Champions League

Die RB-Bilanz in der Champions League: Darum hatte Hoeneß Recht

So präsentierten sich die Leipziger in der Königsklasse

Die RB-Bilanz: Darum hatte Hoeneß Recht

Der vorerst letzte Auftritt der Leipziger in der Champions League.

Der vorerst letzte Auftritt der Leipziger in der Champions League. imago

In der Europa League wird der Vizemeister als einer der vier punktbesten Gruppendritten bei der Auslosung der Zwischenrunde gesetzt sein und hat folglich zunächst ein Auswärtsspiel. "Wir haben uns insgesamt ordentlich präsentiert", fasste Ralph Hasenhüttl durchaus zutreffend die sechs Darbietungen des Königsklassen-Neulings zusammen. Wahr ist aber auch der Zusatz des Trainers: "Es wäre mehr möglich gewesen."

Die Ausbeute: 2-1-3

Zwei Siege, ein Unentschieden und drei Niederlagen sind eine durchaus respektable Bilanz in dieser zunächst als sehr ausgeglichen bewerteten Gruppe G. In dieser war zwar kein absolutes Top-Team vertreten, allerdings zählten alle drei Kontrahenten mit insgesamt 69 Spieljahren im Landesmeister-Wettbewerb zum Stammpersonal in der Königsklasse.

Champions League - Vorrunde, 6. Spieltag
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Champions League - Tabelle - Gruppe G
Pl. Verein Punkte
1
Besiktas JK Besiktas JK
14
2
FC Porto FC Porto
10
3
RB Leipzig RB Leipzig
7

Der Verlauf: Hoeneß hatte Recht

Uli Hoeneß hatte im Sommer mit Blick auf den Rivalen prophezeit, ohne Erfahrung werde man es nicht weit bringen in der Champions League. Die Darbietungen der Leipziger bestätigten den Bayern-Präsidenten. RB hatte sich die anfänglichen Punktverluste gegen Monaco (1:1) und in Istanbul (0:2) vornehmlich der eigenen Hemmungen und Unerfahrenheit zuzuschreiben. In den Spielen gegen Porto (3:2) und vor allem beim Sahneauftritt in Monaco (4:1) zeigte das jüngste aller Champions-League-Teams jedoch, wie lernfähig es ist.

Die Mannschaft: Drei Unterschieds-Spieler

Der blutjunge Kader ist mehrheitlich international konkurrenzfähig und hat in Naby Keita, Timo Werner und Emil Forsberg drei Kräfte, die den Unterschied ausmachen können. Innenverteidiger Dayot Upamecano, Mittelfeldmotor Kevin Kampl, Linksverteidiger Marcel Halstenberg, Torhüter Peter Gulacsi und der unverwüstliche Marcel Sabitzer sind feste Größen im Team der Sachsen, die höheren Ansprüchen genügen. Rechtsverteidiger Lukas Klostermann muss dies ebenso wie die Neuzugänge Jean-Kevin Augustin und Bruma erst noch unter Beweis stellen. Die langjährigen Stammkräfte Willi Orban, Yussuf Poulsen, Diego Demme und Stefan Ilsanker scheinen an ihre Grenzen zu stoßen.

Die Neuen: Kampl, der Gewinner

Kevin Kampl entpuppte sich auf Anhieb als Gewinn. Am 27-jährigen Ex-Leverkusener, für den als einer der wenigen im RB-Team die Champions League kein Neuland darstellte, zeigt sich allerdings auch, dass der Faktor Erfahrung auf höchstem Niveau eine bedeutende Rolle spielt. Frankreichs Nachwuchsstürmer Jean-Kevin Augustin steckt nach vielversprechendem Saisonstart in einer Leistungsdelle. Der Portugiese Bruma ist noch nicht richtig angekommen in Leipzig. Frankreichs Abwehrtalent Ibrahima Konaté ist für seine 18 Jahre schon weit, aber natürlich noch in der Lehrzeit.

Der Trainer: Im Rampenlicht angekommen

Wie für die meisten seiner Spieler ist auch für den Trainer Hasenhüttl die Champions League Neuland. Als Spieler in Salzburg und Lierse war der Österreicher nur Mitläufer in der Königsklasse. Jetzt spielt er als RB-Coach eine bedeutendere Rolle, der er sich gewachsen zeigt. Hasenhüttl strahlt intern Überzeugung und Kompetenz aus, wirkt nach außen wohltuend unaufgeregt und beherrscht. Unverkennbar ist allerdings, dass die Arbeitsbelastung durch die permanenten englischen Wochen an ihm nicht spurlos vorbeigehen.

Der Verschleiß: Starke Quote in den Spielen danach

Dass RB Leipzig nach Ende der Gruppenphase international überwintern und obendrein den zweiten Platz in der Bundesliga belegen würde, hatte der Mannschaft vor der Saison kaum jemand zugetraut. Der Kader präsentiert sich hoch belastbar und obendrein mit einer bemerkenswerten Mentalität ausgestattet. Beleg: In den bislang fünf Bundesliga-Punktspielen nach einem Champions-League-Auftritt blieben die Leipziger ungeschlagen, holten vier Siege und ein Unentschieden. Allerdings zeigte gerade die Partie am Mittwoch gegen Besiktas, dass der Ausfall mehrerer Schlüsselspieler (Forsberg, Sabitzer, Upamecano) zu einem erheblichen Qualitätsabfall führt.

Die Aussichten: Auf dem Weg zur deutschen Spitzenmannschaft

RB Leipzig hat trotz des Ausscheidens in der Königsklasse bewiesen, dass es mit seiner jugendlichen Ausrichtung und seinem speziellen Spielstil in Europa mithalten und bestehen kann. Die Mannschaft von Trainer Ralph Hasenhüttl scheiterte vornehmlich an mangelnder Cleverness sowie an der naturgemäß noch fehlenden internationalen Erfahrung. Der Verein ist jedoch drauf und dran, sich als deutsche Spitzenmannschaft zu etablieren. Damit dies auch auf europäischer Ebene gelingt, sind weitere lehrreiche Lektionen und auch eine erneute Aufrüstung des Kaders allerdings unerlässlich.

Oliver Hartmann