Im Gegenteil: Der Schweizer sah "das Ganze ein bisschen anders": "Ich sehe das so, dass wir in den letzten neun Spielen nur eins verloren haben und das ist halt ein bisschen die Krux: Wenn man in Führung geht, kriegt man auch mal ein Gegentor." Stattdessen drehte er am Sky-Mikrofon den Spieß um und skizzierte ein anderes Szenario: "Wenn wir immer in Rückstand liegen und dann ein Tor aufholen - hört sich das besser an?" Stattdessen sprach er seinem Team ein Kompliment aus, da die Rheinhessen das Spiel "dominieren, in Führung gehen und schöne Tore schießen". Doch das Leben ist ja kein Wunschkonzert, denn: "Der Gegner ist ja auch noch da."
Formstarker Malli soll präsenter werden
Einer, der (zumindest in Durchgang eins) einmal mehr einen bleibenden Eindruck hinterließ, war der 24-jährige Malli. Der Offensivmann übernahm nach dem elfmeterwürdigen Foul von Deschacht an De Blasis die Verantwortung, trat zum Strafstoß an - und traf. Sein Trainer hatte neben Lob ("Sind sehr, sehr froh, dass er die Form wiedergefunden hat.") auch motivierende Worte für seinen Spielmacher übrig: "Er ist einfach cool. So, wie er auf dem Platz manchmal auch scheint. Da denkt man: Jetzt explodier' mal!" Doch den türkischen Nationalspieler, der aktuell bei sechs Toren steht, will Schmidt "nicht bremsen - im Gegenteil, eher anschieben".
So geht es 1:1 aus - wenn man die Großchancen sieht, irgendwie auch verdient.
Martin Schmidt über die Partie gegen Anderlecht.
In Durchgang zwei hatten die Mainzer merkbar müde Beine - dies war einerseits die Folge der laufintensiven Spielweise, andererseits der schwierigen Platzverhältnisse, bedingt durch starke Regenfälle. Bei den "Nullfünfern" ließ die Konzentration nach, der belgische Rekordmeister nutzte dies aus und glich in Person von Lukasz Teodorczyk aus. Schmidt bemängelte die fehlende Zuordnung in der Viererkette, da normalerweise "die Innenverteidiger im Zentrum bleiben" sollten. Doch, wie er zuvor schon angemerkt hatte: "Der Gegner ist ja auch noch da." Der Pole Teodorczyk schlich sich zwischen Giulio Donati und Stefan Bell, stieg hoch und köpfte aus fünf Metern in die Maschen. "Wir hatten es im Vorfeld gezeigt, sind reingetappt. Schönes Tor von ihm, das ist seine Stärke. Wir kriegen die Kette nicht zu, so geht es 1:1 aus - wenn man die Großchancen sieht, irgendwie auch verdient."
Teodorczyk trifft zum 1:1 gegen Mainz-Keeper Lössl. imago
Mainz will in Europa überwintern
Das verdiente Remis hatte zur Folge, dass es in der Gruppe C nun mehr als eng zu geht: Anderlecht, Mainz und St. Etienne haben jeweils fünf Punkte - der Kampf um das Weiterkommen ist eröffnet. "Es ist spannend, es wird spannend sein." Wer das "Kopf-an-Kopf-Rennen" für sich entscheiden will, muss die Auswärtsspiele gewinnen. Doch genau darin sieht der 49-jährige Trainer die Stärken seiner Mannschaft: "In diesem Jahr sind wir auswärts um einiges besser, um einiges effizienter als daheim. Wir wollen auf den ersten beiden Plätzen landen und dafür werden wir alles geben."