Bundesliga

Kalou: Zieht er noch mit Schieber gleich?

Hertha: Der Ivorer ist seit 829 Minuten ohne Tor

Kalou: Zieht er noch mit Schieber gleich?

Hat in Berlin noch immer Ladehemmung: Salomon Kalou.

Hat in Berlin noch immer Ladehemmung: Salomon Kalou. imago

Der Afrika-Cup-Sieger steht seit Ende Februar, seit dem 1:0 gegen den FC Augsburg, bei sechs Toren (darunter zwei Elfmeter). Dabei hatte der Ivorer nach dem Tor gegen den FCA am 23. Spieltag im kicker noch angekündigt, dass man "erst jetzt den wahren Kalou sehen wird". Das "schwierige erste halbe Jahr in Berlin" wollte er abhaken: "Die vielen Reisen haben Energie gekostet, ich war nicht hundertprozentig fit." Es sollte anders laufen in der Rückrunde, besser und beständiger. Doch die Realität hielt mit der Ankündigung nicht Schritt.

Dass Herthas bester Schütze nach 33 Spieltagen maximal sieben Treffer vorweisen kann, gab es in der langen Bundesliga-Historie des Klubs erst dreimal. 1968/69 hatten Franz Brungs und Werner Ipta vor dem finalen Spieltag jeweils sechs Tore auf ihrem Konto, Hertha belegte am Saisonende Rang 14 - mit nur 31 geschossenen Toren. 1990/91, als nicht bundesligatauglicher Aufsteiger, hatten nach 33 Spielen der heutige Hertha-Scout Sven Kretschmer und Theo Gries je sechs Treffer. Dabei blieb es auch am letzten Spieltag, Hertha stieg - mit 14:54 Punkten - sang- und klanglos wieder ab.

Und in der Saison 2003/04, in der Hans Meyer den Klub zum Klassenerhalt und auf Platz 12 führte, hatte Marcelinho vorm 34. Spieltag sieben Tore. Am letzten Spieltag, beim 3:1-Heimsieg gegen den 1. FC Köln, verbuchte der Brasilianer Tor Nummer acht. Dass es auch anders geht, bewiesen Hertha-Profis früherer Jahrgänge: Klub-Legende Erich Beer kam trotz einer mannschaftlich durchwachsenen Saison 1975/76, in der Vorjahres-Vizemeister Hertha nur Elfter wurde, schon vor dem abschließenden Liga-Wochenende auf 23 Treffer.

Lorenz Horr stand 1970/71 einen Tag vor Ultimo bei 20 Toren (am Ende 21), auch Michael Preetz stand 1998/99 nach 33 Spieltagen bei ebenjener 20er-Marke. Am letzten Spieltag, als Hertha den Hamburger SV mit 6:1 aus dem Olympiastadion schoss, ließ der heutige Manager noch einen Dreierpack folgen. Damit wurde nicht nur erstmals ein Hertha-Spieler Torschützenkönig, sondern Preetz schaffte auch die beste Ausbeute seit 1987 (Uwe Rahn, Gladbach: 24). Nach dem 6:1 sagte Preetz seinerzeit: "Für uns war das ein märchenhaftes Jahr." Platz drei bedeutete den Einzug in die Champions-League-Qualifikation.

Von derlei Tabellensphären ist Hertha aktuell weit entfernt - und die Sturmbelegschaft von ähnlichen Zahlen. Schieber, der nach seiner Anfang März in Augsburg erfolgten Knie-Operation nach eigenen Worten wohl erst im August wieder mit der Mannschaft arbeiten wird, nennt sich selbst "einen Fan von Kalous Spielweise". Für alle im Verein trifft das vermutlich nicht mehr zu ...

Steffen Rohr