So etwas hat es auch noch nicht in der Europa League gegeben: Patrice Evra ist wegen eines Karate-Kicks gegen einen Zuschauer noch vor der Partie zwischen Olympique Marseille und Vitoria Guimaraes am Donnerstagabend vom Spiel komplett ausgeschlossen worden.
Beim Aufwärmprogramm hatten wohl Zuschauer, die sich überraschenderweise bereits im Innenraum des Stadions befunden hatten, in Richtung des früheren Spielers von Manchester United und Juventus Turin gepöbelt. In französischen Medien ist sogar davon die Rede, dass sie den früheren Nationalspieler minutenlang mit rassistischen Gesängen angriffen. Evra brachte das schließlich gehörig auf die Palme. Sogar so weit, dass ihm die Sicherungen durchbrannten: Er knallte einem Zuschauer plötzlich sein ausgestrecktes linken Bein ins Gesicht. Dem ungarischen Schiedsrichter Tamas Bognar blieb keine andere Wahl - er verwies den Routinier nach dem Tritt des Platzes.
Auf einem Video und auf Bildern dazu ist zu sehen, wie mehrere Akteure von OM an und hinter der Werbebande mit der auf der Tartanbahn aufschlagenden Menschengruppe rund um diese Szenen heftig aneinandergeraten. Die portugiesischen Ordner beendeten die Auseinandersetzung schließlich.
Evra sollte eigentlich auf der Ersatzbank Platz nehmen, denn aufgrund schwacher Leistungen in den letzten Wochen hatte der Franzose zuletzt seinen Stammplatz an den 13 Jahre jüngeren Jordan Amavi verloren.
Sportlich hatte die Rote Karte für das Team von Trainer Rudi Garcia im Übrigen keinen Einfluss, der Coach durfte trotzdem elf Akteure aufstellen. Gebracht hat's wenig: Marseille unterlag durch ein spätes Tor mit 0:1.
Olympique leitet Untersuchung ein
Weitere Folgen wird der Vorfall aber wohl für Evra haben: Olympique Marseille hat nach eigenen Angaben eine interne Untersuchung eingeleitet. "Egal was passiert, ein professioneller Spieler muss trotz Provokationen und Beleidigungen seine Selbstbeherrschung aufrechterhalten, ganz egal wie ungerechtfertigt sie sein mögen", schrieb der Verein am Freitag in einer offiziellen Mitteilung. "Pat hat Erfahrung und er darf nicht reagieren, das ist offensichtlich", sagte Marseilles Trainer Rudi Garcia.