Bundesliga

Hand? Keine Hand? Nur eine radikale Regeländerung hilft!

Kommentar von Jörg Jakob (Leiter kicker-Chefredaktion)

Hand? Keine Hand? Nur eine radikale Regeländerung hilft!

Eine Aktion, die im Regelwerk zu viel Spielraum lässt: Gladbachs Lars Stindl unmittelbar vor dem 1:0 in Ingolstadt.

Eine Aktion, die im Regelwerk zu viel Spielraum lässt: Gladbachs Lars Stindl unmittelbar vor dem 1:0 in Ingolstadt. imago

Eines vorweg: In der kicker-Redaktion arbeiten Kollegen, die sich über die regelmäßige und jahrelange Reportertätigkeit hinaus mit Regelfragen und dem Schiedsrichterwesen zusätzlich und explizit befassen. Zu unserem Team zählen zudem Kollegen, die in ihrer Freizeit als Schiedsrichter tätig sind, im Fußball, auch in anderen Sportarten. Die Reporter im Stadion, die das Spiel betreuenden Redakteure an den Bildschirmen im Büro, die genannten Regel-Experten sowie ehemalige FIFA-Schiedsrichter, die wir bei besonders kniffligen Situationen um ihre Meinung bitten, und schließlich auch die Chefredaktion sind involviert, wenn nach diesen besonders kniffligen Situationen besonders knifflige Entscheidungen zu treffen sind.

So war es auch am Sonntag bei und nach der Partie FC Ingolstadt 04 gegen Borussia Mönchengladbach. Das Urteil des kicker über das umstrittene "Handtor" zum 0:1 von Lars Stindl: Es war ein Handspiel, das Tor anzuerkennen, war jedoch regelkonform.

Spielersteckbrief Stindl
Stindl

Stindl Lars

DFB-Schiedsrichter-Boss Lutz-Michael Fröhlich sagt nun, "schlussendlich" bleibe nur die Erkenntnis, dass es sich um ein "strafbares Handspiel" gehandelt habe. Fröhlich kommt zu diesem Schluss, obwohl er selbst zur Frage nach Absicht oder Nicht-Absicht sagt: "Für beide Ansichten findet man in dem Ablauf der Szene Hinweise, so dass eine exakte Detailanalyse zu einer unendlichen Diskussion führen würde."

Wer je Fußball gespielt hat, wird die Bewegungsabläufe im Strafraum und speziell die Bewegungen Lars Stindls sehr gut nachempfinden und somit einschätzen können. Seine Aussage unmittelbar nach dem Spiel ist glaubhaft und nachvollziehbar.

Heißt: Es ist weiterhin reine Ansichtssache, ob in der betreffenden Szene der Ball zur Hand ging oder die Hand zum Ball. Und dass der Ball im Wortsinne der Handspiel-Regel ein "unerwarteter Ball" war, zumal aus kurzer Distanz abgefälscht, ist gewiss nicht zu widerlegen.

Jörg Jakob, Leiter kicker-Chefredaktion, kommentiert das "Handspiel von Ingolstadt".

Jörg Jakob, Leiter kicker-Chefredaktion, kommentiert das "Handspiel von Ingolstadt". kicker

Es geht hier aber nicht um den Torschützen oder um die gebeutelten Ingolstädter, sondern um den Unparteiischen und vor allem um eine Regel, die dringend geändert werden muss. Schiedsrichter Christian Dingert, der sich von Fröhlich am Morgen danach belehren lassen muss, hat sich im Rahmen einer schwammigen Regel bewegt, deren Auslegung zu viel Spielraum lässt. Die Möglichkeiten zur Interpretation, das räumt selbst Schiri-Boss Fröhlich ein, sind so groß, dass auch ein Videobeweis (welcher Art auch immer) am Sonntag kein restlos befriedigendes Urteil ermöglicht hätte. Die aktuelle Fifty-Fifty-Diskussion würde es heute genauso geben.

Schlussendlich kann es also nur heißen: Radikale Regeländerung! Hand ist Hand, ob aktiv oder inaktiv, und somit darf grundsätzlich kein mit der Hand erzieltes Tor anerkannt werden. Das käme dem gesunden Menschenverstand und der Idee des Fußballs am nächsten.

Bilder zur Partie FC Ingolstadt 04 - Bor. Mönchengladbach