Champions League

5 nach 12 für den Fußball?

Kommentar von Rainer Franzke, Mitglied der kicker-Chefredaktion

5 nach 12 für den Fußball?

Aus für das ZDF: Die Champions League wird ab 2018/19 nur noch im Pay-TV zu sehen sein.

Aus für das ZDF: Die Champions League wird ab 2018/19 nur noch im Pay-TV zu sehen sein. imago

Nach den Olympischen Spielen, die ab 2018 von Eurosport übertragen werden (zum Teil gegen Gebühr), kommt es jetzt zum totalen Free-TV-Blackout in der Königsklasse . Und was die Preise für Übertragungen der Spiele in der Bundesliga am Freitagabend und am Montagabend (an fünf Spieltagen) bei Eurosport betrifft, haben die Fans zwei Monate vor dem Auftaktspiel am 18. August noch keine Klarheit.

Ist es tatsächlich 5 nach 12 für den Fußball und den gesamten Spitzensport?

Seit es Fernsehen gibt, sehen sich die deutschen Sportfreunde in einer äußerst komfortablen Situation. Über Jahrzehnte liefen die Großereignisse im sogenannten Free-TV bei ARD und ZDF, die natürlich auch nicht "for free" sind. 17,50 Euro muss jeder Haushalt pro Monat an "Rundfunkgebühren" entrichten, es handelt sich um eine Zwangsgebühr, die den öffentlich-rechtlichen Sendern pro Jahr über acht Milliarden Euro in die Kassen spült. Darüber hält sich die Aufregung in Grenzen. Und Grenzen waren jetzt beim milliardenschweren Poker um die verschiedenen Sportrechte eben auch ARD und ZDF gesetzt. Im Rahmen ihrer "Zwangsgebühr" konnten sie nicht mehr mitbieten mit privaten Unternehmen wie Sky, DAZN oder Eurosport.

Ein Kommentar von Rainer Franzke, Mitglied der kicker-Chefredaktion

Ein Kommentar von Rainer Franzke, Mitglied der kicker-Chefredaktion. imago

Natürlich gibt es kein Recht auf möglichst kostenfreien oder zumindest kostengünstigen Empfang von Sportereignissen.

Im Zusammenhang mit der jetzt erfolgten Rechtevergabe werden erneut hohe Eintrittspreise in der Bundesliga angeprangert, obwohl diese weitaus niedriger als in allen anderen Topligen Europas sind. Sind weniger als zehn Euro pro Spiel, wenn man die Jahreskarte für einen Kurvenbesucher umlegt, zu hoch? Sowohl bei den Tickets als auch beim Pay-TV erwecken die Diskussionen den Eindruck, dass der zu Beginn des Jahrtausends über ein Jahrzehnt populäre Slogan "Geiz ist geil" eines Elektronikkonzerns zu einem Markenbegriff der deutschen Fußballkultur geworden ist.

Wenn dem so ist, hilft auch der Blick über die Grenzen nach England, Spanien, Italien oder Frankreich nicht, wo der vermarktete Fußball in allen Bereichen den Fans deutlich höhere Summen abverlangt. Denn wenn sich das Konsumverhalten tatsächlich grundlegend verändern sollte und die deutschen Fans sich in Massen vom Fußball abwenden, könnte es am Ende des Tages heißen: 5 nach 12!