Champions League

Kampl trifft, warnt und bangt

Einsatz gegen Darmstadt wegen Prellung fraglich

Kampl trifft, warnt und bangt

Bayers "Held von Wembley": Leverkusens Matchwinner Kevin Kampl.

Bayers "Held von Wembley": Leverkusens Matchwinner Kevin Kampl. picture alliance

Den Weg zu den Journalisten in der Mixed Zone legte Kevin Kampl humpelnd zurück. Nach einem Schlag auf den rechten Fuß hatte der Mittelfeldspieler in der Schlussphase ausgewechselt werden müssen. Doch so schmerzhaft die Blessur auch war ("Der Knochen hat ein bisschen gelitten"), die sich bei einer MRT-Untersuchung am Donnerstag als Prellung herausstellte, Kampls Freude über den eminent wichtigen Erfolg im Schlüsselspiel der Gruppe E überstrahlte in diesem Moment alles.

So war weder seine Verletzung noch der nächtliche Rückflug der Mannschaft nach Deutschland der Grund dafür, dass der Slowene stolz erklärte: "Ich werde heute Nacht kein Auge zumachen. Das ist unglaublich, allein schon hier vor so einer Kulisse zu spielen und dann noch das Tor zu erzielen. Dass wir den ersten Sieg einfahren, das ist einfach unglaublich."

Für Kampl war es der zweite Auftritt in Wembley, wo er schon mal ein Länderspiel mit Slowenien bestritten hatte. Bei seiner Rückkehr erlebte er ein persönliches Highlight. "Das ist die Krönung. Das ist ein einzigartiges Gefühl", schwärmte der Dauer(b)renner, der den Mythos Wembley nochmal eine Stufe intensiver empfand. "Damals", sagte Kampl mit Blick auf seinen ersten Auftritt, "war die Stimmung nicht so gut, diesmal war es ein Hexenkessel."

Kampl: "Es war eine schwere Zeit für uns alle. Da fällt eine Last ab"

In dem sich Kampl zum Matchwinner aufschwang in einer starken Leverkusener Mannschaft, die am Samstag beim am Ende noch mit 2:1 gewonnenen Spiel in Wolfsburg bis zur 79. Minute noch auf eine veritable Krise zugesteuert war. Dass sich Bayer 04 jetzt mit zwei Siegen mächtig Luft verschafft hat, war für alle eine große Erleichterung. "Es war eine schwere Zeit für uns alle. Da fällt eine Last ab, weil wir in den letzten Wochen schon viele Tiefschläge hatten", gab Kampl zu.

"Wir sind schon aus vielen schwierigen Situationen rausgekommen"

Dass Leverkusen nun zwei Schlüsselspiele für sich entschied, wertet er als Qualitätsmerkmal seines Teams. "Ich glaube nicht, dass jede Mannschaft nach so einer kleinen Krise, in der wir waren, so zurückkommt. Da gehört schon sehr viel Charakter und Teamgeist dazu. Den haben wir. Wir sind schon aus vielen schwierigen Situationen rausgekommen. Gemeinsam. Da sind wir auf einem guten Weg", erklärte er, fügte jedoch auch warnend an: "Fakt ist aber auch, dass wir weitermachen müssen und nicht denken dürfen, dass jetzt alles perfekt ist."

"Monaco wird am letzten Spieltag sicher ein Endspiel"

Kampl weiß, warum er mahnt. Folgten bei Bayer 04 in dieser Saison doch immer spätestens nach zwei guten Spielen ein böser Rückschlag. "Wir haben jetzt sechs Punkte, sind richtig gut dabei und haben alles selber in der Hand. Monaco wird am letzten Spieltag sicher ein Endspiel", zog der 26-Jährige zufrieden Leverkusens Zwischenbilanz in der Königsklasse. Die in der Liga muss die Werkself noch aufpeppen. "Wir müssen jetzt den Fokus auf der Bundesliga halten, müssen gegen Darmstadt nachlegen. Dann wären wir mit 16 Punkten wieder einigermaßen in der Spur."

Ob es nach dem Erlebnis Wembley schwer fallen könnte, die Spannung gegen die Lilien wieder hoch zu fahren, wurde Kampl gefragt. Seine Antwort war eindeutig: "Das darf uns nicht schwerfallen. Ab Freitag muss der Sieg in Wembley vergessen sein. Wir müssen zuhause gegen Darmstadt gewinnen. Wir müssen hellwach sein und dürfen Darmstadt auf keinen Fall unterschätzen."

Damit die magische Nacht von Wembley nicht zur Momentaufnahme verkümmert, sondern den Wendepunkt für Bayer 04 in einer bislang nicht zufriedenstellenden Saison darstellt.

Stephan von Nocks