Niemand konnte ernsthaft damit rechnen, dass Bundestrainer Joachim Löw die Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan nicht für den vorläufigen WM-Kader nominiert nach deren gemeinsamer PR-Dummheit für den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Dennoch sollte man beim Deutschen Fußball-Bund nicht zur Tagesordnung übergehen.
Wenn die beiden Profis nicht indirekt gezwungen wurden (zum Beispiel durch Drohungen ihre in der Türkei lebenden Verwandten betreffend), gibt es keine Entschuldigung für ihr Verhalten.
Es stellt sich automatisch auch die Frage nach dem Einfluss ihrer Berater. Auch wenn beide nicht in Deutschland leben, sollten sie wissen, dass sie mit ihrem Verhalten weite Teile der Gesellschaft vor den Kopf stoßen. Dass sie den Ruf nach Integration mit einem schrillen Misston unterlegen. Dass sie denen das Leben zusätzlich schwer machen, die sich Tag für Tag für die Rechte jener einsetzen, die eine neue Heimat suchen müssen. Hat sie niemand gewarnt? Oder wurden sie gar hingeschickt?
Wenn sie es dann nicht kapieren, sollten sie selbst die Konsequenzen ziehen
Es geht nicht darum, dass Gündogan und Özil sich zur Türkei als Heimat ihrer Ahnen bekennen und zwei Herzen in ihrer Brust schlagen, wie der Bundestrainer beschwichtigend argumentierte . Es geht darum, dass sie einen Autokraten, einen Anti-Demokraten und Politiker unterstützen, der unter anderem ihrer Heimat - Deutschland - Nazimethoden unterstellte, der auch Landsleute ohne Anklage, ohne Begründung und Prozess ins Gefängnis schickte.
Das müssen die beiden gewusst haben. Wenn nicht, sollte der DFB - der sich gegen Rassismus und für Integration und Respekt engagiert - bei seinen prominentesten Vertretern demnächst ein paar Nachhilfestunden abhalten. Wenn sie es dann nicht kapieren, sollten sie selbst die Konsequenzen ziehen.
kicker-Reporter Frank Lußem