Champions League

Thiagos 20, 60, 60 - nicht Sammers "optische Maße"

FC Bayern: Lucic als dritter Torwart in Porto dabei

Thiagos 20, 60, 60 - nicht Sammers "optische Maße"

FCB-Sportvorstand Matthias Sammer blickt dem Spiel in Porto trotz der Verletzungsmisere optimistisch entgegen.

FCB-Sportvorstand Matthias Sammer blickt dem Spiel in Porto trotz der Verletzungsmisere optimistisch entgegen. imago

Als die Bayern 1987 in Wien das Endspiel um den Europapokal der Landesmeister als turmhoher Favorit mit 1:2 gegen den FC Porto verloren, war die "Mauer so hoch und Dresden lag so im Tal", da habe er, Matthias Sammer, nicht viel mitbekommen. Der heutige Sportvorstand des FCB war gerade einmal 19 und spielte für Dynamo. "Politisch-ideologisch war ich für Porto", sagte er auf der Pressekonferenz am Montag und lachte. Insgeheim habe er aber den Münchnern die Daumen gedrückt. Die bittere Niederlage gegen die Portugiesen ist bis heute einer der Tiefpunkte in der Vereinshistorie. Daher bekräftigte Sammer: "Das ist noch präsent."

Gleichwohl spielt das damalige Duell in der Vorbereitung auf das Wiedersehen im Viertelfinale der diesjährigen Champions-League-Saison keine Rolle. Mit großem Respekt äußerte sich Sammer zu Porto: "Was dieser Klub leistet, ist Wahnsinn. Das findet viel zu wenig Anerkennung." In dieser Saison sind die Drachen in der Königsklasse noch ungeschlagen und feierten bei der Generalprobe einen ungefährdeten 3:1-Sieg bei Rio Ave Vila de Conde. Dass sich der Klub darüber definiert, Jahr für Jahr junge Spieler zu verpflichten, diesen ausreichend Zeit einzuräumen, sich zu entwickeln, um mit diesen dann hohe Transfererlöse zu erzielen, sei "ein Erfolgsgeheimnis", das nicht "klassisch" sei. Und trotzdem dürfe das nicht den Status des Vereins schmälern.

Spielersteckbrief Thiago
Thiago

Alcantara do Nascimento Thiago

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Die Marschroute: seriös, ernst, top vorbereitet und auf die eigenen Stärken konzentrieren.

FCB-Sportvorstand Matthias Sammer vor dem Champions-League-Spiel in Porto

Dass bei seinen Bayern einige Akteure ausfallen, bereitet Sammer mittlerweile keine Sorgen mehr. "So eine Situation hat keine Vorteile und doch ist sie auch eine Chance: dass eine Gruppe für sich selbst - klein, aber fein - eine Dynamik entwickeln kann. Die, die da sind, haben unser ganzes Vertrauen, weil sie die Resultate erzielt haben, die nicht alle erwartet haben."

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Gegen Dortmund (1:0) spielte die Elf von Pep Guardiola ganz bewusst entgegen der Doktrin des Trainers: etwas passiver, abwartend, kämpferisch. Im DFB-Pokal gegen Leverkusen (5:3 i.E.) kehrte zumindest ein Teil der spielerischen Note zurück ins Münchner Spiel. Am Wochenende gegen Frankfurt gefiel die Mannschaft auch wieder fußballerisch. Vor der Partie in Porto erklärte Sammer: "Seriös, ernst, top vorbereitet und auf die eigenen Stärken konzentrieren - das ist die Marschroute." Wie sich die Mannschaft letztlich taktisch auf dem Rasen verhält, bleibt abzuwarten. Guardiola ist stets für eine Überraschung gut.

Thiago aller Voraussicht nach in der Anfangsformation

Thiago (re.) feiert mit Robert Lewandowski dessen Tor gegen Frankfurt.

Thiago (re.) feiert mit Robert Lewandowski dessen Tor gegen Frankfurt. imago

Ebenso wie die Dopingkontrolleure der UEFA. Als die Bayern am Montagnachmitag um 16 Uhr in Richtung Portugal aufbrechen wollten, mussten sie unangekündigten Proben abgeben. Daher startete der Flieger gen Süden leicht verspätet. Mit an Bord: die 15 Akteure des Frankfurt-Spiels plus die genesenen Jerome Boateng und Claudio Pizarro sowie Ivan Lucic, ein 20-jähriger Keeper, der sonst zum Kader der Reserve in der Regionalliga gehört.

Auch Thiago saß freilich im Flugzeug nach Porto. Der 24-Jährige wird wohl, wie schon gegen Frankfurt, auch in der Königsklasse von Beginn an auflaufen. "Der will ja nicht raus", so Sammer. Ein physisches Problem ob der englischen Wochen sieht der 47-Jährige speziell beim Spanier nicht. Im Gegenteil: Gerade durch das wochenlange Aufbautraining sei der technisch feine Mittelfeldstratege in Sachen Kondition vielleicht sogar noch fitter als seine Teamkollegen. Einzig die Spielfitness müsse er sich nach und nach holen.

Nach einjähriger Verletzungspause (drei Innenbandrisse) stand Thiago inzwischen dreimal auf dem Rasen. "Er hat grob 20, 60 und 60 gespielt", sagte Sammer - und wandte sich dann im Spaß FCB-Pressesprecher Markus Hörwick zu: "Das sind nicht unsere optischen Maße." Dann kehrte er zum Ernst zurück: "Von Samstag zu Mittwoch ist eine Konstellation, die ich überhaupt nicht problematisch sehe. Mit dem Kopf unter dem Arm spielt der immer noch Fußball."

lei