Champions League

Nagelsmann: Kritik am Schiri und der Nachspielzeit

Hoffenheims Fehleranalyse gegen Lyon

Nagelsmann: Kritik am Schiri und der Nachspielzeit

Drei Minuten? TSG-Coach Julian Nagelsmann war ungehalten.

Drei Minuten? TSG-Coach Julian Nagelsmann war ungehalten. imago

Dieses denkwürdige Spiel endete mit einem gellenden Pfeifkonzert. Völlig unvermittelt hatte der schwache spanische Schiedsrichter Alberto Undiano Mallenco die Partie abgepfiffen, selbst die Hauptdarsteller hatten das erst gar nicht mitbekommen. "Drei Minuten Nachspielzeit waren viel zu wenig in meinen Augen", schimpfte Trainer Julian Nagelsmann, dessen Team sogar noch auf den Siegtreffer drängte, "sechs Auswechslungen, vier Tore nach der Pause, dafür gibt es anscheinend keine Nachspielzeit, auch für abgefangene Bälle vom Torwart nicht, der sich mehrfach hinwirft und schaut, ob noch alle Rasenhalme auch an der richtigen Stelle wachse oder für Auswechslungen, die allein zweimal handgestoppte einsdreißig gedauert haben." Zudem beklagte der 31-Jährige zu Recht einen verweigerten Handelfmeter (Denayer, 85.). "Ein klares Handspiel", so Nagelsmann, "die Regel besagt, bei einer unnatürlichen Handhaltung, und beide Hände waren im 90-Grad-Winkel vom Brustbein weggestreckt, das ist unnatürlich, und dann kann man auch Elfmeter geben."

Doch am Unparteiischen allein hatte es sicher nicht gelegen, dass Hoffenheim den eigentlich verdienten ersten Sieg in der Königsklasse erneut nicht einfahren konnte. "Ich fand es sensationell, was wir fußballerisch gemacht haben, ganz ehrlich, ein unglaublich attraktives Spiel. Wir hatten genügend Chancen, noch ein, zwei Tore mehr zu machen", sprach Nagelsmann die wiederholt fahrlässige Chancenverwertung an, "aber drei Tore sollten im Normalfall auch mal reichen."

Vorne zu wählerisch, hinten zu großzügig

Schon war der TSG-Coach beim nächsten Problemfeld seiner Mannschaft angekommen, die erneut dem Gegner durch eigene individuelle Fehler viel zu leicht Tore ermöglichte. "Das passiert manchmal", erläuterte Nagelsmann Kevin Vogts Patzer vor dem 0:1, schließlich sind seine Schützlinge aufgefordert, auch unter Druck spielerisch hochwertig zu eröffnen. Den zweiten Gegentreffer verortete er nicht allein bei Torhüter Oliver Baumann, der aus spitzem Winkel den Ball ins kurze Eck passieren ließ. "Dass Oli den halten kann, darüber brauchen wir nicht reden, das weiß er auch. Aber das können wir schon in der Entstehung verhindern. Das hatten wir auch besprochen", verriet Nagelsmann. Auch vor dem 2:3 sah er nicht alleine Kevin Akpoguma in der Pflicht, der einen vermeintlich einfachen Flugball zur allgemeinen Überraschung hatte passieren lassen. "Da hatten wir eigentlich eine gute Restverteidigung, aber unterstützen uns zu wenig. Es gab eine kurze Instabilität im Körper von Akpoguma deswegen trifft er den Ball nicht richtig. Das hat nichts mit mangelnder Erfahrung auf internationaler Ebene zu tun."

Vorne zu wählerisch, hinten zu großzügig. Diese Defizite gilt es, schleunigst abzustellen, will die TSG in der Champions League doch noch den Schalter umlegen. Nagelsmann hält das durchaus für möglich, wenn Hoffenheim übernächste Woche zum Rückspiel in Frankreich antritt. "Wir waren die bessere Mannschaft, ich werde die Jungs so vorbereiten, dass wir das auch im Rückspiel sein können."

Michael Pfeifer