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Nach Horror-Foul an Leroy Sané - Cardiff-Coach Neil Warnock zum Appell von Pep Guardiola: "Er ist in England, was erwartet er?"

Nach Horror-Foul an Leroy Sané

Cardiff-Coach zu Guardiolas Appell: "Er ist in England"

Gelb? Joe Bennett tritt Leroy Sané um.

Gelb? Joe Bennett tritt Leroy Sané um. Getty Images

"He's not that type of player" - eine Behauptung, die man in England immer wieder von Trainern über ihre Spieler hört, wenn diese einem anderen Spieler das Bein gebrochen haben und die Fußballnation empört fordert, dass härter gegen Horror-Grätschen vorgegangen werden soll.

Das Problem: Bleiben die ganz schweren Verletzungen aus - was in vielen Fällen nichts als purer Zufall ist -, hält sich die Aufregung in Grenzen, werden alte Klischees vom harten englischen Fußball bedient ("So ist das hier halt"). Vor denen auch die Trainer nicht zurückschrecken: "Er ist in England, was erwartet er? Ich vermute, wenn man ist wie er, will man, dass alles nett und schön ist, aber das gibt es in England nicht. Hier kriegt man andere Grätschen, oder nicht?" Meinte Neil Warnock, Trainer von Cardiff City, in Richtung Pep Guardiola, der sich nach dem 2:0-Erfolg im FA Cup am Sonntag massiv über den fehlenden Schutz für seine Spieler beklagt hatte.

Er ist in England, was erwartet er? Ich vermute, wenn man ist wie er, will man, dass alles nett und schön ist, aber das gibt es in England nicht. Hier kriegt man andere Grätschen, oder nicht?

Cardiff Citys Trainer Neil Warnock

Dabei ging es vor allem um eine Szene: In der Nachspielzeit der ersten Hälfte zog Leroy Sané Richtung Strafraum und hatte sich den Ball schon vorgelegt, als er von Cardiffs Joe Bennett rücksichtlos umgemäht wurde. Mit gestrecktem Bein und offener Sohle traf der Außenverteidiger Sané von schräg hinten kommend voll über dem linken Knöchel. Chance an den Ball zu kommen: keine. Der "Guardian" nannte das Foul "abscheulich". Schiedsrichter Lee Mason zog Gelb.

Sané droht wochenlange Pause

Für Sané war die Partie vorzeitig beendet, zur Pause musste er in der Kabine bleiben. "Er wird eine Weile ausfallen - mindestens zwei oder drei Wochen, vielleicht vier. Es ist der Knöchel", berichtete Guardiola und erneuerte einen in dieser Saison schon mehrfach geäußerten Appell: "Ich habe es schon viele Male gesagt - das einzige, das sie tun müssen, ist, die Spieler zu schützen. Nicht nur die Spieler von Manchester City, alle Spieler. Oder das wird wieder passieren", meinte der Katalane: "Die Spieler sind die Künstler, man muss sie beschützen. Ihretwegen sind wir hier."

Die Spieler sind die Künstler, man muss sie beschützen. Ihretwegen sind wir hier.

Pep Guardiola

Ob er ernsthafte Verletzungen befürchte? "Natürlich. Jedes Team kann spielen, wie es will. Wenn sie sich dazu entscheiden, auf diese Art zu spielen, gut. Aber es gibt einen Mann in Schwarz und er hat zu entscheiden, was korrekt ist und was nicht. Macht er das nicht, kann alles passieren."

In den vergangenen Wochen hatte Guardiola mehrmals leidenschaftlich in Richtung Schiedsrichter appelliert. Kurz vor Weihnachten, als Dele Alli bzw. Harry Kane bei Citys 4:1-Erfolg gegen Tottenham rüde gegen Kevin De Bruyne und Raheem Sterling eingestiegen und beide mit Gelb davongekommen waren. An Silvester, nachdem sich Gabriel Jesus und De Bruyne beim 0:0 bei Crystal Palace verletzt hatten, der Belgier bei einem Horror-Tackle von Jason Puncheon in der letzten Minute. Masons Entscheidungen vom Sonntag hinterließen den Eindruck, dass Guardiola weiter appellieren muss.

Bennett entschuldigt sich - Teamkollege: "Das wollte er überhaupt nicht"

Bennett, der in der Nachspielzeit im Übrigen doch noch mit Gelb-Rot vom Platz musste, entschuldigte sich am Abend via Twitter bei Sané. Er habe den Konter stoppen wollen und sei bei der Grätsche einfach komplett zu spät gewesen: "Ich wollte ihn nicht so erwischen, wie ich es getan habe. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes und er erholt sich schnell." Bennetts Teamkollege Joe Ralls war ihm vorher schon zur Seite gesprungen: "Das sieht schlimm aus, aber das wollte er überhaupt nicht." Natürlich nicht. Hätte Sané sich das Wadenbein gebrochen, hätte man über Bennett sicher auch gehört: "He's not that type of player."

ski