. Den klassischen Spielmacher gab der Königstransfer Calhanoglu, den Bayer für satte 14,5 Millionen aus Hamburg losgeeist hatte. Zudem wirbelte Rückkehrer Bellarabi (zuletzt an Braunschweig ausgeliehen) über die rechte Außenbahn.
Blitzstarter Kießling
"Wir haben einen Plan für das Spiel im Kopf. Unser Ziel ist es, ein gutes Spiel zu machen. Das kann man aber nicht an einem Ergebnis festmachen. Wir wollen nach dem Spiel sagen können, dass wir alles getan haben", hatte Trainer Weingärtner im Vorfeld angekündigt. Teil des Plans war es mit Sicherheit, so lange wie möglich die Null zu halten. Das misslang allerdings völlig: Etwas mehr als eine Minute dauerte es, also Calhanoglu rechts frei zur Flanke kam. Im Zentrum scheiterte Brandt zwar erst am stark parierenden Keeper Borschnek, den Abpraller drückte dann aber Kießling über die Linie - 1:0 (2.).
In der Folge ging es für die Leverkusener allerdings nicht mehr so einfach, weil der Sechstligist ein Bollwerk in der eigenen Hälfte aufbaute und im Zentrum kaum Platz zum Kombinieren ließ. So zog Bayer seine Angriffe fast ausschließlich über die beiden Flügel auf, kam aber nicht in entscheidende Abschlusspositionen, weil die Hereingaben meist zu unpräzise waren.
DFB-Pokal
Kießlings Hunger noch nicht gestillt
Mitte des ersten Durchgangs wirkte die Schmidt-Elf wieder entschlossener und fand durch schnelle Kombinationen, wie es der Stil des neuen Trainers vorgibt, auch Lücken in der Mitte. Brandt scheiterte erst am Pfosten (20.), dann sprang sein Heber hauchzart am Kasten vorbei (23.). Einfacher hatte es schon Kießling, der nach Castros Sololauf nur noch den Fuß hinhalten musste und das Ergebnis verdoppelte (24.). Sieben Minuten später legte der Stürmer noch einen drauf und markierte einen lupenreinen Hattrick: Auf Vorlage von Brandt, der Borschnek überlupfte, schob Kießling das Leder locker ins leere Tor ein (31.).
Offensiv setzte der Underdog im gesamten ersten Durchgang keine Akzente, Leverkusens Schlussmann Leno musste nicht einmal eingreifen und erlebte einen entspannten Freitagabend. Stattdessen lief der Bayer-Express auf Hochtouren: Der emsige Bellarabi holte noch einen Strafstoß heraus, den Kießling sicher verwertete - sein vierter Treffer (40.) und gleichzeitig der Pausenstand.
Immer wieder Kießling
Nach Wiederanpfiff wirkte die Alemannia wieder griffiger in den Zweikämpfen und startete sogar zweimal nach vorne durch. Doch beide Vorstöße bereinigte schließlich der flinke Donati (50., 52.). Die Werkself tat sich schwer, schob den Ball durch die eigenen Reihen, ohne dabei eine Lücke zu finden. Nach einer Viertelstunde ohne nenneswerte Strafraumszenen schlug Leverkusen wieder eiskalt zu. Die Frage nach dem Torschützen stellte sich eigentlich nicht mehr. Auf Bellarabi-Vorlage erzielte Kießling mit seinem schwachen Linken seinen fünften Treffer an diesem Abend (60.). Seine letzte Szene, denn Schmidt verhalf Neuzugang Drmic zu seinem Pflichtspieldebüt, der anstelle des Torjägers agierte (62.).
Bayer nahm fortan zusehends das Tempo aus der Partie, schaltete in den Energiesparmodus, um zum Bundesligastart fit zu sein. Daran änderten auch die beiden frischen Kräfte Drmic und Son vorerst nichts. Aus gefühlten 100 Prozent Ballbesitz resultierten in dieser Phase null Prozent Gefahr.
Auch Son darf noch ran
In der Schlussviertelstunde setzten die Gäste den Fuß doch noch einmal auf das Gaspedal. Erst scheiterte Son an Borschnek (75.), dann verhinderte Abwehrmann Klöckner Drmic' Torpremiere (81.), ehe der Keeper gegen Calhanoglu parierte (81.). Bei Sons Seitfallzieher war Borschnek allerdings machtlos - 6:0 (82.). Zuvor hatte Boenisch einen Gegenspieler aussteigen lassen und den Südkoreaner mustergültig in Szene gesetzt. In der Schlussminute holte sich die SV Alemannia ihren Applaus ab, nachdem der eingewechselte Erbach den ersten Schuss in Richtung Lenos Tor abgab. Danach war die Pokalpremiere des Vereins beendet.
Waldalgesheim reist am Dienstag (19.30 Uhr) in der Verbandsliga Südwest zum FSV Offenbach, Leverkusen muss ebenfalls am Dienstag (20.45 Uhr) ran. Dann steht für die Schmidt-Elf das Hinspiel der Champions League Qualifikation beim FC Kopenhagen an.