Champions League

Mehr als eine Nummer zu groß

Dortmunds Chancen gering - Resthoffnung Lewandowski

Mehr als eine Nummer zu groß

Lange nur hinterhergelaufen: Vor allem in der ersten Hälfte stand der BVB gegen Gareth Bale und Real Madrid auf verlorenem Posten.

Lange nur hinterhergelaufen: Vor allem in der ersten Hälfte stand der BVB gegen Gareth Bale und Real Madrid auf verlorenem Posten. Getty Images

"Nach allem, was man über Wahrscheinlichkeit sagen kann, ist Real im Halbfinale", musste ein frustrierter Jürgen Klopp eingestehen: "Wir haben uns keine Situation geschaffen, um große Kampfansagen zu machen." Vor allem im ersten Durchgang hatte sein Team nichts von dem umsetzen können, was man sich vorgenommen hatte. Nach dem frühem Gegentreffer durch Bale (3.) rannten die Dortmunder lange nur hinterher, bekamen überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel und die Zweikämpfe. Es war ein Klassenunterschied, der sich in der ersten halben Stunde im Estadio Bernabeu auftat. Einzig Roman Weidenfeller war es zu verdanken, dass der Rückstand nicht schon zur Pause noch höher ausfiel. "Wir sind nicht selbstbewusst genug aufgetreten", konstatierte der BVB-Schlussmann.

Der Plan, den Gegner mit überfallartigen Angriffen über die Außen in Bedrängnis zu bringen, schlug insbesondere im ersten Durchgang völlig fehl. Schnelle Gegenzüge blieben zunächst fast komplett aus. Weil die Gastgeber dem BVB keinen Raum ließen, ging Pierre-Emerick Aubameyang im Sturmzentrum vor der Pause völlig unter, auch von Marco Reus war lange Zeit nichts zu sehen. Der gelbgesperrte Robert Lewandowski wurde an allen Ecken und Enden vermisst.

Dieser BVB war nur ein entfernter Verwandter der großen Borussia der vorigen Saison.

Die spanische Tageszeitung "El Pais" nach dem Duell im Bernabeu

Die Rückkehr des Polen im Rückspiel in Dortmund kommenden Dienstag ist für den BVB das kleine Fünkchen Resthoffnung, das noch bleibt. Auf dem Weg ins Finale hatte er Real beim 4:1 im Halbfinal-Hinspiel vor elf Monaten vier Tore eingeschenkt. Doch die Vorzeichen sind komplett anders als damals, die gebeutelte Dortmunder Rumpfelf schlichtweg nicht auf Augenhöhe mit dem schwungvollen Starensemble aus Madrid. Zumal nun auch noch Kapitän Sebastian Kehl nach der dritten Gelben Karte fehlen wird.

BVB lässt Chancen liegen, Real bestraft Fehler eiskalt

Ein wichtiger Auswärtstreffer wäre im zweiten Durchgang dennoch drin gewesen für den nun verbesserten BVB. Gegen die nicht immer sattelfest wirkende Real-Defensive erspielten sich die Dortmunder mehrere gute Chancen, die jedoch allesamt ausgelassen wurden. "Wenn man solche Möglichkeiten hat, muss man Nadelstiche setzen", klagte Weidenfeller. Und Teamkollege Nuri Sahin befand: "Wir hätten hier mindestens ein Tor machen müssen, Konterchancen hatten wir genug. Wir mussten einfach cleverer spielen."

Pierre-Emerick Aubameyang

Die Chancen nicht genutzt: Pierre-Emerick Aubameyang und der BVB blieben vor dem Tor glücklos. imago

Bei aller Offensivpower der "Königlichen" bleibt auch festzuhalten: Allen Gegentreffern gingen haarsträubende Ballverluste der Borussia voraus. Beim frühen 0:1 ließ sich Erik Durm an der Seitenauslinie von Benzema den Ball abjagen. Vor dem 0:2 durch Isco (27.) verlor Henrik Mkhitaryan die Kugel, vor dem 0:3 durch Cristiano Ronaldo (57.) - in der Phase, als der BVB gerade stärker zu werden schien - spielte Lukasz Piszczek einen fatalen Querpass im Mittelfeld. Während Dortmund beste Chancen ausließ, bestrafte Real diese Fehler eiskalt.

Auf doofe Fragen kann ich nur doof antworten.

Ein gereizter Jürgen Klopp im ZDF-Studio

"Das kann meine Mannschaft normalerweise wirklich besser", kommentierte Klopp: "Mit einem besseren Gefühl hätte man die heutigen Chancen auch nutzen können. Mein Job ist es nun, vor dem zweiten Duell mit Real bei meinen Spielern für dieses bessere Gefühl zu sorgen." Kein gutes Gefühl hatte Klopp erneut im ZDF-Studio. Auf die Frage von Moderator Jochen Breyer, ob "die Sache durch sei" reagierte er reichlich dünnhäutig: "Wie könnte man mir Geld überweisen für meinen Job, wenn ich heute hier stehen würde und sagen: die Sache ist durch? Das wäre genauso doof, wie wenn ich sagen würde, wir hauen die sicher weg", giftete Klopp, ehe er das Studio grummelnd verließ.

Bilder zur Partie Real Madrid - Borussia Dortmund