Champions League

Was war bloß mit Messi los?

Viele Fragen nach der Blamage - Iniesta vor Karriereende?

Was war bloß mit Messi los?

Ratlosigkeit in Reinkultur: Piqué und Trainer Ernesto Valverde.

Ratlosigkeit in Reinkultur: Piqué und Trainer Ernesto Valverde. imago

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Immerhin ein Profi des FC Barcelona könne noch Champions-League-Sieger werden, hieß es in den sozialen Medien. Es ist: Philippe Coutinho.

Der Brasilianer ist nur eine von vielen tragischen Figuren, die dieses 0:3 in Rom miterlebten, aber kaum einer dürfte so bedröppelt dreingeschaut haben wie er. Während Coutinhos Ex-Klub Liverpool gegen Manchester City ins Halbfinale einzog , musste er mit ansehen, wie sein aktueller Klub sich bis auf die Knochen blamierte. Da Coutinho vor seinem Wechsel schon für die Reds in der Königsklasse gespielt hatte, durfte er bei den Katalanen nicht ran. Und musste tatenlos zusehen, wie Barça "von einer Büffelherde überrannt" wurde, wie es die "AS" formulierte. Einige Kernfragen drängen sich auf, zum Beispiel...

Trainersteckbrief Valverde
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Spielersteckbrief Messi
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Spielersteckbrief Iniesta
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S. Busquets

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War die Taktik schuld?

Fakt ist: Die Katalanen fanden überhaupt kein Mittel gegen die rasanten Römer, die von Beginn an Dauerdruck ausübten und dank des frühen Treffers von Dzeko wie beflügelt wirkten. Ernesto Valverde hinterließ nach der Partie den Eindruck, als wisse er immer noch nicht, wie er das Desaster hätte verhindern können, selbst wenn er die Roma-Taktik vorher gekannt hätte. "Sie haben uns mit ihrem druckvollen Spiel zu langen Bällen gezwungen. Wir waren unsortiert und nicht in der Lage, den zweiten Ball zu gewinnen." Oder, wie es Andres Iniesta formuliert: "Ihnen war vollkommen klar, wo sie uns attackieren müssen."

Freiräume? Fehlanzeige. Nicht nach dem 1:0, nicht nach dem 2:0, nur wenige nach dem 3:0 der Römer. Er habe damit gerechnet, dass sich mit der Zeit Räume für Chancen ergeben würden, schließlich habe Rom ja immer mehr ins Risiko gehen müssen, um den Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen, so ein (noch immer) ratlos wirkender Valverde. Doch da waren keine Räume. Und auch keine Chancen.

Auch weil Valverde erst nach dem 0:3 von seiner defensiven Taktik abrückte. Die Einwechselungen von Ousmane Dembelé und Paco Alcacer (beide 85.), sie kamen schlicht zu spät. Valverde traute sich nicht, die Order für eine offensive Entlastung früher auszugeben. Dabei war Manolas' Treffer zum 3:0 längst in der Luft gelegen , zwei Großchancen hatte die Roma kurz zuvor versiebt. Valverde nahm die Niederlage immerhin auf seine Kappe. "Ich bin der Verantwortliche. Ich bin der sichtbare Kopf des Teams und ich plane alles." Doch es ging eben alles schief; vorne - wie auch hinten.

Hat Barcelona ein Abwehrproblem?

Man hätte gewarnt sein können nach den jüngsten Ergebnissen gegen Sevilla (2:2), dem trügerischen Hinspiel gegen Rom und dem jüngsten 3:1 gegen Leganes. Zu Null spielten die Katalanen zuletzt Mitte März beim 2:0 gegen Bilbao. In Rom gab es keinen Abwehrspieler, der nicht patzte. Jordi Alba und Umtiti beim ersten Treffer, Piqué beim zweiten, Semedo beim dritten. Auch Sergio Busquets ("Das ist der härteste Schlag, seit ich bei Barça bin") und Ivan Rakitic gehörten zu diesem Verbund. Normalform erreichte rätselhafterweise nur einer.

Und das war Marc-André ter Stegen. Der Ex-Gladbacher kaschiert mit seinen Paraden oft genug Barcelonas Abwehrprobleme. Auch in Rom war ihm kein Vorwurf zu machen, im Gegenteil: "Barça kann sich bei ter Stegen bedanken, dass es am Ende nur drei Gegentore waren", schrieb die "AS" zu Recht. Diese drei Gegentore wären bei nur einem eigenen Tor der Katalanen letztlich umsonst gewesen. Doch von einem Treffer waren sie meilenweit entfernt, auch weil ausgerechnet der Superstar kaum in Erscheinung trat.

Was war mit Messi los?

Lionel Messi

Zum Verzweifeln: Lionel Messis trübe Serie setzte sich gegen Rom nahtlos fort. imago

Klar, der Argentinier kann nicht immer der entscheidende Faktor sein, wie beispielsweise am Wochenende mit seinem Dreierpack gegen Leganes. Und seine Kollegen in vorderster Front (Iniesta, Suarez) machten es auch nicht besser. Dass Barcelona letztmals im Jahr 2015 über das Viertelfinale hinauskam, liegt aber auch daran, dass Messi in der Runde der letzten Acht einfach nicht mehr trifft. Weder beim Aus gegen Atletico 2014, noch beim Halbfinal-Einzug 2015 gegen PSG. 2016 war gegen Atletico Endstation, wieder gab's kein Messi-Tor. Genauso wenig wie letztes Jahr beim Ausscheiden gegen Juventus Turin.

Seine Bilanz in Rom - erschreckend. 15 Ballverluste stehen fünf Balleroberungen gegenüber, nur zwei seiner fünf Schüsse trafen das Tor. Wasser auf die Mühlen der Ronaldo-Fans hinsichtlich der ewigen, wenn auch irgendwie sinnlosen Frage, wer denn der beste Fußballer auf diesem Erdball sei. Während "CR7" Real Madrid regelmäßig und beinahe im Alleingang von Runde zu Runde schießt, war Messi auch in dieser Spielzeit nicht präsent genug, als es ernst wurde.

Wie ist die Perspektive für die kommende CL-Saison?

Es war eigentlich schon alles schlimm genug für Barça, als Andres Iniesta nach der Partie vor das Mikrofon trat - und alles noch ein bisschen schlimmer machte. Dass dies sein letztes Champions-League-Spiel gewesen sei, "ist eine Möglichkeit", sagte das katalanische Urgestein. Und deswegen "schmerzt es noch mehr". Womöglich wird Barça also auf die Ideen des bald 34-Jährigen ab der kommenden Saison verzichten müssen. Ohne den erfahrenen Kreativkopf wird es nicht leichter werden, das Viertelfinal-Trauma zu überwinden. Entsteht da sogar eine Blockade? "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass diese Niederlage für irgendetwas dienlich war", so Busquets. "Letztes Jahr sind wir ja unter ähnlichen Umständen ausgeschieden."

Immerhin: Barcelona hat im Sommer Zeit, nachzurüsten, vor allem die Defensive könnte frisches Blut vertragen. Und mit Coutinho hat Barça für die kommende Spielzeit noch ein Ass im Ärmel. Denn dann darf er ja auflaufen...

las