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Lionel Messi: Eine Verneigung

Barça-Coach Valverde sagt, was viele denken

Lionel Messi: Eine Verneigung

Der Künstler dankt seinem Publikum: Lionel Messi.

Der Künstler dankt seinem Publikum: Lionel Messi. imago

Die Reaktionen auf dem Platz sagen eigentlich schon alles aus. Dass Spieler die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, kennt man ja, aber eher von vergebenen Torchancen. Aber nach einem Tor? Und von Spielern beider Mannschaften? Clement Lenglet, Sergi Roberto und Sevillas Mandi wussten nicht, wie sie ihren Gefühlen sonst Ausdruck verleihen sollten. Ein Gefühl, irgendwo zwischen Verzücken und Entsetzen, Ungläubigkeit und Fassungslosigkeit hatte sie gepackt. Nach dieser "Barbarei von einem Tor", wie die Marca es aus Sicht von Pau Lopez bezeichnete. Auch die Mimik des Betis-Keepers gehört zu diesem Messi-Moment. Die Augen weit aufgerissen, den Mund gespitzt, noch einmal verdutzt hinter sich schauend: "Ich stand doch nicht mal einen Meter vor meinem Tor", wird er sich vielleicht gedacht haben. "Wie hat der Messi das bloß gemacht?"

Respekt vor Messi, Respekt vor Betis

Aber Messi macht das einfach, "und zwar schon seit 14 Jahren", wie Piqué anmerkte. "Keiner kann sich mit ihm vergleichen in der Geschichte des Fußballs." Weil Messi eben jeden zwingt, irgendwie zu reagieren auf das, was er da auf dem Platz treibt. Weil Betis-Fans dem Künstler applaudierten und sich verneigten vor seinem Torgemälde. Weil Fans des Gegners einfach glücklich waren, dabei gewesen zu sein bei einem Gegentor für ihre eigene Mannschaft.

Spielersteckbrief Messi
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Der Respekt, er beruhte am Ende auf Gegenseitigkeit. "Ich bin sehr dankbar, so etwas ist mir noch nie passiert. Hier wird mit uns immer fair umgegangen, auch wenn wir Rivalen sind", sagte Messi, und wie gewohnt sagte er auch nicht viel mehr. Andere schon: Jeder wisse, dass er zum FC Sevilla halte, so Ivan Rakitic, er hatte von 2011 bis 2014 beim erbitterten Rivalen FC Sevilla gespielt. "Aber ich habe großen Respekt vor den Betis-Fans. Ich gratuliere ihnen für die faire Geste."

Valverde bringt es auf den Punkt

Es lag wohl auch an der ganzen Dramaturgie, weswegen sich die Zuschauer veranlasst sahen, ja fast gezwungen sahen, sich zu erheben. Messi hatte schon vor der Pause einen herrlichen Freistoß ins Dreieck gezirkelt und Suarez' geniales Hackenanspiel zum zweiten Treffer genutzt. Beim dritten Tor für Barça hatte Suarez die halbe Mannschaft mit einem Solo von der Mittellinie ausgetanzt. Drei traumhafte Treffer, dann kam Messi auch noch mit diesem Direkt-No-Look-Chip-Effet-Streichelheber zum 4:1, dessen Großartigkeit von Zeitlupe zu Zeitlupe immer großartiger wird. Der Real-nahen Marca zwang er das Prädikat "grenzenlos gut" ab.

Es ist ein Luxus, dass wir ihn jeden Sonntag spielen sehen können.

Betis-Coach Quique Setien über Messi

"Unsere Gegner leiden unter Messi. Aber sie haben auch ihren Spaß an ihm. Sie respektieren ihn als den Spieler, der er ist", erkannte Coach Valverde ein Art von Messi'schem Masochismus. Und er sprach aus, was zweifellos immer mehr Fußball-Liebhaber denken, je älter Messi wird. Je näher das Karriereende des im Juni 32 Jahre alt werdenden Argentiniers rückt: "Wir alle haben Glück, in der Zeit zu leben, in der Messi spielt."

Christoph Laskowski