Champions League

"Nur Neid": Schürrle verteidigt den Chelsea-Stil

Chelsea: Nationalspieler schwärmt von Mourinho

"Nur Neid": Schürrle verteidigt den Chelsea-Stil

"Es macht keinen Sinn, gut zu spielen und zu verlieren": André Schürrle verteidigt Chelseas Philosophie.

"Es macht keinen Sinn, gut zu spielen und zu verlieren": André Schürrle verteidigt Chelseas Philosophie. imago

Öde und langweilig, sagen die einen, legitim und effektiv, sagen die anderen: An der Spielphilosophie des FC Chelsea scheiden sich die Geister. "Es ist nicht schwierig zu trainieren, man stellt zehn Spieler in den Strafraum", beklagte sich Liverpool-Trainer Brendan Rodgers am Sonntag über den Auftritt der Blues an der Anfield Road. Liverpool hatte gerade mit 0:2 verloren .

José Mourinho, dem Baumeister der Chelsea-Mauer, ist derlei Kritik seit jeher herzlich egal. Erfolg steht beim Portugiesen über allem; dass seine erste Amtszeit an der Stamford Bridge 2007 auch deswegen endete, weil Klubboss Roman Abramovich den Mourinho-Fußball nicht attraktiv genug fand - vergessen. Dass er defensivorientierten Kontrahenten selbst gerne mal "Fußball aus dem 19. Jahrhundert" vorwirft - geschenkt. "Viele Zu-Null-Spiele bedeuten nicht, dass du eine defensive Mannschaft bist", sagte Mourinho kürzlich, "es bedeutet nur, dass du gut verteidigst."

Seine Spieler stehen wie Jünger hinter "The Special One", auch André Schürrle verteidigt Chelseas Spielweise leidenschaftlich. "Gewinnen ist das, was zählt", sagte der deutsche Nationalspieler vor dem CL-Halbfinalrückspiel gegen Atletico am Mittwoch (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de) in englischen Medien und bewies damit, dass er nach knapp einem Jahr die Chelsea-DNA bereits in sich aufgenommen hat.

In Deutschland habe ich nie so defensiv gespielt, fast als Linksverteidiger. Das tut mir gut.

André Schürrle

"Man kann perfekten One-Touch-Fußball spielen und trotzdem verlieren. Es macht keinen Sinn, gut zu spielen und zu verlieren", so Schürrle weiter. "Wenn die Leute sagen, 'Chelsea kann nicht Fußball spielen', selbst wenn wir gewinnen, dann sind sie einfach nur neidisch." Als "Kampf" und "Schlacht" beschreibt er das hauseigene Spiel. "Und wenn das bedeutet, auch mal bereit zu sein, etwas zu tun, was eine Gelbe Karte zur Folge hat, dann müssen wir dafür bereit sein. Ich mache das gerne."

Er liebe es einfach, Teil von Mourinhos Mannschaft zu sein, "neue Rollen zu lernen", schwärmt der Ex-Mainzer und -Leverkusener von seinem Trainer. "In Deutschland habe ich nie so gespielt, so defensiv, fast als Linksverteidiger." Aber genau das tue ihm gut, früher habe er die Arbeit nach hinten oft ein wenig vermissen lassen.

Dass umgekehrt auch Mourinho viel von Schürrle hält, ist kein Geheimnis. Spätestens seit er körperlich zugelegt hat, ist der 23-Jährige gesetzt. In Chelseas Offensive wurden nur Eden Hazard (33 Spiele) und Oscar (32) in der Liga häufiger eingesetzt als er (28). Ein Platz im WM-Kader von Joachim Löw, der ihm vorigen Sommer noch Stagnation vorgeworfen hatte, ist deshalb reserviert.

Schürrle glaubt an den Meistertitel, Mourinho offiziell nicht

Reist Schürrle mit zwei Titeln nach Brasilien? "Jeder glaubt, dass wir die Liga und die Champions League gewinnen können", sagt er - und widerspricht damit Mourinho doch in einem Punkt: Der hatte nach dem Sieg in Liverpool behauptet, Chelsea, das im Endspurt auf Schützenhilfe angewiesen ist, sei "nicht wieder im Rennen" um die Meisterschaft, Platz drei vielmehr das Ziel. Ob langweilig oder effektiv: Auch diese "Mind Games" gehören eben zur Chelsea-DNA.