Bundesliga

Jojo Eggestein: Symbol des Werder-Wegs

Bremen: Premierentor gegen Wolfsburg

Jojo Eggestein: Symbol des Werder-Wegs

Die Entscheidung: Johannes Eggestein trifft zum 2:0.

Die Entscheidung: Johannes Eggestein trifft zum 2:0. imago

Das feine Zuspiel des 40-jährigen Peruaners, das vom gerade mal halb so alten Eigengewächs in bester Torjägermanier veredelt wurde, belegt höchst anschaulich: Die gewagten aber eben auch mit Überzeugung kalkulierten Personalmaßnahmen von Manager Frank Baumann und Trainer Florian Kohfeldt verbinden sich derzeit zu einem komplett stimmigen "Werder-Weg". Die Gefahr, Pizarro könnte den Sturmrivalen Eggestein blockieren, war mit der Rückholaktion des Oldies im Sommer durchaus gegeben. Doch Kohfeldt gelingt es, die verschiedenen Elemente seiner Offensive so zusammenzusetzen, dass alle voneinander profitieren.

"Ein guter Pass von Pizza, gut gelaufen und geschossen von Jojo", analysierte Rekordeinkauf Davy Klaassen die Szene ebenso einfach wie prägnant. Es war der letzte Beweis dafür, dass der "gelernte" Mittelstürmer Eggestein seine herausragenden Abschlussqualitäten eben auch von einer Außenposition aus zur Geltung bringen kann. Kohfeldts Angriffsplan lässt genau das zu, wie der Youngster beschreibt: "Bei uns ist es nicht so entscheidend, wer auf welcher Position spielt. Da Max Kruse immer wieder entgegenkommt, gehen die Außenspieler regelmäßig hinter die Kette und nach innen, kommen so immer wieder zu Torchancen." Seinen ersten Bundesligatreffer erzielte Eggestein dabei mit jenem wie auf Knopfdruck ablaufenden Automatismus, der klassische Torjäger auszeichnet. Der nächste bedeutende Schritt auf dem Weg zum Durchbruch für das Talent, das aufgrund seiner exzellenten Knipser-Qualitäten früh gehyped wurde, sich die nötige athletische, mentale und taktische Reife aber erst mühsam erarbeiten musste.

Premierentreffer "eine Riesenfreude für den ganzen Verein"

"Jojo hat sich belohnt für viele, viele Stunden wirklich harter Arbeit", urteilt Kohfeldt. "Jetzt steht er endlich mal im Licht der Öffentlichkeit und soll das genießen. Er ist ein extrem fleißiger Junge – und für einen Trainer ist es immer besonders schön, wenn es dann auch den Richtigen trifft." Überhaupt, so der Fußballlehrer, sei Eggesteins Premierentreffer "eine Riesenfreude für den ganzen Verein, für die vielen Trainer, die ihn in ihren Händen hatten und die am Freitag fast alle im Stadion dabei waren". Die Hoffnung, nach Bruder Maxi das nächste Eigengewächs perspektivisch zu einem Leistungsträger der Profimannschaft zu formen, hat an der Weser ganz viel neue Nahrung erhalten. Die Entwicklung, betont Kohfeldt, verläuft schließlich konstant: "Jojo war bereits in den letzten Wochen immer im Kader und hatte seine Einsatzzeiten. Das ist bei uns schon nicht mehr so einfach in dieser Saison, auch wenn es nicht so viel Aufmerksamkeit findet."

"Ich will und muss weiter Gas geben"

Den eigenen Anteil an der Story des Abends wollte Kohfeldt an seinem 36. Geburtstag auf Nachfrage ganz bewusst kleinhalten: "Ich bin da raus. Jojo hat sich das erarbeitet, da hätte jeder an der Seitenlinie stehen können." Für Eggestein selbst soll sein erster großer Auftritt im Oberhaus derweil natürlich nur der Anfang gewesen sein: "Ich will und muss weiter Gas geben, mich weiter in der Mannschaft etablieren. Es soll ja nicht bei dem einen Tor bleiben." Die so selbstverständlich wirkende technische Perfektion, mit der er es erzielt hat, lässt darauf schließen, dass in Zukunft noch etliche weitere folgen werden.

Thiemo Müller

Bilder zur Partie Werder Bremen - VfL Wolfsburg