Champions League

Sechs Erkenntnisse aus dem Auftritt des FC Bayern München bei Ajax Amsterdam in der Champions League

FCB zieht als Gruppensieger in die K.-o.-Phase ein

Sechs Erkenntnisse aus Bayerns Ajax-Auftritt

Thiago und Kingsley Coman jubeln gegen Ajax: Doch nicht alles war positiv in Amsterdam.

Thiago und Kingsley Coman jubeln gegen Ajax: Doch nicht alles war positiv in Amsterdam. imago

Aus Amsterdam berichtet Frank Linkesch

Gerecht oder nicht? Für Klaas Jan Huntelaar keine Frage: "Am Ende ist es immer verdient, wie es ausgeht. Schließlich haben beide Mannschaften ihre Tore geschossen", sagte der Ajax-Stürmer und frühere Schalker. Gemäß dieser Logik haben die Münchner mit dem 3:3 in Amsterdam und dem damit verbundenen Gruppensieg das bekommen, was sie verdienen? Müßig darüber zu diskutieren, am Ende entscheidet im Fußball das nackte Ergebnis. Geliefert bekommen hat der deutsche Rekordmeister in jedem Fall wichtige Erkenntnisse für die K.-o.-Phase im Februar. Allerdings nicht nur positive.

Positiv: Die Mannschaft ist ungeschlagen durch die Gruppenphase marschiert, dazu gratulierte Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge auf dem nächtlichen Bankett. Im Achtelfinale dürfen die Münchner daher zunächst auswärts antreten, haben das Rückspiel daheim. Und der nächste Gegner? "Es warten sowieso nur noch gute Mannschaften auf uns", sagt Leon Goretzka mit Blick auf ManUnited, Liverpool, Tottenham aus England, Atletico Madrid, Lyon oder AS Rom. "Das sind alles klangvolle Namen. Wir gehen mit breiter Brust in die Spiele, auch wenn wir wissen, dass es schwer wird. Es werden zwei Spiele, in denen wir Top-Leistung bringen müssen", blickt Sportdirektor Hasan Salihamidzic voraus.

Ich habe das Spiel nicht gut gesehen. Wir müssen das cleverer machen, besser ausspielen. Wir haben uns zu weit hinten reindrängen lassen, sind hinterhergelaufen.

Hasan Salihamidzic

Negativ: Zum zweiten Mal reichte es gegen ein gutes, aber kein absolute europäische Topklasse verkörperndes Ajax Amsterdam nicht zum Sieg. Wie beim 1:1 im Hinspiel deckten die Niederländer die Schwächen in Bayerns Defensivspiel auf. "Ich habe das Spiel nicht gut gesehen. Wir müssen das cleverer machen, besser ausspielen. Wir haben uns zu weit hinten reindrängen lassen, sind hinterhergelaufen. Und wenn der Weg zum Tor so weit ist, ist es schwer", sagte Salihamidzic vor allem mit Blick auf die zweite Hälfte. "Wir haben das Spiel da komplett aus der Hand gegeben", kritisierte auch Jerome Boateng, betonte aber auch: "Wir müssen jetzt nicht alles negativ sehen." Dennoch: Gegen die große Kaliber Europas dürfte es mit einer solchen Leistung sehr eng werden.

Lewandowski ist der Top-Torjäger der Gruppenphase

Positiv: Die Münchner schossen drei Tore auswärts, können sich wieder auf Robert Lewandowski verlassen, mit acht Treffern Europas Top-Torjäger der Gruppenphase. Serge Gnabry wirbelte vor allem anfangs, Kingsley Coman traf nach seiner Einwechslung und müsste in fittem Zustand im Frühjahr anstelle von Franck Ribery gesetzt sein. Auch Thiago belebte die Offensive nach seiner Einwechslung mit zwei Assists.

Negativ: Die Münchner brauchen trotzdem zu viele Chancen. Lewandowski vergab zwei weitere, hundertprozentige Möglichkeiten, auch Gnabry hätte mehr aus seinen machen müssen. "Am Anfang müssen wir unsere Chancen nutzen. Wenn wir das besser machen, steht es 2:0 oder 3:0 und dann ist Ruhe", analysierte Salihamidzic völlig richtig.

Positiv: Die Bayern gaben das Spiel aus der Hand, drehten es in der dramatischen Schlussphase trotzdem innerhalb weniger Minuten wieder. Die Moral ist intakt.

Negativ: Soweit hätte es nie kommen dürfen, gleiches gilt für das späte, unnötige 3:3. In der Defensive leisten sich die Bayern zu viele kapitale Fehler wie Boateng mit dem Foul beim Elfmeter oder der insgesamt indisponierte Rafinha. Rechts hinten kann im Achtelfinale de Lösung eigentlich nur Joshua Kimmich heißen, für Thiago würde dann der Platz auf der Doppelsechs frei.

So positiv, wie Kovac den Auftritt sah, war er nicht

Fazit: Es bleibt viel Arbeit. So positiv, wie Niko Kovac den Auftritt bewertete, war er mitnichten, Salihamidzic lag da wesentlich näher an der Wahrheit. Oder man sagt es wie Lewandowski: "Ich hoffe, dass wir nächstes Jahr in der Champions League besseren Fußball spielen. Es freut mich, dass wir Dinge verbessern können, denn das bedeutet, dass wir noch besser Fußball spielen können."