Bundesliga

Skripniks Suche nach dem besten Duo

Bremen: Löchrige Defensive trotz vier neuer Innenverteidiger

Skripniks Suche nach dem besten Duo

Experiment gescheitert: Werder-Coach Viktor Skripnik hatte Luca Caldirola in München auf links aufgeboten.

Experiment gescheitert: Werder-Coach Viktor Skripnik hatte Luca Caldirola in München auf links aufgeboten. imago

"Ich habe vier Innenverteidiger", führte Viktor Skripnik vor dem gnadenlos gescheiterten Gastspiel bei den Bayern an. Dabei vermittelte er den Eindruck, als habe er die berühmte Qual der Wahl. Doch das Gegenteil ist der Fall: Der Chefcoach bei Werder Bremen hat keinesfalls ein Luxusproblem in der Abwehrmitte. Auch in der neuen Spielzeit, das vermitteln die beiden ersten Pflichtspiele, bleibt die Innenverteidigung die größte Baustelle, die der 46-Jährige abzuarbeiten hat.

Die erschreckende Bilanz nach dem Pokalspiel beim Drittligisten Lotte und dem ungleichen Duell beim Rekordmeister und Titelverteidiger aus München: Schon wieder acht Gegentreffer gefangen, zwei beim unterklassigen Gegner Lotte, gleich sechs bei der stümperhaften Vorstellung in der Allianz-Arena. In der letzten Spielzeit standen 65 Gegentore zu Buche, eine wie immer in den letzten Jahren hohe Quote, die nur vom Absteiger VfB Stuttgart mit der Negativmarke von 75 übertroffen wurde.

Spielersteckbrief Moisander
Moisander

Moisander Niklas

Spielersteckbrief Sané
Sané

Sané Lamine

Spielersteckbrief Caldirola
Caldirola

Caldirola Luca

Spielersteckbrief Diagne
Diagne

Diagne Fallou

Trainersteckbrief Skripnik
Skripnik

Skripnik Viktor

Die Stabilisierung der Defensive hatte folgerichtig Skripnik als Hauptaufgabe in der ellenlangen Vorbereitung angesetzt. Eine neue Abwehr musste geformt werden, zumal früh Jannik Vestergaard (zu Gladbach) und Leihspieler Papy Djilobodji, später noch Alejandro Galvez (zurück nach Spanien) abgegeben wurden. Vier neue Gesichter also bei Bremen: Die beiden Senegalesen Fallou Diagne (27, Stade Rennes) und Lamine Sané (29, Girondins Bordeaux), dazu der Finne Niklas Moisander (30, Sampdoria Genua) und der zuvor an Darmstadt ausgeliehene Heimkehrer Luca Caldirola (25).

Ein optimales Paar aus diesem Quartett hat der Coach noch nicht gefunden. Es wird weiter experimentiert, auch in der nun anstehenden Länderspielpause. Erschwerend kam hinzu, dass Sané erst relativ spät verpflichtet werden konnte und Moisander aus Verletzungsgründen erst gegen Ende der Vorbereitung vollwertig einsatzfähig gewesen ist. Keine guten Voraussetzungen, das Zentrum der Deckung einzuspielen.

Moisander in München außen vor

Bei seinen Bemühungen, eine sattelfeste Defensive zu formen, fährt Skripnik allerdings auch einen Schlingerkurs. Der von ihm als Abwehrchef erkorene Routinier Moisander stand beim Spiel bei den Bayern nicht in der Startelf. Begründung des Coaches: Diese Partie wäre für ihn "zu intensiv" gewesen. Gleichwohl soll der Nationalspieler aus Finnland mit seiner Erfahrung und Übersicht die neue Konstante in dem schwächelnden Mannschaftsteil sein, der seit Jahren - auch schon unter Thomas Schaaf und Robin Dutt - die Achillesferse darstellt.

Caldirola: "Ich muss es akzeptieren, wenn der Trainer mich dorthin stellt"

Skripnik vertraute zuletzt auf das Doppel aus dem Senegal, doch er lag damit voll daneben. Diagne und Sané enttäuschten. Und der Vierte im Bunde musste auf einer für ihn ungeliebten Position ran: Luca Caldirola, dem Beobachter bescheinigen, er sei von den vier zentralen Abwehrspielern der konstanteste im Training gewesen, musste links verteidigen. Auch in Darmstadt habe er dies, so der Italiener hinterher, mitunter gespielt. "Ich muss es akzeptieren, wenn der Trainer mich dorthin stellt."

Caldirola irrte in seiner neuen Rolle verwirrt auf dem Feld herum

Glücklich darüber ist der 2013 an die Weser gekommene ehemalige Kapitän der U-21-Nationalelf nicht. In der in Italien gebräuchlichen Dreierkette hat er zwar öfter als linker Außenmann fungiert, doch als nomineller Linksverteidiger in einem Viererblock ist er einfach überfordert, wie die total missratene Vorstellung am Wochenende bewies. Caldirola ist taktisch überfordert, weist ein verbesserungswürdiges Stellungsspiel auf und irrte in seiner neuen Rolle verwirrt auf dem Feld herum. Experiment gescheitert, nicht zur Wiederholung empfohlen.

Skripnik hat nun zwei Wochen Zeit, an den Automatismen zu feilen. Einiges spricht dafür, dass er nun die beiden Haudegen Sané und Moisander testet und Seite an Seite auflaufen lässt. Stand heute: Dieses Duo dürfte am ehesten geeignet sein, die wiederum zu befürchtende Gegentorflut einzudämmen.

Hans-Günter Klemm