Champions League

Borussia Dortmund - Anschlag auf BVB-Bus: Polizei nimmt Tatverdächtigen fest

Mann wollte durch Kursverlust der BVB-Aktie Gewinne erzielen

Anschlag auf BVB-Bus: Polizei nimmt Tatverdächtigen fest

Nach dem Anschlag auf den Bus des BVB hat die Polizei nun einen Tatverdächtigen festgenommen.

Nach dem Anschlag auf den Bus des BVB hat die Polizei nun einen Tatverdächtigen festgenommen. Getty Images

Anderthalb Wochen nach dem Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund hat die Polizei am Freitagmorgen im Raum Tübingen einen 28-jährigen Tatverdächtigen festgenommen. Laut Mitteilung der Bundesanwaltschaft scheint der mutmaßliche Täter wohl auf einen durch den Anschlag verursachten Kursverlust der BVB-Aktie gesetzt zu haben, um dadurch einen Millionengewinn einstreichen zu können. An islamistischen oder anderen extremistischen Hintergründen bestünden erhebliche Zweifel.

Der Verdächtige sei ein 28-Jähriger mit deutscher und russischer Staatsangehörigkeit. Ihm wird von der Bundesanwaltschaft versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Borussia Dortmund - Vereinsdaten
Borussia Dortmund

Gründungsdatum

19.12.1909

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Schwarz-Gelb

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Im Zuge der Festnahme des Verdächtigen hat es Durchsuchungen in vier baden-württembergischen Städten gegeben, in Freudenstadt, Rottenburg, Tübingen und Haiterbach (Landkreis Calw). Das teilte das Innenministerium in Stuttgart mit. Der Tatverdächtige komme aus Freudenstadt.

Aber: "Nach unseren bisherigen Erkenntnissen haben wir keine Anhaltspunkte für mögliche Gehilfen oder aber auch Mittäter", teilte die Bundesstaatsanwaltschaft in einem Statement mit.

Für alle, die im Bus saßen, wären diese Informationen wichtig, denn sie würden den Verarbeitungsprozess deutlich erleichtern.

Marcel Schmelzer

"Die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft, des Bundeskriminalamts und der nordrhein-westfälischen Polizei wurden sehr intensiv und mit Hochdruck geführt", teilten BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Präsident Dr. Reinhard Rauball unisono mit. "Dafür bedanken wir uns in aller Form und hoffen, dass in dem Tatverdächtigen nun der Verantwortliche für den niederträchtigen Anschlag auf unsere Spieler und Staff-Mitglieder gefasst werden konnte."

Kapitän Marcel Schmelzer hofft im Namen der Mannschaft, "dass wir die tatsächlichen Hintergründe des Anschlags erfahren. Für alle, die im Bus saßen, wären diese Informationen wichtig, denn sie würden den Verarbeitungsprozess deutlich erleichtern."

"Der Gewinn wäre umso höher ausgefallen, je weiter die Aktie von Borussia Dortmund gefallen wäre"

Am Dienstag vergangener Woche hatten vor dem Champions-League-Spiel der Dortmunder gegen den AS Monaco drei Sprengsätze am Mannschaftshotel gezündet, während der BVB-Bus vorbeifuhr. Dabei wurde der Abwehrspieler Marc Bartra in dem Fahrzeug von Splittern getroffen und schwer verletzt. Ein Motorradpolizist erlitt ein Knalltrauma.

Laut Bundesanwaltschaft hat der Beschuldigte am 11. April 15.000 Verkaufsoptionen in Bezug auf die BVB-Aktie erworben. Die Papiere hätten eine Laufzeit bis zum 17. Juni gehabt. Der Kauf wurde demnach über einen Online-Anschluss des Mannschaftshotels abgewickelt. Der Beschuldigte habe die Papiere über einen am Anfang April 2017 aufgenommenen Verbraucherkredit in Höhe von mehreren 10.000 Euro finanziert, hieß es. "Der Gewinn wäre umso höher ausgefallen, je weiter die Aktie von Borussia Dortmund gefallen wäre", so die Bundesstaatsanwaltschaft.

Der Beschuldigte hatte ein Zimmer mit Blick auf den späteren Anschlagsort

Mit einem erheblichen Kursverfall wäre zu rechnen gewesen, wenn wegen des Anschlags Spieler schwer verletzt oder sogar getötet worden wären. Der Verdächtige sei wie die Mannschaft Gast im Mannschaftshotel gewesen und habe dort bereits am 9. April ein Zimmer im Dachgeschoss mit Blick auf den späteren Anschlagsort bezogen.

Die BVB-Spieler waren kurz vor dem Anschlag mit ihrem Bus vom Mannschaftshotel zum Champions League-Hinspiel gegen den AS Monaco abgefahren. Die drei Sprengsätze waren in einer Hecke in der Nähe des Hotels versteckt. Das Spiel war dann wegen des Anschlags um einen Tag verschoben worden.

Die Sprengsätze waren dem Generalbundesanwalt zufolge über eine Länge von zwölf Metern in einer Hecke entlang der Fahrstrecke des Mannschaftsbusses angebracht. Die Sprengwirkung der mit Metallstiften bestückten Sprengsätze sei auf den Bus ausgerichtet gewesen. Ein Metallstift sei noch in einer Entfernung von 250 Meter aufgefunden worden. Die Zündung sei nach derzeitigem Erkenntnisstand für jeden Sprengsatz separat über eine funkausgelöste elektrische Schaltung erfolgt. Zur Art des verwendeten Sprengstoffs lägen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor. "Das liegt daran, dass die Sprengsätze gezündet worden sind und dabei der verbaute Sprengstoff vollständig umgesetzt worden ist", erklärte die Bundesstaatsanwaltschaft.

aho/dpa