Champions League

Mourinhos skurrile These - und Terrys Plädoyer

Chelseas Kapitän stellt sich demonstrativ hinter den Coach

Mourinhos skurrile These - und Terrys Plädoyer

Lässt keinen Zweifel an Chelseas Gruppensieg aufkommen: José Mourinho.

Lässt keinen Zweifel an Chelseas Gruppensieg aufkommen: José Mourinho. imago

Als BBC-Reporter Dan Roan an der Reihe war und José Mourinho eingangs der Pressekonferenz provokant auf den Zahn fühlte, ob er in diesen Tagen nicht mehr Würde zeigen müsste, bellte "The Special One": "Ich zeige jetzt meine Würde, indem ich auf diese Frage nicht antworte." Schon am Wochenende hatte Mourinho einen Journalisten vorgeführt, indem er diesem die Auskunft verweigerte und bei sämtlichen Fragen ganze elfmal (!) wiederholte, nichts zu sagen zu haben. Angesichts der Sperre durch die FA wollte er nicht in Gefahr geraten, sich im Eifer despektierlich zu äußern.

Auch vor dem Champions-League-Spiel gegen Dynamo Kiew war die Medienrunde überaus kurzweilig. Dass er keinerlei Selbstzweifel hegt, liegt in Mourinhos Naturell. Dies unterstrich er nun einmal mehr, indem er unmissverständlich klarstellte: "Auf meinem Niveau ist es schwer, von anderen zu lernen. Dann lernt man nur noch von sich selbst und den Erfahrungen, die man macht." Eine Aussage, die ob der derzeitigen und seit Wochen anhaltenden Krise unverfroren und geradezu skurril anmutet.

Denn die Blues hinken nicht nur in der Premier League meilenweit den eigenen Ansprüchen hinterher, auch in der Königsklasse liegt man mit nur vier Punkten aus drei Spielen nicht gerade im Soll. Kummer bereitet das Mourinho aber freilich nicht. Im Gegenteil, mit Bestimmtheit sagt er: "Chelsea wird die Gruppe als Erster beenden. Ich bin absolut überzeugt, dass wir uns für die K.-o.-Phase qualifizieren werden."

Wenn ihr Journalisten ehrliche Antworten wollt, dann gebt ihnen auch ein bisschen Freiheit.

John Terry

Woher der Portugiese seinen uneingeschränkten Optimismus nimmt, bleibt wohl sein Geheimnis. Jedenfalls weiß auch der 52-Jährige, dass seine Mannschaft dieser Tage einer Großbaustelle gleicht. "Mehrere Faktoren", so Mourinho, seien ursächlich für die Misere, denn: "Eine Ursache wäre leicht zu beheben." Dass ihm die Krise die Anstellung an der Stamford Bridge kosten könnte, zieht Mourinho nicht einmal in Erwägung - auch wenn im Umfeld die Debatten um seine Position immer heftiger geführt werden. Auf die Frage, wie lange er gedenke, noch im Westen Londons zu arbeiten, sagte er lapidar: "Drei Jahre und sieben Monate." So lange läuft sein Vertrag bei den Blues noch. Von Endzeitstimmung will Mourinho nichts wissen.

Terry stellt sich demonstrativ hinter Mourinho

Ebenso wenig wie sein Kapitän John Terry. Das Urgestein, seit rund 20 Jahren im Klub, stellte sich demonstrativ hinter seinen Coach und gab zu verstehen: "Er ist der beste Trainer, den ich je hatte - in der langen Zeit, die ich hier bin. Wir sind diejenigen auf dem Spielfeld und die, die nicht genug gut waren." Daher sei es unfair, nur Mourinho an den Pranger zu stellen.

Als er auf ein von der BBC veröffentlichtes Zitat eines anonymen Chelsea-Spielers angesprochen wurde, musste Terry herzhaft lachen. Das Medium hatte die Aussage "Ich würde lieber verlieren, als für Mourinho zu gewinnen" in Umlauf gebracht. Der Abwehrspieler hatte dafür nicht viel übrig und meinte nur: "Ich habe noch nie in meiner Karriere einen Spieler so etwas sagen hören. Ein Spieler, der so etwas sagt, würde niemals die Kabine verlassen."

"... sonst bekommt ihr nur langweilige Antworten"

Auch Mourinhos jüngste Auftritte wollte er nicht überbewertet wissen. "Natürlich steht er aufgrund unserer Leistungen unter Druck", sagte Terry, "man darf die Wahrheit sagen, daran kann ich nichts Verwerfliches erkennen. Und wenn ihr Journalisten ehrliche Antworten wollt, dann gebt ihnen auch ein bisschen Freiheit. Sonst bekommt ihr nur langweilige Antworten." Diese Gefahr, so viel ist unstrittig, besteht bei Mourinho nicht.

lei