Bundesliga

Robbens Elfmeter: Viel Ärger und ein Happy End

Der FC Bayern hat seine Schützen gefunden

Robbens Elfmeter: Viel Ärger und ein Happy End

Die Sekunden nach dem Fehlschuss: Arjen Robben sorgte im April 2012 für eine Titel- Vorentscheidung.

Die Sekunden nach dem Fehlschuss: Arjen Robben sorgte im April 2012 für eine Titel- Vorentscheidung. Getty Images

Arjen Robben (30) grinst, er weiß sofort Bescheid. Elfmeter gegen Borussia Dortmund, Roman Weidenfeller, da war doch was?

1. Akt: Das Trauma von Dortmund

2012, am 11. April, hatte Schiedsrichter Knut Kircher in der 86. Spielminute auf Strafstoß entschieden, beim so wichtigen Auftritt der Bayern in Dortmund. Weidenfeller hatte Robben kurz vor der Torauslinie gefoult, für die Borussia war neun Minuten zuvor Robert Lewandowski zur 1:0-Führung erfolgreich gewesen. Für den FC Bayern und Robben bot sich nun, vier Minuten vor dem Abpfiff, die große Chance zum Ausgleich - und zu noch viel mehr.

Es war der 30. Spieltag der Saison 2011/12, der BVB führte die Bundesliga an. Hätte Robben im Hit ausgeglichen, wären beide Teams mit drei Punkten Distanz zugunsten der Dortmunder die restlichen vier Partien angegangen. Doch Robben vergab, die Münchner verloren 0:1, die Borussen hatten nun sechs Punkte Vorsprung und zum Saisonende sogar acht auf den Zweiten aus München.

2. Akt: Die Revanche für die Statistik

"Und im Pokalfinale auch, das war der letzte gegen ihn", sagt Robben und verweist auf den Strafstoß viereinhalb Wochen später im Berliner Olympiastadion. Wieder lief Robben an, wieder schoss er aus seiner Sicht nach rechts unten, doch dieses Mal hielt Weidenfeller den Flachball nicht sicher wie im Duell davor, sondern warf sich in die andere Ecke. 1:1, der Ausgleich. Das Pokalendspiel gewannen die Dortmunder dennoch, deutlich mit 5:2.

3. Akt: Das "Fiasko dahoam"

Diese deftige Niederlage mussten die Münchner eine Woche vor dem großen "Finale dahoam" in der Champions League hinnehmen. Gegen den FC Chelsea wollten sie diese Demütigung mit dem großen europäischen Coup abfedern und vergessen machen - es kam radikal anders. Und wieder gaben Elfmeter den fatalen Ausschlag.

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95. Minute, in der Verlängerung steht es 1:1. Wieder legt sich Robben den Ball auf den Punkt, diesmal in der heimischen Allianz-Arena, wieder schickt er ihn mit dem linken Fuß nach rechts unten, wieder ist der gegnerische Torhüter unten, jetzt Petr Cech, und begräbt den Ball im zweiten Zugriff unter seinem Körper. Die bestmögliche Chance zur 2:1-Führung ist vergeben, das Ergebnis bleibt 1:1, das historische Champions-League-Endspiel muss im Elfmeterschießen entschieden werden.

Robben tritt dort nicht mehr, Lahm, Gomez und Neuer treffen, Cech wehrt gegen Olic und Schweinsteiger ab. Die historische Chance, als erste Mannschaft in der Geschichte der Champions League den wichtigsten Klubwettbewerb des Kontinents im heimischen Stadion zu gewinnen, ist dahin, weil drei Elfmeter nicht zu Treffern verwertet wurden.

4. Akt: Mandzukic übernimmt - und scheitert

Arjen Robben schied anschließend als Kandidat für Elfmeter aus. Beim nächsten Auftritt in der Champions League, Mitte September 2012 gegen den FC Valencia, durfte sich der damalige Neuzugang Mario Mandzukic versuchen - und scheiterte an Keeper Diego Alves. Es war Mandzukics erster und letzter Strafstoß, den der mittlerweile zu Atletico Madrid weitergereichte kroatische Mittelstürmer für den FC Bayern ausführte.

5. Akt: Guardiolas Ansage - Robben darf nicht mehr

Diesen Auftrag übernahm nun Thomas Müller, beim OSC Lille bedeutete sein Foulelfmetertor den 1:0-Sieg am 23. Oktober 2013. Anschließend wechselten sich Müller, David Alaba und Franck Ribery ab, Robben war nicht mehr gefragt. Als er sich beim 4:1-Sieg gegen den FSV Mainz 05 am 19. Oktober 2013 nach Noveskis Foul gegen Schweinsteiger den Ball schnappte und sich zur Ausführung des Elfers aufmachte, kam von außen der Befehl des Trainers Pep Guardiola: Müller solle schießen.

Robben schmetterte verärgert den Ball auf den Rasen in Müllers Richtung. "Thomas und David Alaba sind klar unsere Schützen", klärte Sportvorstand Matthias Sammer hinterher auf, Robben hatte von dieser eindeutigen Rangfolge nichts mitbekommen, weil Guardiola im Gegensatz zu dessen Vorgänger Jupp Heynckes die zwei möglichen Schützen nicht jedes Mal benannte und so diese Unklarheiten verursachte.

6. Akt: Riberys Angebot - Robben will nicht mehr

Fortgesetzt wurde der Elfmeter-Zwist zwischen Guardiola und Robben vier Tage später in der Champions League gegen Viktoria Pilsen: Als der Niederländer in der 25. Minute gefoult wurde, boten ihm Ribery und Rafinha dem Ball an, damit er den Elfmeter trat - Robben lehnte ab, Ribery verwandelte zum 1:0.

7. Akt: Das entspannte Elfmeter-Comeback

Arjen Robbens Comeback am Elfmeterpunkt erfolgte erst am 1. März 2014 beim 5:1-Heimsieg in der Bundesliga gegen den FC Schalke 04. Sein Elfmetertor war sein dritter Treffer in jener Partie, das fünfte der Bayern, also ein guter Stresstest unter entspannten Bedingungen, anders als nun gegen Dortmund, als es noch 1:1 stand.

8. Akt: Robben - die neue Nummer zwei

Arjen Robben überwindet Roman Weidenfeller bei Bayerns 2:1-Sieg gegen Dortmund

Roman Weidenfeller überwunden - das Trauma auch: Arjen Robben trifft zum 2:1 für Bayern gegen Dortmund. imago

"Ich war mir sicher, dass ich ihn reinmache", sagte Robben nach dem 2:1-Sieg gegen die BVB am vorigen Samstag. Der Elfer war sein viertes Bundesligator 2014/15 bei erst sechs Einsätzen. Da Müller in der 81. Minute und damit vier Minuten vor dem Strafstoß ausgewechselt worden war, ging der Auftrag an Robben. David Alabas Intermezzo in dieser Rolle scheint vorbei, seine 50-Prozent-Quote von drei Treffern bei sechs Versuchen spricht nicht gerade für ihn. Und Ribery hatte den Strafstoß erzwungen, sollte also nach einer ungeschriebenen Fußball-Weisheit nicht schießen. Frag' nach bei Robben und bei Weidenfeller, Stichwort 11. April 2012.

Robben erinnerte sich zwar gut anderthalb Jahre danach noch an diesen Fehlschuss, gehindert oder verunsichert fühlte er sich davon nicht. "Kein Problem", sagte er, die Statistik stützt seine Selbstsicherheit: Im Trikot des FC Bayern hat er 14 Elfmeter verwandelt und nur zwei vergeben, Thomas Müller traf bei 15 Versuchen 13-mal. Also haben sich beim FC Bayern die richtigen Elfmeter-Schützen gefunden. "Thomas ist der erste Schütze", sagt Robben, "aber danach komme ich." Müller machte das dem offenbar nachfragenden Trainer Guardiola am Samstag an der Seitenlinie noch einmal klar. Damit es nicht wieder Irritationen gab wie einst im Oktober 2013.

Karlheinz Wild

Bilder zur Partie Bayern München - Borussia Dortmund