Champions League

Cristiano Ronaldo vor dem Champions-League-Spiel beim FC Bayern: Was, wenn er es wieder tut?

Real und Ronaldo vor dem Halbfinale beim FC Bayern

Vorsicht, FCB! Was, wenn er es wieder tut?

Brachte die Bayern schon mal zum Schweigen: Cristiano Ronaldo.

Brachte die Bayern schon mal zum Schweigen: Cristiano Ronaldo. imago

Zlatan Ibrahimovic hat mal gesagt, er sei wie ein guter Wein. "Je älter, desto besser." Zugegeben: Er hat noch sehr viel mehr gesagt , auch wenn er sicher kein Gott ist, aber zugutehalten muss man Ibrahimovic, dass er in den vergangenen Jahren tatsächlich ein Niveau erreicht hat, von dem viele Ü-30-Spieler träumen.

Polarisieren und liefern kann im gleich Verhältnis wie Ibrahimovic sicher nur Cristiano Ronaldo. Der Portugiese redet zwar in der Regel etwas weniger, entledigt sich dafür aber einmal öfter seines Trikots und jubelt, wenn viele eher nicht jubeln würden. Doch während Ibrahimovic in der Ligue 1 sämtliche Rekorde brach und inzwischen in Los Angeles Talkshows an sich reißt, traf Ronaldo regelmäßig in den wichtigsten Spielen und kann nun zum fünften Mal die Champions League gewinnen. Ibrahimovic schaffte es kein einziges Mal.

Wenn Ibrahimovic also ein guter Wein ist, was ist dann Ronaldo?

Mit 33 Jahren funktioniert der fünffache Weltfußballer immer noch genauso wie zuvor. Und viel besser noch für Real Madrid: Er funktioniert vor allem immer dann, wenn er es muss.

Ronaldo wird ruhiger, wacht aber immer rechtzeitig auf

Geplant hatte Zinedine Zidane sicher nicht, dass die Meisterschaft derart früh und zuungunsten der Königlichen entschieden ist, seine Lehren hat der Franzose daraus aber rechtzeitig gezogen. Er schont in schöner Regelmäßigkeit sein Stammpersonal, reist längst ohne Ronaldo auf die Kanaren und verzichtet auch in unbedeutenden Heimspielen auf "CR7", der anders als noch vor Jahren erkannt hat, dass er nicht mehr jedes Spiel spielen muss.

Ronaldo ist Profi durch und durch, das zeigt diese Saison sinnbildlich. Warum unnötig Körner lassen, wenn der Ertrag ohnehin zweitrangig ist? Sein Ego, das zweifelsfrei in ausgeprägter Form vorhanden ist, hat es nicht mehr nötig, Drittligisten wie Fuenlabrada aus dem Bernabeu zu schießen. Stattdessen nimmt sich Ronaldo rechtzeitig Auszeiten und ist auf den Punkt da.

Er traf in jedem CL-Spiel und schielt jetzt auf einen neuen Rekord

Zweimal hat Real die Königsklasse jetzt in Folge gewonnen, und trotzdem reißt Ronaldo diesen Wettbewerb seit Spieltag eins wieder an sich, dass der FC Bayern allen Grund zur Sorge haben darf. Der Europameister hat in jedem einzelnen Champions-League-Spiel getroffen, die brisanten K.-o.-Duelle gegen PSG und Juventus mit sechs Treffern fast wieder im Alleingang entschieden - und am vergangenen Mittwoch dazu seine persönliche Bestmarke eingestellt.

Bei der CL-Generalprobe gegen Bilbao hielt der Angreifer seine Hacke in einen Abschluss von Luka Modric, gab dem Ball die entscheidende Richtungsänderung zum 1:1-Endstand und traf damit im zwölften Pflichtspiel hintereinander; 13 wären selbst für ihn noch ein neuer Rekord.

Wir haben auch andere Spieler, die bei den Bayern den Unterschied machen können.

Zinedine Zidane versucht, den Fokus aufs Team zu lenken

Und warum sollte es nicht wieder die Bayern erwischen? Im vergangenen Jahr - damals im Viertelfinale - hatten die Münchner erleben dürfen, wie breit die Brust des Portugiesen ist. Fünf von sechs Real-Toren gegen den FCB erzielte Ronaldo.

"Wir haben auch andere Spieler, die bei den Bayern den Unterschied machen können", versichert Zidane zwar und hat auch Recht. Ohne Marcelo und Dani Carvajal über links und rechts kann Ronaldo im Zentrum nicht profitieren. Ohne Casemiro, Toni Kroos oder Modric fehlt die Balance im Team. Und das "ohne Ronaldo" mag sich kaum einer vorstellen; zumindest dann nicht, wenn er gebraucht wird.

BBC ist Geschichte, es ist nur noch C

Denn: Es ist beinahe dieselbe Mannschaft, die den FCB im Vorjahr - mit etwas Dusel - zweimal geschlagen hat, doch der eine Unterschied ist bemerkenswert. Der einst gefeierte BBC-Dreizack besteht eigentlich nur noch aus dem C. Karim Benzema hat in 39 Pflichtspielen nur neunmal getroffen und wird von den eigenen Fans beim kleinsten Stockfehler ausgepfiffen. Gareth Bale würden die Madridistas gerne mal wieder lächeln sehen, doch der Waliser scheint mit dem Kopf derzeit nicht wirklich bei Real zu sein.

Ronaldo ist die unablässige Konstante, die Tormaschine, die besonders in der Champions League so konstant trifft wie kein Spieler zuvor. "Kompletter als er", adelt sogar Jerome Boateng im kicker (Montagsausgabe), "kann ein Stürmer nicht sein. Linker Fuß, rechter Fuß, Kopfball - er beherrscht alles in Perfektion."

Genau jetzt, nachdem er eine Woche regenerieren konnte, muss Ronaldo wieder da sein. Das hat in dieser Saison bislang ausnahmslos geklappt - mal wieder.

Mario Krischel

Bayerns Negativserie und zwei Schreckgespenster