Bundesliga

Ascacibars Fehlen könnte Castros Chance werden

Stuttgarts Argentinier muss in Gladbach gelbgesperrt pausieren

Ascacibars Fehlen könnte Castros Chance werden

Zuletzt nur Bankdrücker beim VfB: Gonzalo Castro.

Zuletzt nur Bankdrücker beim VfB: Gonzalo Castro. imago

Die Zuschauer in der Mercedes-Benz-Arena konnten es nicht erkennen, die Fernsehkameras konnten es nicht einfangen, niemand konnte verlässlich aufklären, womit sich Ascacibar in der ersten Halbzeit der Partie gegen Augsburg die Gelbe Karte, seine fünfte in dieser Saison, verdient hat. Im Tohuwabohu nach dem Zwist zwischen Benjamin Pavard und Julian Schieber und dem folgenden schwäbisch-schwäbischen Rudelschubsen zückte der Unparteiische den Gelben Karton. Harm Osmers zeigte ihn allerdings nicht den wirklichen Kampfhähnen Pavard und Schieber, sondern dem kleinen Defensivmann, der im Gewühl regelrecht untergetaucht und wild schimpfend und gestikulierend daraus wieder aufgetaucht war. Um sich anschließend überrascht dreinblickend deswegen Gelb abzuholen. Eine persönliche Strafe, die die Stuttgarter insgesamt schmerzt. Ascacibar wird in der gerade zu etwas mehr Stabilität findenden Defensive des VfB fehlen.

Wieder einmal war das Temperament mit dem 21-jährigen Kraftbündel durchgegangen. Die Folgen sind unangenehm, denn der Argentinier ist in diesen Tagen besonders wichtig für die wortwörtlich um den Anschluss kämpfenden Stuttgarter. Wer feine Pässe, gefährliche Torabschlüsse oder glänzende Balltricksereien erwartet, muss sich einen anderen Lieblingsfußballer suchen. Ascacibar steht vor allem für Kampf und Einsatz. Von allen Profis des VfB, die mindestens die Hälfte aller Partien bestritten haben, spulte der 1,68-Meter-Mann, den alle liebevoll "Kampfzwerg" nennen, zum Beispiel die meisten Kilometer pro 90 Minuten ab. Im Schnitt 12,31 Kilometer. Dennis Aogo (11,74) und Christian Gentner (11,57) folgen.

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Ascacibar - eigentlich unersetzlich

An Ascacibar im defensiven Mittelfeld führt kein Weg vorbei. Für viele Gegner nicht, für den Trainer schon gar nicht. "Er ist ein sehr wichtiger, positiver Faktor für uns", lobt Markus Weinzierl, der den Jungstar selbst dann nicht auf die Bank setzt, wenn er es wirklich verdient hätte. Wenn er mal wieder von einer Länderspielreise samt verrichteten Heimatdienst für Argentinien aus aller Herren Länder zurückkehrt. Der Nationalspieler klagt nicht, dankt dafür lieber mit hundertprozentigem Einsatz, den alle an ihm so schätzen. "Wir sind alle gut beraten, Ascacibar als Vorbild zu nehmen", sagte zuletzt Sportvorstand Michael Reschke. Der Defensivmann bringe "diese Mentalität, diese Aggressivität im Zweikampf in jeder Situation mit. Er geht immer mit dem Herz voran. Ein fantastischer Spieler."

Ein Ruf, der auch Castro vorauseilte. Doch der Neuzugang aus Dortmund konnte bisher die Erwartungen nicht annähernd erfüllen. Seit seiner katastrophalen Leistung in der 1. Halbzeit beim 0:4 gegen den BVB ist aus der vermeintlichen Stammkraft ein Kurzarbeiter geworden. Die Partie am kommenden Sonntag in Gladbach könnte ihm eine neue Chance bieten, sich zu zeigen und Pluspunkte zu sammeln. Der Mann, den Reschke im Sommer als "wichtigen Mosaikstein in unserer Kaderplanung" bezeichnete, fand bisher keinen passenden Platz im Team.

Variante auch ohne Castro denkbar

Und auch jetzt ist nicht sicher, ob die vakante Position ihm wirklich anvertraut wird. Um dem Gladbacher Tempo beizukommen, könnte Weinzierl auch auf eine andere Konstellation bauen. Ohne Castro, der genau im Tempo seine größte Schwäche hat. Stattdessen käme vielleicht eine Doppelsechs Dennis Aogo und Christian Gentner in Frage, inklusive einer weiteren Offensivkraft, um die Borussen schon früh in der eigenen Hälfte zu binden und zu beschäftigen. Vielleicht zieht der VfB-Coach aber auch eine ganz andere Variante aus dem Hut.

George Moissidis

Bilder zur Partie VfB Stuttgart - FC Augsburg