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Rapid-Fans fordern: "Ausmisten" - Büskens: "Ganz normal"

Wiener Traditionsklub in der Krise - Pokalsieg war Pflicht

Rapid-Fans fordern: "Ausmisten" - Büskens: "Ganz normal"

Sechs sieglose Spiele haben Kritik laut werden lassen: Rapid-Coach Mike Büskens.

Sechs sieglose Spiele haben Kritik laut werden lassen: Rapid-Coach Mike Büskens. imago

"Halb Österreich wollte uns verlieren sehen, damit sie auf uns draufhauen können." Louis Schaub brachte die Fußball-Stimmungslage in der Alpenrepublik nach dem 4:0-Pokalpflichtsieg über das völlig überforderte Zweitliga-Kellerkind Linz auf den Punkt. Die Krise bei Rapid scheint mancherorts zu gefallen. Auch im eigenen Lager sind atmosphärische Störungen deutlich spürbar. Der immer wieder verletzte Innenverteidiger Mario Sonnleitner sieht sich beispielsweise als Führungsspieler, fragte aber nach: "Wie soll ich argumentieren, wenn ich auf der Tribüne sitze?"

Die Fans stellten am Mittwoch beim Pokal-"Auswärtsspiel" auf dem Wiener Sportklub-Platz - in Linz durfte wegen der Karate-WM nicht gespielt werden - keine Fragen, sondern formulierten unverblümt Forderungen. "Dieses Trainerteam ist einer Rapid nicht würdig", stand zum einen zu lesen. "Ausmisten. Jetzt", hieß es auf einem anderen Plakat.

Rapid Wien - Die letzten Spiele
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Trainersteckbrief Büskens
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Schwab

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Die Kritik richtet sich gegen den deutschen Cheftrainer Mike Büskens, dessen Mannschaft nach anfangs ordentlichen Resultaten und großer Euphorie im neuen Allianz Stadion seit vier Wochen nicht mehr liefert. Sportdirektor Andreas Müller, wie Büskens ehemaliger Schalker, kommentierte die Proteste in einem TV-Interview eher gelassen: "Es geht nicht um einzelne Personen, sondern um den Verein. Dass Fans ihren Unmut äußern, nehmen wir so hin. Wichtig ist, dass sie die Mannschaft unterstützen. Und das haben sie heute hervorragend gemacht."

Müller sieht trotz der Ergebnisflaute eine positive Tendenz in Hütteldorf. Anfang Oktober beim desaströsen 2:4 in Ried war er noch laut geworden und hatte der Mannschaft fehlenden Teamgeist vorgeworfen. "Das war bewusst provokant, sie ist jetzt zusammengewachsen. Die Ergebnisse stimmen leider nicht. Wir müssen effizienter werden", hatte er vor dem Pokalsieg geäußert.

"Müller raus" - Schwab fällt lange aus

Effizienz fehlte zuletzt vor allem beim Stadtduell mit der Austria (0:2), bei dem sich auch noch Kapitän Stefan Schwab den linken Knöchel brach und ein halbes Jahr ausfallen wird. Ein Tiefschlag für die Fans war die Schlappe in der neuen Arena gegen den Stadtrivalen allemal. Am Derbysonntag gab es "Müller raus"-Rufe, am Pokalmittwoch wiederholten die Rapid-Fans diese Äußerungen.

Es war, als ob man in eine Schießerei kommt und zwei Buttermesser eingesteckt hat.

Blau-Weiß-Trainer Klaus Schmidt zu den Kräfeverhältnissen gegen Rapid

Büskens bezeichnete die Unmutsäußerungen der Fans als "ganz normal" und zeigte sich zufrieden mit seiner taktisch neu ausgerichteten Mannschaft. "Die Jungs haben super gespielt, sind konsequent aufs Tor gegangen und haben sich dafür früh belohnt. Das System mit zwei Spitzen hat gut funktioniert."

Der gar nicht goldene Oktober endet für Rapid am Wochenende beim Nachbarn in Mödling. Ein Sieg ist fast schon Pflicht. Weitere Erfolgserlebnisse im prallgefüllten November u.a. mit Ligaspielen beim Meister Salzburg und gegen Tabellenführer Graz sowie den Europa-League-Auswärtsaufgaben Sassuolo und Genk sollen folgen.

aho