Champions League

Ramelow: "Casillas war einfach nicht zu bezwingen"

Vor 15 Jahren unterlag Leverkusen Im CL-Finale Real Madrid

Ramelow: "Casillas war einfach nicht zu bezwingen"

Real Madrids Superstar Zinedine Zidane tröstet Bayer-Kapitän Carsten Ramelow nach dem verlorenem Champions-Legaue-Finale 2002.

Real Madrids Superstar Zinedine Zidane tröstet Bayer-Kapitän Carsten Ramelow nach dem verlorenem Champions-Legaue-Finale 2002. imago

kicker: In vielen Spielberichten wird Bayer Leverkusen als die bessere Mannschaft an diesem Abend gelobt. Warum hat es in diesem Finale dennoch nicht gereicht, um Real Madrid in die Knie zu zwingen, Herr Ramelow?

Ramelow: Ein bisschen Glück hat gefehlt, vielleicht auch ein bisschen Qualität gegen diese Weltklasse-Mannschaft. Da standen schließlich Leute wie Raul, Zinedine Zidane, Roberto Carlos oder Figo auf dem Platz.

kicker: War es denn auch ihr Eindruck, dass Bayer Leverkusen den hohen Favoriten im Griff hatte?

Ramelow: Zumindest phasenweise waren wir sicherlich überlegen, wir haben alles reingeworfen und alles probiert und Real sicher auch mächtig beeindruckt.

kicker: Und Bayer hatte bis in die Nachspielzeit tolle Möglichkeiten, zumindest das 2:2 zu erzielen.

Ramelow: Da sieht man aber auch, welch große Qualität Real Madrid besaß. In der zweiten Halbzeit kam Iker Casillas für den verletzten Sanchez ins Tor, und der hat sensationell gehalten. Eigentlich denkst du ja, nicht schlecht, da kommt einer kalt von der Bank. Aber Casillas war an diesem Abend nicht zu bezwingen.

kicker: Das Spiel ging ja für Bayer schon mit einem bösen Nackenschlag los.

Ramelow: Ja, wir waren noch nicht richtig auf dem Platz, da hat Raul schon das 1:0 erzielt. Ein ganz blödes Ding gleich zu Anfang, vielleicht noch nicht einmal unhaltbar, außerdem haben wir es Real da viel zu einfach gemacht. Aber es sprach für uns, dass wir ein paar Minuten später durch Lucio schon das 1:1 erzielt haben. Da merkte man richtig, dass die Real-Spieler dachten: Hey, so ganz einfach wird das hier doch nicht.

kicker: Bayer Leverkusen spielte glänzend auf, doch erneut ging Real in Führung. Mit einem Wahnsinnstor.

Ramelow: Das war kurz vor der Halbzeitpause, ein sensationeller Volleyschuss von Zinedine Zidane. Wir hatten zwar auch tolle Einzelspieler, aber das hätte keiner von unseren Jungs hingekriegt.

kicker: Dann vergessen Sie Bernd Schneider, den weißen Brasilianer.

Der war aber war nicht ganz so gelenkig wie Zidane, da hätte er sich bei dieser Aktion vielleicht sogar verletzt.

Carsten Ramelow zur Frage, ob Bernd Schneider ein Tor wie das von Zinedine Zidane erzielen hätte könnte.

Ramelow: Der Schnicks, ja, von der Technik her hätte er das auch drauf gehabt. Der war aber war nicht ganz so gelenkig wie Zidane, da hätte er sich bei dieser Aktion vielleicht sogar verletzt. Aber auch das Tor hat uns nicht umgeworfen, wir haben toll mitgespielt, aber der Ball wollte einfach nicht mehr über die Linie.

kicker: Erinnern Sie sich noch an die Stimmung nach dem Schlusspfiff?

Ramelow: Es war ziemlich still in der Kabine, wir waren platt und natürlich enorm enttäuscht. Der Stolz auf unsere Leistung kam erst viel später.

Zinedine Zidane

Traumtor: Zinedine Zidane erzielt den Siegtreffer zum 2:1 für Real Madrid. imago

kicker: Werden sie heute noch ab und zu auf dieses Spiel angesprochen?

Ramelow: Das kommt manchmal vor, und dann geht es natürlich auch erst mal um Vizekusen. Auf der Zielgeraden hatten wir in dieser Saison ja auch die Deutsche Meisterschaft noch aus der Hand gegeben und danach das Pokalfinale gegen Schalke verloren.

kicker: Was entgegnen sie dann?

Ramelow: Gleich danach erinnern sich die Leute auch daran, dass wir damals unter Klaus Toppmöller wirklich grandiosen Fußball gespielt haben. Und mich macht es im Nachhinein natürlich stolz, dass wir gegen diese großen Stars angetreten sind und uns richtig gut verkauft haben.

kicker: Hatte Bayer Leverkusen in dieser Saison die stärkste Mannschaft aller Zeiten?

Ramelow: Ich war ja insgesamt 13 Jahre in Leverkusen, da hatten wir eigentlich immer sensationell gute Mannschaften mit tollen Spieler.n. In meiner Anfangszeit zum Beispiel stand ich ja noch Bernd Schuster auf dem Platz. Aber diese Mannschaft war grandios, ja, sowohl charakterlich, als auch fußballerisch. Auch wenn es uns am Ende nicht vergönnt war, einen Pokal oder die Meisterschale in die Hand zu bekommen.

Interview: Oliver Bitter

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