WM

Podolski packt's in 78 Zeichen: "Geiler Start ..."

Löw kann sich in allem bestätigt fühlen

Podolski packt's in 78 Zeichen: "Geiler Start ..."

Auch aus der Vogelperspektive bärenstark: Die deutsche Elf jubelt über das 4:0 gegen Portugal.

Auch aus der Vogelperspektive bärenstark: Die deutsche Elf jubelt über das 4:0 gegen Portugal. Getty Images

Eine ziemlich unrund gelaufene WM-Vorbereitung, Formkrisen und Verletzungssorgen bei diversen Leistungsträgern und als negative Krönung auch noch der Ausfall von Marco Reus. Man kann nicht behaupten, dass die Löw-Elf mit einem sorgenfreien Lächeln nach Brasilien reiste. Doch dann kamen die ersten 90 Minuten in Salvador und aus dem gequälten Lächeln wurde ein fettes Grinsen.

zum Thema

Weltmeisterschaft - Vorrunde, 1. Spieltag
mehr Infos
Trainersteckbrief Löw
Löw

Löw Joachim

Spielersteckbrief T. Müller
T. Müller

Müller Thomas

Spielersteckbrief J. Boateng
J. Boateng

Boateng Jerome

Spielersteckbrief Podolski
Podolski

Podolski Lukas

Alles, was Bundestrainer Joachim Löw in personeller Hinsicht vorhatte, ging auf. In die Abwehrreihe stellte er vier Innenverteidiger, die es in ihren Vereinen gewohnt sind, das Denken von Abwehrchefs einzubringen, und zudem mit individueller Stärke glänzten. Vor allem auf der rechten Seite machte Jerome Boateng gegen Weltfußballer Cristiano Ronaldo seine Sache richtig gut und hatte den 29-Jährigen bis auf dessen Großchance in der Anfangsphase voll im Griff. "Boateng hat das richtig klasse gemacht", lobte Löw den Bayern-Verteidiger nach der Partie.

Der auffälligste Mann der Partie war allerdings Thomas Müller, der einen Dreierpack schnürte und auch beim Platzverweis von Portugals Defensivspieler Pepe beteiligt war. Der 24-Jährige, der bei der WM 2010 in Südafrika zusammen mit Uruguays Diego Forlan Torschützenkönig wurde (jeweils fünf Treffer), zeigte sich beim Elfmeter zum Führungstor eiskalt, beim 3:0 gedankenschnell und markierte den 4:0-Endstand in der Manier seines Namensvetters Gerd Müller: Aus kurzer Distanz stocherte er den Abpraller von Portugals Keeper Rui Patricio über die Linie. Dabei hatte der schlaksige Offensivmann schon Mitte der ersten Halbzeit ein bisschen über das heiße Wetter nachgedacht. "Nach 20 Minuten hat man schon mal hochgeguckt und gedacht, das Spiel geht heut schon lang."

Er hat nur einen Gedanken im Kopf: Wie kann ich ein Tor erzielen.

Joachim löw über Thomas Müller

Dabei hatte er entscheidenden Anteil daran, dass es die deutsche Auswahl ab der 37. Minute etwas langsamer angehen konnte. Da leistete sich Pepe einen Schlag ins Gesicht von Müller, nachdem er kurz vor dem eigenen Tor Gefahr gelaufen war, den Ball an Müller zu verlieren. Als Müller zu Boden ging, brannte beim Madrider Abwehrrecken kurzfristig die Sicherung durch, er suchte aktiv den Kopf-zu-Kopf-Kontakt mit Müller, so dass dem serbischen Referee Milorad Mazic kaum etwas anderes übrig blieb, als den Champions-League-Sieger vom Platz zu stellen.

Nach dem Spiel fand Löw für Matchwinner Müller nur lobende Worte: "Er hat immer ein Näschen, er ist immer da, wo die größte Gefahr für den Gegner ist. Er steht da, ist ständig präsent, er macht viele Wege. Er ist schwer zu greifen. Thomas hat eine ganz unorthodoxe Spielweise. Er ist wahnsinnig schwer berechenbar und hat nur einen Gedanken im Kopf: Wie kann ich ein Tor erzielen."

Apropos Tor erzielen: Löw darf sich nach den vier Toren auch bestätigt fühlen, seine Variante ohne echten Stoßstürmer ging auf. Die offensive Dreierreihe mit Müller, Mesut Özil und Mario Götze war für die portugiesische Defensive dank ihrer Positionswechsel nur sehr schwer zu greifen. Zudem zeigte gerade die Aktion vor dem von Götze herausgeholten Elfmeter, dass das "Tiki-Taka-Spiel" à la DFB durchaus die Bezeichnung zielgerichteter Hochgeschwindigkeitsfußball" verdient. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass vor allem Toni Kroos mit geschickten und präzisen Spielverlagerungen die portugiesische Mannschaft so auseinanderzog, dass sich für Müller & Co immer wieder die Räume boten, die auch zu mehr als vier Toren gereicht hätten.

Unter dem Strich war alles angerichtet für den Besuch der Kanzlerin Angela Merkel in der Kabine. "Sie hat eine kurze Ansprache gehalten. Sie hat gesagt, dass es schön ist, dass wir gewonnen haben, wenn sie schon eine so lange Reise gemacht hat. Es gab viel Applaus", gab Löw etwas ehrfürchtig zu Protokoll. Deutlich weniger Berührungsängste zeigte der eingewechselte Lukas Podolski nach seinem 115. Länderspiel, der ein ausgewiesener Merkel-Fan ist. Der Arsenal-Profi twitterte umgehend ein Selfie von sich und der Kanzlerin. "4:0-Sieg! Geiler Start!! Und hier das versprochene Selfie mit der Kanzlerin!."

Stimmungsmäßig ist mit Podolskis 78-Zeichen-Message alles gesagt.

Bilder zur Partie Deutschland - Portugal