Juve-Coach Massimiliano Allegri hatte beim 3:1-Heimsieg gegen Cagliari Calcio die ein oder andere Stammkraft geschont - folglich überraschte es nicht, dass es bei Italiens Rekordmeister vier Wechsel gab: Chiellini, Alex Sandro, Khedira und Cuadrado ersetzten Joao Cancelo, Benatia, Matuidi und Douglas Costa.
Manchester Uniteds Trainer José Mourinho indes beließ es im Vergleich zum 2:1 beim AFC Bournemouth bei zwei Neuen: Ander Herrera und Lingard verdrängten Fred und Mata auf die Bank.
Am ersten Durchgang in Turin dürften vor allem Taktikliebhaber ihre wahre Freude gehabt haben. Gerade Juve zeigte, was eine stabile Defensive ausmacht. Italiens Rekordmeister kontrollierte Ball und Gegner, schaffte in Ballnähe quasi immer Überzahl und ließ hinten nichts anbrennen. Nach vorne sorgte die Juve punktuell für Gefahr - mehr als Halbchancen durch Bentancur (10.) und Cristiano Ronaldo (17.) sprangen zunächst aber nicht heraus.
Juve überlegen, aber ohne Abschlussglück
Gruppe H, 4. Spieltag
Juve machte den besseren Eindruck, war strukturierter in den eigenen Aktionen und hatte mehr Zug im eigenen Spiel. Die "Alte Dame" forcierte zwar das Flügelspiel, strahlte übers Zentrum, wo Pjanic die Fäden zog, aber ebenfalls Dominanz aus. Turin hatte alles im Griff, musste aber damit leben, dass man das Tor nicht machte - Chancen dazu hatte es gegeben, wenn auch nicht allzu viele: Cuadrado scheiterte jedoch an ManUniteds Keeper de Gea (35.) und Khedira am linken Pfosten (36.) .
Und United? Die Red Devils präsentierten sich defensiv ordentlich, blieben offensiv aber viel schuldig. Martial? Lingard? Sanchez? Alle abgemeldet! Mit Ausnahme eines Freistoßes, den Sanchez aus 17 Metern in die Mauer drosch (31.), kam nichts Gefährliches von den Engländern. So ging es trotz klarer optischer Überlegenheit und 13:3 Torschüssen aus Juve-Sicht mit einer Nullnummer in die Halbzeit.
Dybala im Alu-Pech - CR7 zeigt seine Weltklasse
Rückkehrer: ManUniteds Paul Pogba, hier im Duell mit Miralem Pjanic (r.). imago
Auch in Hälfte zwei zeigte sich das gleiche Bild. Juve war überlegen, agierte gerade gegen den Ball bockstark und hatte mit einer kleinen Ausnahme - Martial schoss aus 18 Metern knapp vorbei (48.) - keine wirklichen Sorgen. Offensiv agierte die "Alte Dame" aber nicht mit letzter Konsequenz und hatte dann auch noch Pech, als Dybala nur die Latte traf (50.). Nach 65 Minuten war es soweit: Bonucci schlug einen langen Ball aus der eigenen Hälfte nach vorne, im Sechzehner zeigte Cristiano Ronaldo dann seine Weltklasse und traf per Volley aus zwölf Metern äußerst sehenswert zum 1:0.
Der Bann war gebrochen - und der Wille der Red Devils scheinbar auch. Unmittelbar nach dem Treffer war von den Gästen nicht viel zu sehen. Juve hätte nachlegen können, allerdings scheiterte Pjanic zuerst an de Gea (67.) und schoss dann ebenso vorbei (73.) wie Cuadrado (75.). Das sollte sich noch rächen, denn in der Schlussphase überschlugen sich die Ereignisse, auch weil Mourinho ein goldenes Händchen bewies.
Mata macht's mit Gefühl - Pechvogel Alex Sandro
Zuerst versenkte der eingewechselte Mata einen Freistoß aus 18 Metern zentraler Position gekonnt im linken Eck und sorgte für den glücklichen Ausgleich (86.). Doch damit nicht genug, denn es sollte noch ein richtiges Dusel-Tor folgen: Youngs Freistoßflanke von links kam gefährlich vors Tor, wo zunächst Bonucci und dann noch Alex Sandro unglücklich abfälschten - der Ball war drin und ManUnited stand plötzlich als Sieger da.
Beide Mannschaften haben am Sonntag in ihrer jeweiligen Liga spannende wie schwere Aufgaben vor der Brust: Juve muss ins altehrwürdige Guiseppe Meazza zum Duell mit dem AC Mailand (20.30 Uhr). Drei Stunden zuvor grassiert in Manchester das Derby-Fieber: United ist bei City zu Gast und will dann den vierten Sieg in Folge einfahren. In der Champions League geht es am Dienstag, den 27. November, für beide Klubs weiter: Juve empfängt dann Valencia, Manchester United die Young Boys Bern - Anpfiff ist jeweils um 21 Uhr.