Confederations Cup

Kamerun: Eto'os Erbe und eine Frage der "Ehre"

Die "Unbezähmbaren Löwen" im Portrait

Kamerun: Eto'os Erbe und eine Frage der "Ehre"

Afrikameister beim Confed Cup: Kamerun vertritt den afrikanischen Kontinent in Russland.

Afrikameister beim Confed Cup: Kamerun vertritt den afrikanischen Kontinent in Russland. picture alliance

Eine Legende und sein Vermächtnis

Der wohl größte Star der jüngeren Vergangenheit, Samuel Eto'o, hatte im August 2014, kurz nach dem Ausscheiden bei der WM in Brasilien (drei Niederlagen gegen Brasilien, Mexiko und Kroatien) seinen Rücktritt erklärt. Doch das angefallene Vakuum, das der Rekordtorschütze Kameruns hinterließ, füllte der mittlerweile 36-Jährige indirekt selbst wieder auf, da er sich seit Jahren in diversen Bildungs- und Entwicklungsprojekten in seinem Heimatland engagiert: Keeper Joseph Fabrice Ondoa, Christian Bassogog (beim Afrika Cup als bester Spieler ausgezeichnet) und André Onana entspringen beispielsweise der Fußballakademie der Stiftung des ehemaligen Goalgetters.

Die beiden Erstgenannten spielten beim 0:2 gegen Chile gar von Beginn an und wissen, wem sie dies zu verdanken haben: "Danke für alles, was du für uns getan hast. Danke für diese Stiftung, die es uns heute ermöglicht, unsere Träume zu verwirklichen", so Ondoa in einer Video-Botschaft, die Eto'o auf Instagram veröffentlichte.

Erinnerung an eine Tragödie

Die "Unbezähmbaren Löwen" sind in Sachen Confed Cup kein unbeschriebenes Blatt mehr. Bereits 2001 und 2003 nahmen die Afrikaner bei diesem Turnier teil. In Japan und Südkorea verabschiedete sich das Team bereits nach der Gruppenphase, zwei Jahre später drang Kamerun bis ins Finale vor, musste sich dort jedoch Gastgeber Frankreich, das durch ein Golden Goal von Thierry Henry mit 1:0 gewann, geschlagen geben. Doch das Endspiel war für das Team des damaligen Trainers Winfried Schäfer nur noch Nebensache:

Frankfreich und Kamerun

Zusammenhalt: Nach dem Confed-Cup-Endspiel 2003 posieren beide Teams mit einem überlebensgroßen Portrait des verstorbenen Marc-Vivien Foé. Getty Images

Am 26. Juni 2003 kollabiert der damals 28-jährige Marc-Vivien Foé während der Halbfinalpartie gegen Kolumbien (1:0) auf dem Rasen und stirbt an Herzversagen. Nun, 14 Jahre später, ist Kamerun erstmals wieder beim Confed Cup dabei. Und das hat einen ganz besonderen Grund, wie Mittelfeldspieler Arnaud Djoum bestätigt: "Diese Einheit, die uns dazu gebracht hat, den Afrika Cup zu gewinnen, entstand aus dem Wunsch, beim Confederations Cup dabei zu sein", so der 28-Jährige. Denn es geht darum, "unserem gefallenen Star die Ehre zu erweisen".

Stars beim Afrikameister

Stars gibt es bei Kamerun nicht wirklich. Dennoch ist beispielsweise die Torwartposition stark besetzt: Sowohl Stammkeeper Ondoa (jetzt bei Sevilla Atletico Club) als auch Ersatzmann Onana spielten in der Jugendakademie "La Masia" in Barcelona. Zweitgenannter stand vor knapp einem Monat mit Ajax Amsterdam im Europa-League-Endspiel gegen Manchester United (0:2). In der Offensive sorgte Vincent Aboubakar zuletzt für Furore: Im Januar erzielte der 25-Jährige den 2:1-Siegtreffer im Afrika-Cup-Finale, auf Klubebene ebnete der Angreifer, der vom FC Porto an Besiktas Istanbul ausgeliehen war, mit zwölf Treffern in der Liga den Weg zur türkischen Meisterschaft. Dazu kamen noch jeweils drei Tore in Champions League und Europa League. In Deutschland bekannt ist zudem noch Jaques Zoua, der aktuell für den 1. FC Kaiserslautern aufläuft.

Hugo Broos

Meistermacher: Hugo Broos mit der Trophäe nach dem Sieg bei der Afrikameisterschaft. Getty Images

Der Trainer

Wie so oft bei afrikanischen Teams, hat auch bei den Kamerunern ein Europäer das Sagen an der Seitenlinie. Seit 2016 ist der Belgier Hugo Broos für die Afrikaner verantwortlich - seine erste Station als Nationalcoach. Nach nur einem Jahr hat sich der heute 65-Jährige mit dem Gewinn der Afrikameisterschaft in seiner neuen Heimat quasi unsterblich gemacht. Broos steht, wenngleich nicht ganz freiwillig, für den Jugendtrend in Kamerun und hat ohne die zurückgetretenen Stars, wie beispielsweise Eto'o und Alexandre Song, ein verjüngtes und hungriges Team aufgebaut.

WM-Qualifikation

Nachdem sich Kamerun in der Vorrunde der afrikanischen Qualifikation gegen Niger (3:0, 0:0) durchgesetzt hat, spielen die "Unbezähmbaren Löwen" in der letzten Runde in einer Gruppe mit Nigeria, Sambia und Algerien. In diesem Modus qualifiziert sich nur der Gruppensieger für die WM - nach bislang zwei von sechs absolvierten Partien steht die Broos-Elf mit zwei Punkten auf Rang zwei.

kög